Lehrplan Evangelischer Religionsunterricht an der Unterstufe Entwurf für die Erprobungsphase August 2008 - Juli 201 1 E v a n g e 1 i s c h e L a n d e s k i r c h e 1 des Kantons Thurgau Lehrplankommission/ Redaktionsteam An der Entwicklung und Konzeption des Lehrplans waren das Amt für Katechetik der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau (Anke Ramöller, lic.phil., und Fred Stumpf, lic.phil.) und Katechetinnen, die von der Katechetischen Kommission berufen waren, beteiligt, nämlich Astrid Friedrich, Christine Graf und Anita Jost. Als Supervisor und Berater von aussen war Rene Bachofen beigezogen. E v a n g e 1 i s c h e L a n d e s k i r c h e 1 des Kantons Thurgau Generelle Ziele des RU Der Religionsunterricht leistet im Fächerkanon der öffentlichen Schule seinen Anteil zum gelingenden Leben der Schülerinnen und Schüler. Sein besonderer Beitrag hierzu ist das Angebot eines über viele Generationen bezeugten, das Leben tragenden Grundes, wie er in den Schriften des AT und NT dargestellt wurde und in der jüdisch-christlichen Tradition Gestalt angenommen hat. Er will die Gewissheit des Paulus vorbereiten, „dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn" Röm 8,38f. In der rationalen und emotionalen Auseinandersetzung mit dieser Botschaft trägt der RU sowohl zu einer kirchlich-konfessionellen Bindung bei, als auch zur Selbstfindung und der Herausbildung einer Identität, die fähig ist, anderen Vorstellungen und Haltungen offen und vorurteilslos zu begegnen. In Zusammenarbeit mit der Schule sind die kirchlich Unterrichtenden einzig diesem Auftrag verpflichtet. E v a n g e 1 i s c h e L a n d e s k i r c h e 1 des Kantons Thurgau Einführung zum Lehrplan Religionsunterricht in der Unterstufe - Modell für gelingendes Leben Der Mensch ist ein Wesen, das auf der Suche nach einer Deutung für sein Leben überhaupt ist. Diese Suche beginnt nicht erst, wenn jemand erwachsen wird. Schon kleine Kinder äus- sern, wenn man sie aufmerksam und respektvoll begleitet, intensive Fragen nach dem Wo- her und Wohin des Lebens, Fragen nach dem, wie Menschen leben sollen, Fragen nach Gott. Sie kennen Schmerz und Freude und bringen sie oft unmittelbar zum Ausdruck, bzw. begreifen den unmittelbaren Ausdruck von Gefühlen bei anderen sehr authentisch, aber sie machen ebenso Leidenserfahrungen, die Fragen nach den Ursachen aufwerfen. Das Fach Religion bietet eine Orientierung an. Er ermöglicht einen gemeinsamen Blick auf existentielle Fragen und bringt unsere Geschöpflichkeit in dieser Welt zur Geltung. Wenn Menschen wissen und spüren, dass sie sich einer anderen als ihrer eigenen begrenzten Wirklichkeit verdanken, dann können sie der Schöpfung und den Mitgeschöpfen mit Respekt und Mitgefühl begegnen. Dies setzt bei Kindern voraus, dass ihnen ein Mensch im Fach Re- ligion zum Gegenüber wird, der selbst respektvoll und aufmerksam mit ihren Fragen und An- liegen umgeht. So kann Religionsunterricht zu einem Modell für gelingendes Leben werden. Und darum ist es so wichtig und zentral, dass Religionsunterricht so früh wie möglich und dann aber auch so lange als möglich Kinder und später Jugendliche durch die so unter- schiedlichen Phasen ihres Lebens begleitet. Religionsunterricht kann im besten Fall sinnstiftend wirken, er stärkt den Widerstand gegen die krank machenden Erscheinungen unserer Zeit, er betont den Wert aller Menschen vor Gott. Auch kann er helfen, das eigene Leben in einem weiteren Horizont zu sehen und zu deuten. Das schulische Lernen ermöglicht eine konzentrierte Auseinandersetzung mit exemplari- schen und gleichwohl sehr wesentlichen Aspekten religiös bestimmten Lebens. Das theologi- sche Leitmotiv für den Religionsunterricht ist die Begegnung Jesu mit den Kindern: Er nahm sie, wie sie ihm entgegen kamen, und sah in ihnen Menschen, die dem Reich Gottes näher als Erwachsene waren. Er erzählte Menschen Geschichten über das Reich Gottes, aber er lebte auch mit ihnen und vermittelte ihnen im Tun, was Nachfolge heissen könnte. Unterrichtsgestaltung - methodische und didaktische Grundentscheidungen Diese theologischen Grundüberlegungen werden sich in der Art und Weise spiegeln, wie der Unterricht gestaltet ist. Die Unterrichtseinheiten sind darauf ausgerichtet, mit allen Sinnen zu erleben und zu erfahren, was Religion heissen könnte. Die Gedanken werden spielerisch, im Nachahmen und Nachgestalten, in Rollenspielen und Tänzen aller Art, in Bildern und plasti- schen Figuren ausgedrückt und damit erfahren. In diesem sinnlich-kreativ ausgerichteten Unterrichtsgeschehen haben biblische Texte (Erzählungen und Lieder/ Gedichte wie z.B. die Psalmen) einen zentralen Ort Die Unterrichtsplanung sollte die Bedürfnisse der Kinder nach Motivation, nach Intensität in der Erarbeitung des zentralen Mediums, nach eigener Gestaltung und Bearbeitung des The- mas, nach einer zeitlich sinnvollen Rhythmisierung (Ausrichtung der Aufmerksamkeit nach aussen im Wechsel mit der Orientierung nach innen in der Phase der Verarbeitung des Er- lebten) sehr sorgfältig beachten. Vorwort/ 1 Grundentscheidungen für den Lehrplan Im Mittelpunkt der Stoffentscheidungen steht die Frage danach, welche Momente der christli- chen Tradition vermittelt werden sollen. Diese Orientierung an biblischen Texten ist jedoch immer daran geknüpft, wie sie sich in die Lebenswelt der Kinder einfügen und wie sie für die kindlichen Erfahrungen fruchtbar gemacht werden können. Der Bezug zwischen den bibli- schen Inhalten und der Lebenswirklichkeit der Kinder ist entscheidend für die Art und Weise, in der der Unterricht statt findet. Der Religionsunterricht soll für die Kinder ein Schatz sein, den sie entdecken können und der sie für ihr Leben mit Kraft, Vertrauen und Mut bereichern kann. Im Religionsunterricht wird die Frage nach einem sinnerfüllten Leben gestellt. Die Art, wie diese Frage eingebracht und mit möglichen Antworten versehen wird, sagt entscheidend etwas darüber aus, ob dieser Religionsunterricht als Modell für ein gelingendes Leben tau- gen kann. Auseinandersetzung mit alltagsfernen Textsorten wie Wunder, Mythen und Legenden Kinder werden heute sehr früh mit kognitiv ausgerichtetem Wissen konfrontiert. Der Zugang zum Reichtum von Textsorten, die nicht diese Wirklichkeitserfahrung meinen, ist darum für manche schon früh sehr schwierig. Noch vor einigen Jahren konnte man Heilungswunder ohne Widerstand in der Unterstufe erzählen, weil die Kinder noch keinen Widerspruch zu ih- rer Alltagsrealität empfanden. Das hat sich z.T. grundlegend geändert. Diesem veränderten Umgang mit Texten, die eine andere Ebene der Wirklichkeitserfahrung meinen und deuten, müssen sich Unterrichtende bewusst stellen. Ein wichtiger Schritt dazu ist eine sorgfältige theologische Auseinandersetzung mit dem Text in der Vorbereitung des Unterrichts. Die Kin- der und ihre Lebenswelt können Unterrichtende dazu bewegen, sich selber auf den Weg zu machen, die andere Ebene der Wirklichkeitsdeutung zu erforschen und den Texten einen tieferen Sinn für den Glauben abzugewinnen. Der Aufbau der Unterrichtseinheiten In jedem Schuljahr ist der Lehrplan einerseits am Ablauf des Schuljahres mit seinem Rhyth- mus von Ferien- und Schulzeiten ausgerichtet sowie orientiert an den Zyklen des Kirchenjah- res. Die Reihenfolge der Unterrichtseinheiten orientiert sich jedoch sehr stark daran, was die Kinder kennen lernen sollten, um Grundeinsichten des Glaubens mitvollziehen zu können. Zur Unterrichtsvorbereitung- und planung Im Amt für Katechetik hat sich die Unterrichtdidaktik von Hans Schmid (2008) als sehr kon- struktiver Leitfaden für die sorgfältige Vorbereitung des Unterrichts herauskristallisiert. Er vergleicht die Unterrichtsvorbereitung mit der Dramaturgie eines Films, für die es auch zen- trale Anforderungen zu beachten gilt, sonst misslingt der Film schon, bevor er überhaupt ge- dreht wurde. Wesentliche Grundprinzipien seiner Didaktik sind: • Rhythmisierung des Unterrichts, die die Aufmerksamkeit der Schüler und Schülerin- nen im Wechsel der Ausrichtung nach aussen und der Aufmerksamkeit nach innen beachtet • Auswahl nur eines Hauptmediums • Verarbeiten des Aufgenommenen in einer Gestaltungs- und Ausdrucksphase Vorwort/ 2 Diese Stichworte können natürlich nur ein Impuls sein, der zu einer weiter reichenden Be- schäftigung mit dem Ansatz einlädt. Hans Schmid (1997) Die Kunst des Unterrichtens. Ein praktischer Leitfaden für den Religi- onsunterricht. Köse/ Hans Schmid (2008) Unterrichtsvorbereitung - eine Kunst. Ein Leitfaden für den Religions- unterricht. Kösel Grundstrukturen der Jahresplanung: Jahresthema und gestalterische Grundidee Die drei Schuljahre haben jeweils ein Jahresthema: Spuren Gottes (1. Schuljahr), Segen - wie Gott wirkt (2. SJ), Von Gott geführt (3. SJ). An diesen Jahresthemen orientieren sich alle Themenblätter eines Schuljahres und werden von hier entfaltet und vertieft. In den Leitge- danken, die auf jedem Themenblatt zu finden sind, wird der Bezug zwischen dem Jahresthe- ma und dem Einzelthema ausdrücklich dargestellt. Die didaktisch-methodische Entschei- dung, die hinter dieser Struktur steht, heisst vertiefen durch anknüpfen und wiederholen. Für jedes Jahresthema gibt es eine praktische Idee, die die Inhalte sinnlich erfahrbar macht und den Kindern ein Leitmotiv durch das Schuljahr gibt: Das Schatzkästlein für das 1. Schuljahr, der Segensbaum für das zweite und das Unser-Vater für das dritte Jahr. Die Themen eines Schuljahres bauen aufeinander auf und sind auf die Strukturen des Schul- jahres und des Kirchenjahres mit seinen Festkreisen bezogen. Einzelne Themen sind natür- lich untereinander austauschbar, aber die Lehrplankommission sah in dem jetzigen Aufbau eine sinnvoll entwickelte Struktur, so dass bei Aenderungen in der Abfolge sorgfältig überlegt werden sollte, wie die Voraussetzungen der Kinder davon beeinflusst werden und welche zu- sätzlichen Informationen berücksichtigt werden müssen. Aufbau des einzelnen Themenblattes 1. Leitgedanken Die Leitgedanken formulieren theologische Grundideen des Themas und deuten es jeweils noch einmal vom Jahresthema aus. Sie sollen für die Unterrichtenden eine Orientierung bei der Frage sein, von welchen Perspektiven der eigene Unterricht getragen wird und an wel- chem theologischen Ort man sich bei der Unterrichtsvorbereitung befindet. Diese Frage soll- te am Beginn jeder Vorbereitung stehen, Hans Schmid formuliert als Leitgedanken: Ich be- gegne dem Text, bzw. ich selbst als Lehrperson begegne dem Unterrichtsgegenstand und frage mich, welche Bedeutung er konkret für mich hat. Die Leitgedanken sollen zudem Hinweise geben, wo Kinder theologisch und religiös vielleicht ansprechbar sind, und helfen, sich von diesen Einsichten bei der Unterrichtsvorbereitung tra- gen zu lassen. 2. Unterrichtsgegenstand Die Vermittlung der auf den Themenblättern angegebenen Unterrichtsgegenstände, d.h. der aufgeführten biblischen Texte, ist für Katechetinnen und Katecheten verpflichtend. Alle Texte in dieser Zeile sind verpflichtend. Darüber hinaus können auch zusätzliche Texte verwendet werden, wenn sie sich in die Arbeit mit der Klasse sinnvoll einfügen lassen. 1 n den Hand- lungsmöglichkeiten sind gelegentlich auch Texte aufgeführt. Diese werden aber nur verwen- det, wenn sie sich sinnvoll in die konkrete Unterrichtsplanung einbeziehen lassen. Vorwort/ 3 3. Die Entfaltungs- und Handlungsmöglichkeiten In der Entfaltung und bei den Handlungsmöglichkeiten sollte sich für den biblischen Text ein Fenster zum Leben der Kinder hin öffnen, d.h. er muss auf die Lebenswelt der Kinder bezo- gen sein. Der Abschnitt auf dem Themenblatt gibt z.T. Hinweise auf Gliederungsaspekte von längeren Erzählzusammenhängen, also z.B. für die Geschichten um Abraham und Sara. Dann gibt es jedoch auch kurze Skizzen für verschiedene Zugänge zur Unterrichtseinheit, so z.B. beim Thema Passion und Ostern für das 1. Schuljahr. Dort werden zwei unterschiedliche Möglich- keiten dargestellt, mit den Kindern eine Unterrichtseinheit zu gestalten. Der Königsweg im Umgang mit biblischen Erzählungen bleibt das Erzählen selbst, aber die- ses kann auf sehr unterschiedliche Art geschehen. Es gehört zu einem lebenslangen Lernen auch von Unterrichtenden, immer wieder Ausschau nach anderen als den bekannten Mög- lichkeiten zu halten. Das Besondere von Erzählungen wird sich von ganz unerwarteten Sei- ten her erschliessen, wenn neue Methoden gefunden sind! Darüber hinaus soll dieser Teil des Themenblattes Handlungsmöglichkeiten darstellen, die den Kindern das Thema sinnlich und praktisch näher bringen. Der Unterricht in diesen ersten Jahren sollte alle Sinne immer wieder anregen und in Schwingungen versetzen, bewegend (Tänze) und an konkreten Unterrichtsprodukten orientiert sein (ein Schatzkästlein für das 1. Schuljahr z.B.). Die Ideen in diesem Abschnitt sind unbedingt als Anregung, nicht als Verpflichtung gedacht! Se sollen Kreativität freisetzen und zu eigenen Wegen ermutigen. Die Medienstelle in Kreuz- lingen kann umfassend Unterstützung bieten, Material zusammen zu tragen. 4. Gestalterische Grundidee In dieser Zeile stehen Anregungen für die Ergänzung der gestalterischen Grundidee, also zum Schatzkästchen im 1. Schuljahr, zum Segensbaum im 2. Und zum Unser-Vater im 3. Schuljahr. 5. Lied Im Religionsunterricht soll wieder mehr gesungen werden. Wir schlagen vor, für jede Unter- richtseinheit mindestens ein festes Lied im Repertoire zu haben, das die Kinder tatsächlich auch singen können. Einige Lieder werden genannt, sie sollen jedoch nur als Anregung die- nen. 6. Zur kindlichen Entwicklung Wenn es notwendig erschien, wurden hier noch allgemeine Hinweise zu entwicklungsbeding- ten Besonderheiten der Altersgruppen gegeben. Vorwort/ 4 Zum Jahresthema Spuren Gottes (1.Schuljahr) Das Thema des ersten Schuljahres heisst „Spuren Gottes". Diese Formulierung spiegelt den Leitgedanken für das ganze Jahr. Das Thema weist darauf hin, dass durch die Begegnung mit biblischen Geschichten und Symbolen die Welt und das eigene Leben in einer über sie hinausweisenden Tiefe sichtbar werden. In den Erfahrungen des Alltags - in der Begegnung mit der Welt, mit anderen Menschen - können Spuren Gottes aufscheinen. Die Kinder sollen eine Ahnung, ein Gefühl, einen Eindruck bekommen, wo Menschen in ih- rem Leben Gott als die Leben bringende Kraft entdecken. Sie sollen mit symbolischem Den- ken und Erleben selbst in Berührung kommen und in den Gegenständen und Erfahrungen des Alltags die transzendente Ebene entdecken können, z.B. in dem Seil, das hält, aber auch fesselt - von Gott getragen und gehalten werden wie von einem Seil in der Felswand. Sie dürfen mit allen Sinnen auf die Spurensuche gehen und Gottes lebendige Gegenwart in der belebten und unbelebten Natur, in den Tieren und in den Menschen entdecken. Die in der Gemeinschaft mit den Kindern gestaltete Spiritualität ist Ausdruck dieser Spuren- suche und Ausdruck der Feier des Lebens. Die erste Begegnung von Kindern mit dem kirchlichen Religionsunterricht in der Schule Alle Themen dieses Jahreskreises sind auf das Grundthema ausgerichtet und sollen von ihm her gedeutet und ausgestaltet werden. Die erste Begegnung mit dem kirchlichen Religions- unterricht sollte besonders sorgfältig vorbereitet und durchdacht werden. Viele Kinder können mit dem Wort Religion nichts anfangen. Dabei taugt das Wort selbst schon als Schlüsselbegriff: religare - Halt geben, festhalten, rückbinden. Das Fach Religion kann ein Verlockungsmodell gelingenden Lernens und Lehrens in der Schule (E.M. Bauer) sein. Das will auch die erste Unterrichtseinheit des Schuljahres zeigen. Wir schlagen für die erste Unterrichtseinheit, in der die grundlegende Begegnung mit Religi- onsunterricht an der Schule stattfindet, eine Idee von Eva-Maria Bauer/ Rottenburg vor, die sie das „Schatzkästchen Religion" nennt. Die Ausgestaltung kommt dem Bedürfnis der Kin- der, geheimnisvolle und bedeutsame Dinge zu entdecken, sehr entgegen. Sie ermöglicht es auch, den Grundgedanken der Spurensuche ganz praktisch und sinnlich zu erfahren. Gleichzeitig bietet die Idee aber auch die Möglichkeit für Unterrichtende, dieses Schatzkäst- chen Religion mit den Symbolen zu füllen , die für sie selbst im laufe ihres eigenen Lebens besonders bedeutsam geworden sind. Wir möchten darum dazu anregen, sich vor Beginn ei- nes ersten Schuljahrs ganz bewusst der Frage zu stellen, welche Symbole religiösen Lebens für einen selbst persönlich wichtig sind und welche man anderen gerne vermitteln möchte. Davon hängt auch ab, wie das Schatzkästlein in der Klasse gefüllt ist. Eva-Maria Bauers Un- terrichtsreihe, die als Skript zur Verfügung steht, gibt in vielfältiger Weise Anregungen, die Unterrichtseinheit zu den einzelnen Symbolen mit Geschichten, Tänzen, Liedern, Bastelar- beiten und symbolischen Handlungen zu füllen. 1. Schuljahr/ 1 Gestalterische und theologisch wie entwicklungspsychologisch orientierte Grundidee Ausgehend von dieser ersten Unterrichtseinheit ergibt sich die gestalterische Grundidee für die weitere Zeit im Schuljahr, nämlich die Idee des Schatzkästleins. In allen weiteren Unter- richtseinheiten erweitert sich das Schatzkästlein um einen symbolhaften Gegenstand oder einem Text. Jedes Kind bekommt ein Schatzkästlein, einen kleinen Karton, den es selbst zu- nächst innen und aussen ganz individuell gestaltet. Die erste Unterrichtseinheit widmet sich diesem Thema ganz ausdrücklich, nämlich im Titel Religion als Schatzkästlein. Im Verlauf des Schuljahres können die Unterrichtenden immer wieder zu dieser Ausgangsbasis zurück- kehren, indem sie das Kästlein in jeder Unterrichtseinheit mit einem weiteren Symbol füllen. Anregungen dazu finden sich auf jedem Themenblatt. Empfohlen wird, das Schatzkästchen in jeder Stunde, in der es gebraucht wurde, wieder ein- zusammeln und es den Kindern erst gegen Ende des Schuljahres auszuhändigen. Die Idee des Schatzkästleins kommt dem Bedürfnis der Kinder danach, Gegenstände zu sammeln und sie in schönen Schachteln aufzuheben, sehr entgegen. Auseinandersetzung mit alltagsfernen Textsorten wie Wunder, Mythen und Legenden Im ersten Schuljahr gibt es die Unterrichtseinheit Begegnung mit Jesus. Mit den zu erzählen- den Geschichten können die Unterrichtenden in die im Vorwort beschriebene Lage kommen, dass die Kinder die Wunder von ihrer Alltagsrealität her anzweifeln. Wenn es dann nicht ge- lingt, die Bedeutung dieser Erzählungen auf einer anderen Wirklichkeitsebene zu erschlies- sen, verlieren die Geschichten letztlich ihren Sinn. Das trifft in gewisser Weise für alle religi- ösen Texte zu, aber bei Wundern , Legenden und Mythen (Schöpfungsgeschichte) wird die Schwierigkeit am deutlichsten. Voraussetzungen im 1. Schuljahr Neben der Tatsache, dass für manche Kinder sehr unklar sein mag, welche Inhalte der Reli- gionsunterricht hat, sind die Voraussetzungen der Kinder sehr unterschiedlich. Manche ver- fügen schon über ein grosses Repertoire an biblischen Erzählungen, für andere ist nahezu jede Geschichte völlig neu. Das ist eine schwierige Situation, die von den Unterrichtenden grosse Flexibilität verlangt. Darüber hinaus muss in den ersten zwei Schuljahren der Unter- richt darauf ausgerichtet sein, faktisch ohne das Lesen und Schreiben von Texten auszu- kommen. Die Unterrichtseinheiten im Zusammenhang des 1. Schuljahres Die erste Unterrichtseinheit Schatzkästchen Religion sollte es Kindern ermöglichen, einen Geschmack von dem Reichtum und den Möglichkeiten des Faches Religion zu bekommen. Die Vorbereitung sollte unbedingt darauf ausgerichtet sein , diesen Schatz in vielen Facetten 1. Schuljahr/ 2 erfahrbar zu machen. Daran schliesst sich das Thema Gott als der gute Hirte an. Die Kinder werden mit diesem Symbol auf verschiedenen Ebenen vertraut gemacht. In der Erzählung von der Segnung der Kinder wird die Brücke von der Gottesvorstellung des Hirten hin zu der konkreten Person Jesus geschlagen. An diese Themeneinheit schliesst sich die Erzählung über Noah an. Die Spur Gottes findet sich da, wo ein Mensch inmitten existentieller Bedrohung eine unerwartete Rettung erlebt und sich beschützt dem weiteren Weg anvertrauen kann. Mit dem Advents- und Weihnachts- festkreis kehrt man theologisch mitten im Schuljahr zu den Anfängen des Christentums zu- rück. Wie in der Erzählung über Noah und die Sintflut kommt das Ungeschützte, Bedrohte in der Gestalt des Kindes, aber auch in den Hirten, in den Blick. Die Weisen aus dem Osten sollen ihren Platz nach den Weihnachtsferien zu Epiphanias finden. Die Kinder sollen dann die Möglichkeit haben, Jesus als erwachsene Person in seinem Han- deln kennen zu lernen, in der Begegnung mit Jesus. Die Lehrplankommission empfiehlt, sich mit den Brot-für-alle-Materialien des Jahres vertraut zu machen und gegebenenfalls zu ent- scheiden, ob auch schon im 1. Schuljahr etwas davon sinnvoll in den Religionsunterricht hin- einzunehmen ist. Im Zusammenhang mit dem nachfolgenden Passions- und Osterfestkreis ist zu überlegen, wo die Unterrichtseinheit Taufe am besten unterzubringen ist, ob noch vor den Passionsge- schichten oder erst in der nachösterlichen Zeit. Das hängt auch vom Datum des Osterfestes und der Frühlingsferien ab. Die Erinnerung an die Taufe und die Auseinandersetzung mit ih- rer Bedeutung muss einen festen Platz im Religionsunterricht haben. Eltern und auch Paten umgehen die Erinnerung an die Taufe häufig, möglicherweise weil sie selber nicht wissen, wie sie mit ihren Kindern darüber sprechen können. Umso wichtiger ist es also, dass die Be- deutung der Taufe im Unterricht zur Sprache und in die Erfahrung gebracht wird. Das Schuljahr wird mit einer Unterrichtsreihe über die Schöpfung abschliessen, denn zu die- ser Zeit lässt sich die Faszination der erwachenden Natur und der Fülle des Sommers auch sinnlich am intensivsten erfassen. 1. Schuljahr/ 3 Jahresthema Spuren Gottes/ Schatzkästchen Schuljahr Themen Verbindliche Texte Kirchenjahr Zeit bis zu den Schatzkästchen Reli- • Ps 139, Herbstferien gion 14-16 7-8 Lektionen • Mt 13,44 Der gute Hirte • Ps 23 • Mt 19, 13-15 • Lk 15,3-7 Zeit bis zu den Weih- Noah • Gen 7-9 Erntedank nachtsferien 8-9 Lektionen Ch laus-Geschichte/ Advent/ Weihnachten Legende des Nikolaus von Myra Weihnachtsgeschichte • Lk 2 Zeit bis zu den Begegnung mit Jesus • Joh 2, 1-12 Sportferien • Lk 5, 1-11 3-4 Lektionen • Lk 19, 1-10 • Mk 4, 35-41 und Paralle- len • Lk 15, 11-32 Die Einheit muss nach den Sportferien weitergeführt wer- den! Zeit bis zu den Os- BfA-Materialien Fastenzeit/ Passion/ terferien Ostern 7-8 Lektionen Passion/ Ostern • Mt21,1-11 • Mk 15, 20-44 • Mt 28, 1-10 Zeit bis zu den Taufe • Mt 19, 13-15 Pfingsten Pfingstferien • Apg 8, 26-40 4-5 Lektionen • Jes 43, 1 Zeit bis zu den Som- Schöpfung • Gen 1,1 bis merferien 2,3 6-7 Lektionen 1. Schuljahr/ 4 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegen- stand Religion ist ein Schatzkästchen Der Religionsunterricht führt Kinder zu der Frage, wie Menschen ihr Leben verstehen und ihre Erfahrungen deuten können. Er hat damit eine Schlüs- selstellung unter den Schulfächern, weil er sich auf diese Frage konzen- trieren und Kindern einen Sinn für ihr Leben zeigen kann. Die Unterrichtenden bieten in diesem Sinn Erfahrungsmöglichkeiten und Schlüsselbedingungen religiösen Lernens an. Die Kinder können so Religi- on in ihrem Alltag entdecken und eine erste Vorstellung von den 1 nhalten dieses Faches in der Schule entwickeln. In dieser ersten Unterrichtseinheit stehen Symbole religiösen Lernens im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens. Dabei spielen Alltagsgegenstände eine Rolle, die als Symbole auf ihre spirituelle Seite hin befragt werden, aber auch für die wichtigen Erfahrungen religiösen Lernens stehen. Auf diese Weise begeben sich Kinder und lehrende (!) auf eine spannende Spurensuche Gottes und machen wichtige Erfahrungen mit symbolischer Denkweise. Es werden im folgenden Aspekte der Unterrichtseinheit Schatzkästchen Religion von Eva Maria Bauer vorgestellt. Symbole religiösen Lebens mit verschiedenen Erzählungen aus den Evan- gelien (siehe Vorschläge im Skript) Psalm 139, 14-16 Mt13,44 Entfaltungs- Schatzkästchen Religion und Handlungs- Ein schönes Schatzkästchen wird in jeder Stunde geöffnet und enthält im- möglichkeiten mer zuoberst, mit Tüchern bedeckt, das nächste Symbol. Symbolhaft zu deutende Alltagsgegenstände: • Schlüssel zum Schatzkästchen Religion (der natürlich nicht im Kästchen liegt, sondern den Zugang zum Kästchen eröffnet) • Halt finden: Seil • Still werden: eine leere (Klang-) Schale (mit Stille gefüllt) • sehen lernen: Naturgegenstand, je nach Jahreszeit (schauen, se- hen lernen) • hinhören: Meeresmuschel • musizieren: kleines Instrument • spielen: ein buntes Tuch, eine Knotenpuppe (jeder spielt eine Rolle im Stück seines eigenen Lebens) • feiern: eine Kerze • heil machen: eine Tonscherbe • satt werden an Leib und Seele: Brot und Bibel 1. Schuljahr I 5 Gestalterische Grundidee Lied • verankert sein: Bild der Gemeindekirche Handlungsmöglichkeiten: • mit der Gruppe nach und nach für jedes Kind ein selbst gestaltetes Schatzkästchen mit den z.T. selbst hergestellten Symbolen füllen • Die Unterrichtseinheit wird mit Geschichten, Gedichten, Stilleübun- gen und Tänzen vervollständigt. (siehe Skript) Die Grundidee besteht darin, dass jedes Kind ein Schatzkästchen Religion in dieser ersten Unterrichtseinheit gestaltet, und diese Möglichkeit soll als Leitidee über das ganze Schuljahr hin verfolgt werden. In einigen der vor- gesehenen Unterrichtseinheiten können symbolische Gegenstände eine Schlüsselfunktion haben und zu dem Schatzkästchen hinzuQefüQt werden. Anmerkungen Schätze sammeln, sich auf Schatzsuche begeben, Schatzkisten öffnen, ist zur kindlichen für Kinder eine spannende Aufgabe. Sie entspricht der Lust, Neues zu ent- Entwicklung decken und sich mit Spannung anzueignen. Literaturhinweise Eva-Maria Bauer: Schatzkästchen Religion - Schlüsselerfahrungen religiösen Lernens. Als Skript in der MRU Kreuzlingen erhältlich Bauer, Eva-Maria (1997) Mehr Lust am Lernen. Wege zu einer menschenfreundlichen Schu- le. Spirituelle Impulse. Praktische Übungen. Unterrichtsbeispiele 1. Schuljahr/ 6 Thema Leitgedanken Unterrichtsge- genstände Entfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten Gestalterische Grundidee Lied Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 1. Schuljahr/ 7 Der gute Hirte Das Thema knüpft an die Symbole der Einführung an und ergänzt sie um ein zentrales biblisches Bild, Gott als der gute Hirte. Das Bild vom Hirten bietet die Möglichkeit, sich als von Gott geliebt und beschützt zu erleben, da wo man sich verlassen, schutzlos, bedroht fühlt, aber auch da, wo man un- bekannte Wege erprobt und danach sucht, mit Aufmerksamkeit und Zuwen- dunQ beQleitet zu werden. Jesus und die Kinder Mt 19, 13-15 Das verlorene Schaf Lk 15, 3-7 Ps 23 Die Figur des Hirten als Leitmotiv in dieser UE vor Augen behalten • eine kleine Hirtenfigur von jedem Kind selbst gestalten lassen Jesus und die Kinder Mt 19, 13-15 Jesus liebt die Kleinen, und er gibt ihnen seinen Segen • Bildbetrachtung, z.B. Emil Nolde: Christus und die Kinder • Darstellungen in Bilderbüchern und Kinderbibeln • Sachkunde zum Umgang mit Kindern zur Zeit Jesu Das verlorene Schaf Lk 15, 3-7 • erzählen und gestalten mit Hilfe des Ausdrucksspiels Ueux dramati- ques)/ Pantomime Ps 23 • gemeinsames Lernen des Textes mit Bildern zu den Textabschnit- ten/ spielerische Darstellung des Textes Darstellung eines Hirten; kleine selbst gestaltete Hirtenfigur Noch einmal zur Erinnerung: Die Präsentation der Geschichten und Texte muss sich daran orientieren, dass die Kinder noch nicht lesen können und den Zugang auf eine nicht schriftlich gebundene Weise haben müssen. Thema Leitgedanken Unterrichts- gegen- stand Noah als Mann auf der Spur Gottes - gegen den Augenschein und die Wahrscheinlichkeit Noah ist ein Mann, der sich nicht darin beirren lässt, der Spur Gottes zu fol- gen, obwohl die wahrnehmbare Realität gegen seinen Auftrag spricht und sein Handeln absurd erscheint. Die Kinder lernen einen Menschen kennen, der unbedingt daran geglaubt hat, dass sich das Vertrauen in Gott lohnt. Die Geschichte spiegelt die Erfahrung einer umfassenden Bedrohung des Lebens und die unwahrscheinliche Rettung derjenigen, die sich Gott und se~ nem Handeln anvertrauen - und damit auf seiner Spur bleiben. Die Geschichte von Noah und Gott, der Sintflut, der Arche und dem Re- genbogen Gen 7-9 Entfaltungs- und 1 nhaltliche Gliederungsaspekte: Handlungsmög- lichkeiten • Wasser - Bedrohung und Notwendigkeit (Symbolarbeit kann hier ver- tieft werden) • Noah baut eine Arche - Schutz des Lebens angesichts der Bedro- hung • die Zusage von Gottes Segen für die Menschen, die Tiere und die Welt - das Versprechen Gottes, den Menschen zu schützen, anneh- men und damit seinen Weg gehen Handlungsmöglichkeiten: • mit einem Regenrohr dem Phänomen Regen nachspüren • eine Arche mit den verschiedenen Tieren gestalten (Wandgemälde) • einen Regenbogen mit allen Kindern für das Klassenzimmer gesta~ ten - als Brücke, die Gott mit den Menschen verbindet, die aber auch von Mensch zu Mensch führt (malen, mit Krepppapier in ein Gitter weben) • einen Regenbogen mit bunten Tüchern tanzen und mit Orffschen In- strumenten dazu Musik machen Gestalterische Idee für das Schatzkästchen: Ein Regenbogen Grundidee Lied Gott hät die ganz wiit Welt (Kolibri 204) Mini Farb und dini (Kolibri 259) 1. Schuljahr/ 8 Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 1. Schuljahr/ 9 Die Kinder setzen sich in diesem Alter bewusst mit dem Phänomen des Le- bensendes auseinander. Damit sind sie auch bei dem Thema der Bedro- hung des Lebens. Die Auseinandersetzung mit Noah entspricht der Frage nach dem Schutz des Lebens, religionspädagogisch dem Segen Gottes. Thema Leitgedanken Unterrichts gegen- stand Advent und Weihnachten Gottes Spuren finden sich da, wo er das Kleine, das Ungeschützte, das Kind in seine Obhut nimmt. Im Feiern, im Gestalten, im Singen, Spielen, Basteln können die Unterrichtenden die Zeit im Advent und vor Weihnachten beim Entdecken dieser Spuren mit den Kindern verbringen. 1 n der Haltung der Lehrperson zu diesen Inhalten spiegelt sich die Bereitschaft, das noch Unent- faltete - auch und gerade in den Kindern, mit denen sie arbeitet -zu schützen und ihm einen Raum zu geben, in dem es lebendig bleiben und sich entwi- ckeln kann. Die Weihnachtsgeschichte und die Weihnachtszeit ist ein beson- derer Schatz für Kinder, der vielleicht gar keiner besonderen Symbolisierung bedarf, aber natürlich im Feiern eine grosse religiöse Bedeutung hat. Die Geburtsgeschichte und die Hirten Lk 2 Zu Epiphanias: Die drei Weisen Mt 2 Entfaltungs- Zum Chlaustag: und Handlungs- Nikolaus von Myra I möglichkeiten Chlaus-Erzählungen (s.u. Anmerkungen) 1. Schuljahr/ 10 Die Weihnachtsgeschichte in Schritten bis zu den Ferien erzählen und gestal- ten: Das Schutzlose und Unbedeutende bewusst in den Blick nehmen • Gabriel bei Maria - die unbedeutende junge Frau wird zur Trägerin des Heils • Befehl des Augustus und Weg nach Bethlehem • das Wunder der Geburt im Stall in Bethlehem - Gott kommt zu den Menschen • die Hirten: Das Geführtwerden hin zu einem Ziel, das man nicht selbst gewählt hat und das einen dennoch dorthin bringt, wohin man sich im tiefsten 1 nneren wünscht • das Ankommen feiern Handlungsmöglichkeiten: • die Geschichten mit Figuren gestalten, so dass am Schluss die Krippe vollständig entstanden ist • den Glanz der Advents- und Weihnachtszeit ganz bewusst mit den Schülerinnen gestalten: religiöse Weihnachtslieder singen(!), basteln, spielen Gestalterische Grundidee Lied Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 1. Schuljahr/ 11 • Gerda Bächli (1998): Daniel eine Geschichte, die besonders die Bedeutungslosigkeit eines kleinen Hirten, dem der Engel die Botschaft bringt, in den Blick nimmt, und der zunächst das Kind nicht findet, weil er es in einem vornehmen Haus vermutet hat • Singspiel von G.Bächli zu ihrer Geschichte, das die Zeit mit inhaltlich passenden Liedern begleiten kann • nach Weihnachten und passend zu Epiphanias: Erzählung von den drei Weisen Mt 2 Lichtsymbol Stern Singspiel von Gerda Bächli zu dem Bilderbuch Daniel Gegen den Sinn der Advents- und Weihnachtszeit steht die Erfahrung, dass die Wochen vor Weihnachten für Erwachsene wie für Kinder von grosser Un- ruhe und Hektik erfüllt sind. Der RU sollte die Chance nutzen, etwas dagegen zu setzen und die Kinder in die Erfahrung von Stille und Achtsamkeit für das Geschenk dieser Zeit zu führen. Beim Umgang mit den Chlaus-Geschichten in Form von Bilderbucherzählun- gen oder als Legenden sollte sorgfältig überlegt werden, welchen Stand die Kinder signalisieren. Sind sie schon bereit, die reale Figur des Nikolaus von Myra kennen zu lernen? Wie soll der kindliche Chlaus-Glaube mit der Realität des Bischofs von Myra in Einklang gebracht werden, so dass für die Kinder eine stimmige Auseinandersetzung stattfindet? Manche Lehrperson wird viel- leicht auch das Bedürfnis leiten, dem Wirrwarr um die Chlaus-Varianten (Wer- bung!) den historischen Hintergrund entgegen zu setzen, um die Kinder zu ei- ner tieferen Auseinandersetzung mit der Botschaft des Christentums zu füh- ren. Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltungs- und Hand- lungsmög- lichkeiten Begegnung mit Jesus Die Schüler haben in der Weihnachtsgeschichte von Jesus gehört. Nun geht es darum, dass sie erleben, was aus diesem Kind geworden ist, und dass sie die Person Jesus anhand erster Geschichten kennen lernen. In diesen Geschichten können sie einem Jesus begegnen, der beginnt seinen Auftrag zu erfüllen, indem er das Reich Gottes unter die Menschen bringt- er legt eine Spur Gottes im Leben der Menschen, die um ihn sind. Bei der Hochzeit in Kana macht Jesus deutlich, dass auch das Feiern von Fes- ten seinen Platz im Leben hat und auf eine Spur Gottes verweist. In der Erzählung vom Fischzug fordert Jesus die Fischer auf, ihm nachzufol- gen. Wir können mitverfolgen, wie die Kraft des Glaubens diese Menschen fä- hig macht, alles loszulassen und neue Wege zu gehen. Jesus ist Gottes Sohn und Mensch, der unter Menschen gelebt hat. Jesus zeigt sich als Freund der Menschen. Er ist anders, als es die Führer des Volkes gern hätten und auch erwarten. Bei der Begegnung mit Zachäus wird deutlich, dass das Urteil, je- mand sei Aussenseiter, für ihn keine Bedeutung hat. Jesus lässt sich auf den Aussenseiter Zachäus ein und es wird erahnbar, wie Menschen ohne demüti- gende Urteile übereinander zusammen leben könn(t)en. Die Erzählung von der Stillung des Seesturms spiegelt die Ungeborgenheit und Verlorenheit des Menschen ohne Glauben. In der Begegnung mit Jesus finden Menschen zu diesem Glauben und damit zu einer Basis für ihr Leben. Liebe ohne Wenn und Aber weist auf eine weitere Spur Gottes. Im Verhalten des Vaters seinen beiden Söhnen gegenüber (Lk 15) erzählt Jesus von dieser bedinqunqslosen Liebe Gottes zu den Menschen, Hochzeit in Kana Joh. 2,1-12 Fischzug Lk 5, 1-11 Zachäus Lk 19,1-10 Der Seesturm Mt 8,23-27/ Mk 4, 35-41/ Lk 8,22-25 Der Vater und seine beiden Söhne Lk 15, 11-32 Hochzeit in Kana (Joh 2, 1-12) • Erzählung • Feste, Feiern , Essen und Trinken. Fischzug (Lk 5, 1-11) • Erzählung • ein Netz in seiner symbolhaften Bedeutung erforschen (vernetzen, Halt geben, auffangen , einengen), • Freundschaft (Beziehungsnetz): loslassen, Mut, etwas Neues zu wagen • Kinder bilden zusammen aus einem Seil ein Netz; ein Kind legt sich auf dieses Netz. Zachäus (Lk 19, 1-10) • Erzählung 1. Schuljahr/ 12 Gestalteri- sche Grundi- dee Lied Anmerkun- gen zur kind- lichen Ent- wicklung • ausgestossen sein, Ausgrenzung, Aussenseiter (Spielformen) • Zachäus als der Kreative, der doch noch spüren kann, was er braucht, und nach einem Weg sucht, sich aus der Enge zu befreien Der Seesturm (Mt 8, 23-27; Mk 4, 35-41; Lk 8, 22-25) • Erzählung • Die Jünger erkennen, wie Gott durch Jesus wirkt. • Angst und Geborgenheit, Glaube in der Ungeborgenheit Der Vater und seine beiden Söhne (Lk 15, 11-32) • Erzählung: gemeinsames Gestalten der Geschichte durch Elemente aus Ton und Naturmaterialien, die Szenerie wird auf einem Tuch entwi- ckelt. • Rollenspiel • Comics • ein Stück Netz (Fischzug) • ein Ring als Zeichen für die Liebe Gottes (Vater und Söhne) Die „Wunder" von Jesus können, je nachdem, auch schon in Frage gestellt werden, siehe auch den Abschnitt „Alltagsferne Textsorten" im Vorwort zum Lehrplan. 1. Schuljahr/ 13 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten 1. Schuljahr/ 14 Taufe und Tauferinnerung, Taufe als Bekenntnis zu Gott Das Thema Taufe orientiert die Frage, wo die Spuren Gottes zu entdecken sind, unmittelbar bei den Kindern selber. Kinder sind ein Geschenk Gottes an die Eltern. Wie in der jüdischen Tradition formuliert, glauben auch Chris- ten und Christinnen, dass Gott jeden Menschen beim Namen kennt. Auch wenn Kinder auf Wunsch ihrer Eltern durch die Taufe von Anfang an in der Kirche leben, müssen sie sich später immer wieder frei und selbständig entscheiden und ihr Bekenntnis zu Jesus und zur Kirche finden. Die Taufe wird zum sichtbaren Zeichen/ Ritual für die Zugehörigkeit zu Gott und die Erinnerung daran in dieser U E kann eine wichtige Wegmarke auf dem Weg zu einer bewussten Auseinandersetzung mit der Taufe und dem christlichen Bekenntnis sein. Inhaltlich knüpft die Unterrichtseinheit am stärksten bei der Unterrichtsein- heit von Gott als dem guten Hirten an. Jesus nimmt die Kinder auf, so wie sie zu ihm kommen. Er erweist sich damit als der gute Hirte, dem das Leben des einzelnen Kindes unendlich kostbar ist. Jesus formuliert die Gewissheit, dass die Kinder näher beim Reich Gottes sind als die Grassen und niemand ihnen die Zugehörigkeit verwehren darf. In der Taufe kommt Gottes unbe- dingte Liebe zu den Getauften zum Ausdruck. Das sollte für die Klasse der Fokus für das Thema Taufe werden, auch wenn mit der neu einzuführenden Geschichte von der Taufe des Afrikaners ein weiterer Aspekt dazu kommt, nämlich das Bekenntnis: Ich will zu diesem Jesus dazu gehören. Es sollte für die Kinder aber deutlich werden, dass es einen inneren Zusammenhang zwischen der Segnung der Kinder durch Jesus und diesem Bekenntnis zu Jesus und zu Gott qibt. Rückgriff auf die Segnung der Kinder Mt 19,13-15 (s. UE Der gute Hirte) Jes 43,1 Die Taufe des Afrikaners Apg 8, 26-40 Die Taufe des Afrikaners • Erzählung • Verknüpfung mit der Segnung der Kinder durch Jesus Die Taufe der Kinder • eigene Taufe: Taufspruch, Fotos, Kerze • Tauferinnerungsfeier • Teilnahme an einem Taufgottesdienst • Besuch in der Kirche, Foto von jedem Kind am Taufstein • Gotti, Götti: z.B. Zeichnung , „Brief' schreiben Jes 43, 1 • mein Geburtstag • mein Name Gestalterische Idee für das Schatzkästlein: Grundidee Ein Bild der Kirche, in der das Kind getauft wurde, oder der Kirche, zu der es sich wegen der aktuellen Umstände zugehörig fühlt - oder eine Kirche, die es besonders schön findet. Lied Anmerkungen Da das Thema Taufe so früh erscheint, sollte die Aufmerksamkeit der Unter- zur kindlichen richtenden auf die Zugehörigkeit zu Gott und den Aspekt der grossen Ge- Entwicklung borgenheit bei Gott gerichtet sein, auch wenn es theologisch natürlich noch ganz andere Aspekte gibt. Bitte unbedingt bei der Konzeption bedenken, dass nicht alle Kinder qetauft sind! 1. Schuljahr/ 15 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten 1. Schuljahr/ 16 Passion - Ostern Für diese Unterrichtseinheit gibt es zwei unterschiedliche Wege, die jeweils auch einen eigenen theologischen Akzent haben. Der eine ist, mit den Kindern zusammen Vorgänge um das Werden und Ver- gehen von Pflanzen und Tieren sehr genau zu beobachten und sich mit ih- nen der Frage nach der Bedeutung von Verwandlung zu nähern. Ihre Erfah- rungen mit Abschied, Trauer und Tod werden behutsam in die Gespräche einbezogen. Sie begegnen so zunächst den Grenzen des Lebens und dem Wiederbeginn auf der sehr kreatürlichen Ebene und beginnen zu verstehen, dass dieser Prozess das Leben insgesamt kennzeichnet. Und im eigentli- chen Sinne ist diese Art des Nachdenkens auch sehr theologisch bestimmt, wenn man sie auf den paulinischen Text 1. Kor 15 (besonders 35-38) be- zieht. Der andere Weg beginnt zwar vielleicht auch mit einem Hinweis auf die Ver- wandlungsprozesse, die das Leben insgesamt kennzeichnen, konzentriert sich aber auf die biblischen Erzählungen von Passion und Ostern. Die Kin- der erfahren vom Tod Jesu und sie erleben mit, wie Menschen dem aufer- standenen Jesus begegnen und so auf eine neue Spur Gottes kommen, die so ganz anders ist als die, die sie sich vorgestellt haben. Jesus zieht in Jerusalem als König auf einem Esel ein Mt 21, 1-11 Jesus stirbt am Kreuz/ Grablegung Mk 15, 20-44 Ostern: Die Frauen am leeren Grab Mt 28, 1-10 Jesus zieht in Jerusalem ein (Mt 21, 1-11) • Erzählung • einen Königsweg gestaltend legen - Erwartungen an eine wunderba- re Zukunft Jesus stirbt am Kreuz (Mk 15, 20-44) • Erzählung • aus Ästen ein Kreuz binden Die Frauen am leeren Grab (Mt 28, 1-10) • Erzählung • Erzählung in Form des Ausdrucksspiels Ueux dramatiques) oder ei- nes anderen szenischen Spiels • Blume/ Schmetterling (aus Pfeifenputzern oder .... ) ins Kreuz ste- cken Vom Weizenkorn, das in die Erde fällt (Joh. 12,24) - dieser Schritt kann auch gut in die U E Vom Wachsen und Werden integriert werden oder dort im Sinne des Passions - und Ostergeschehens neu thematisiert werden. • Stille- und Tastübung zum Weizenkorn • Weizenkörner in die Erde und in ein Keimgerät legen, das Wachstum beobachten • Weizen mahlen und ein Brot daraus backen • ein Gespräch über Werden und Vergehen und über Verwandlung in eine andere Form Heide Saalfrank/ Eva Goede (1998) Abschied von der kleinen Raupe (Bilderbuch) • Verpuppung und Verwandlung beobachten • endgültiger Abschied - Trauer - Verlust - und unerwarteter Neube- ginn Oder (in der Gesprächsführung anspruchsvoll!): In einem ausführlichen Gespräch die Geburt eines Kindes in den Mittelpunkt stellen • Wie hat das Kind vielleicht die Geburt erlebt, nachdem es 9 Monate lang aussergewöhnlich geborgen war (vielleicht eine erste Erfahrung mit nahem Tod)? • Nach diesem Schritt kommt eine völlig neue Welt. Hätte das Kind sich diese Welt vorstellen können? • Was bedeutet aus dieser Sicht Tod und Auferstehung? (Aspekt der Unmöglichkeit, sich die Auferstehung eines Menschen auch nur an- nähernd vorstellen zu können) Osterbräuche: Ostereier Gestalterische Idee für das Schatzkästli: Ast-Kreuz, Blume ins Kreuz stecken, Grundidee Schmetterling (aus Pfeifenputzern) Lied Anmerkungen In den Altersstufen 5 bis 7 gibt es erfahrungsgemäss eine intensive Zuwen- zur kindlichen dung zur Frage nach dem Tod. Die Kinder haben in der Regel auch Erfah- Entwicklung rungen mit dem Tod von (Haus-) Tieren gemacht. Sie sind damit beschäf- tigt, was es konkret bedeutet, dass Lebewesen sterben. Gleichzeitig sind sie sehr daran interessiert zu erfahren, wohin Menschen gehen, wenn sie ster- ben. In diese Auseinandersetzung hinein kommt der Gedanke, dass allem Sterben ein neuer Beginn folgt. 1. Schuljahr/ 17 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Die Schöpfung als Tat eines Gottes, der das Leben, die Vielfalt, die Menschen liebt In der belebten und unbelebten Natur sollen die Kinder die Spuren eines Gottes, der das Leben will, der sie als Kinder will, erfahren können. Eine Haltung des Entdecken Wollens, des Staunens soll ermöglicht werden und Raum haben. Die Kinder beschäftigen sich mit der Vielfalt des Lebens in der Schöpfung. Sie sollen erleben, dass Tiere und Pflanzen als Gottes Geschöpfe gesehen werden können. Sie selbst können in der Vielfalt des Lebens die Spuren Gottes entdecken. Der Schöpfungshymnus bietet Kindern Gottes gute Ord- nung an in einer unübersichtlichen Welt und lädt ein zum Staunen und Lo- ben. Schöpfungsbericht Gen 1, 1 bis 2, 1-3 Entfaltungs- Erster Schöpfungsbericht und Handlungs- Die Kinder lernen den 1.Schöpfungsbericht kennen und gestalten ihn nach. möglichkeiten 1. Schuljahr/ 18 Handlungsmöglichkeiten: • Die Kinder haben die Möglichkeit, Naturmaterialien selbst auszuwäh- len, ihre Sinneseindrücke bewusst wahrzunehmen, ihre Gedanken und Empfindungen mitzuteilen, ihre Eindrücke ästhetisch zu gestal- ten (Sinnesparcours). • Was gehört alles zum Leben, zu unserer Welt dazu? • Sie lassen sich auf die Frage ein, woher wir kommen und wohin wir gehen (Aspekt des Werdens und Vergehens, siehe U E zu Passion und Ostern). • (Natur-Spaziergang mit) Sammeln von Naturmaterialien, die den Kin- dern wichtig sind • Die Vielfalt der Lebensformen darstellen. Ein Stegreifspiel: Welche Pflanze, welches Tier bin ich? • Schöpfungsmandala ( mit Naturmaterialien) legen • Schöpfungsbuch / Leporello mit den Schöpfungstagen gestalten • ein eigenes Loblied auf die Schöpfung nach dem Vorbild Ps 104 for- mulieren Gestalterische Idee für das Schatzkästlein: Grundidee ein Foto vom Schöpfungsmandala mit Sätzen aus dem von der Gruppe ent- wickelten Schöpfungspsalm, von der Lehrkraft geschrieben und kopiert. Lied Gott hät die ganz wiit Welt (Kolibri 204) Anmerkungen (Natur-) Schätze sammeln ist auch in dieser Unterrichtseinheit ein zentrales zur kindlichen Thema und kommt den Bedürfnissen der Kinder in dieser abgewandelten Entwicklung Form sehr entgegen. Die belebte und unbelebte Natur in den verschiedens- ten Spielarten zu beobachten und Neues zu erfahren, gehört unmittelbar dazu. Mit den eigenen Händen etwas gestaltend nachzuahmen, erschliesst den Rhythmus der Schöpfungsgeschichte auf spielerische und natürliche Weise. 1. Schuljahr/ 19 Zum Jahreshema Wie Gott wirkt- Segen (2. Schuljahr) Das Jahresthema des zweiten Schuljahres geht der Frage nach, wie Gott im Leben wirkt, wo sein Segen, „seine sichtbare und freundliche Zuwendung zu den Menschen" (Religion in Ge- schichte und Gegenwart. 4. Aufl.), deutlich wird. Der Segen Gottes bedeutet, dass Leben in seinem vollen Wortsinn gewährt wird, das heisst Fruchtbarkeit, Lebenskraft, Glück und Gedeihen. Im aaronitischen Segen wird das leuchten- de Angesicht Gottes über den Menschen gewünscht. Segen heisst hier, dass ein Leben im Licht von Recht und Gerechtigkeit - Gott als die Sonne der Gerechtigkeit - geschenkt wird. Menschliches Leben kann nur gelingen oder wird als sinnvoll empfunden, wenn ein Mensch in den Beziehungen zu sich, zu seinen Mitmenschen und zur Natur im Einklang ist. Ist der Mensch von Gott gesegnet, wirkt sich der Segen, der auf dem Einzelnen ruht, in die Gemein- schaft und für das Leben selbst aus. Bedroht ist der Mensch, wenn Gott sein Angesicht von ihm wendet, der Verlust der göttli- chen Gegenwart bedeutet in der alttestamentlichen Welt den Verlust des Lebens selbst. Im Alltagsbewusstsein spiegelt sich die Korrespondenz zwischen Segen und Fluch, wie sie auch in den biblischen Erzählungen thematisiert ist. Der Mensch, der von Schicksalsschlä- gen heimgesucht wird, kann formulieren, auf ihm liege ein „Fluch". In den beiden alttesta- mentlichen Erzählsträngen, die für das zweite Schuljahr vorgesehen sind, Abraham und Sara und die Erzählungen um Jakob und Esau, lässt sich das Gegenüber und 1 neinander von Se- gen und Fluch verfolgen. Gesegnet ist der, der sich in den Wechselfällen des Lebens der Be- gegnung mit Gott stellt und ihr nicht ausweicht. Gerade in den Erzählungen von Jakob und Esau werden das menschliche Schema und die menschliche Wahrnehmung von Segen und Fluch jedoch durchbrochen. Für Esau müsste der Verlust des Erstgeburtsrechtes soziale Konsequenzen haben, aber das Drama und der Kampf zwischen Jakob und ihm führen nicht dazu, dass Esau zum Aussenseiter wird. Er wird, ohne dass es in den Einzelheiten erzählt wird, von Gott gesegnet. Gott schenkt den Se- gen und Esau öffnet sich ihm anscheinend ebenso wie der Lügner Jakob, dessen Lebensge- schichte in allen Stationen dargestellt wird. Gestalterische und theologisch wie entwicklungspsychologisch orientierte Grundidee Das Jahresthema des Segens soll auch im 2.Schuljahr für die Kinder ganz begreifbar und sinnlich zu erfahren sein. Unser Vorschlag ist, einen Segensbaum über das Jahr hin mit den Kinder zu gestalten und in Form von Blättern und Früchten die Auswirkungen des Handelns Gottes im jeweiligen Thema darzustellen. Möglich wäre auch, einen Weg zu gestalten, an dem die Auswirkungen des Segens Gottes dargestellt würden. Besondere Voraussetzungen im 2. Schuljahr Lesen und Schreiben sind auch im 2. Schuljahr noch nicht gefestigt. Dazu kommt, dass die Kinder im 2. Schuljahr sehr stark durch kognitive Anforderungen belastet sind und es auch aus diesem Grund darauf ankommt, einen sinnlich-kreativen, abwechslungsreichen Unter- richt zu gestalten. 2. Schuljahr/ 1 Die Unterrichtseinheiten im Zusammenhang des 2. Schuljahres Das erste Thema des neuen Schuljahres knüpft am letzten des vergangenen Schuljahres an. Es thematisiert das Wachsen und Werden. Je nachdem ob es mit dem Erntedank abge- schlossen werden soll, muss es den Platz mit den Erzählungen zu Abraham und Sara tau- schen. Das Thema Wachsen und Werden kann einen Schwerpunkt bei der Beobachtung ha- ben, wie die Kinder selbst ihr eigenes Werden beobachten und wahrnehmen. Demgegen- über können sie an Abraham und Sara mitverfolgen, wie ein Mensch sich in seiner Entwick- lung und Geschichte Gott anvertraut und Gottes Segen erlebt. Die Weihnachtsgeschichte im zweiten Schuljahr sollte durch die Erzählungen bestimmt sein, in denen Menschen Engeln begegnen und durch diese entscheidend in ihren Haltungen und Handlungen beeinflusst werden. Erkennbar wird der Segen Gottes dort, wo Menschen sich von diesen Botschaften tragen und bestimmen lassen und durch sie das Leben geschützt wird. Wie im ersten Schuljahr schliesst sich hieran die Begegnung mit dem erwachsenen Jesus an. Lebenskraft, Gedeihen und Vertrauen ins Leben entstehen für Menschen in dieser Be- gegnung. Auch in diesem Jahr sollten die Unterrichtenden überlegen, ob die Brot-für-alle-Materialien sich in die Zeit zwischen der Begegnung mit Jesus und der Thematisierung von Passion und Ostern einfügen lassen. Mit zwei alttestamentlichen Erzählungen geht es nach Ostern auf das Ende des Schuljahres zu. Esther ist eine wenig bekannte, aber nichtsdestoweniger spannende Figur, die ihren sehr eigenen Weg in der Bedrohung ihres, des jüdischen Volkes finden muss. Für alle Kinder ebenfalls sehr spannend sind wohl die Konflikte zwischen dem so ungleichen Zwillingspaar Jakob und Esau. Aber ebenso bewegend kann die Frage sein, wie jemand, der sich so sehr von den äusseren Zwängen bestimmen lässt, immer wieder zu der segensrei- chen Begegnung mit Gott findet. 2. Schuljahr/ 2 Jahresthema Se en - wie Gott wirkt Schul'ahr Themen verbindliche Texte Kirchen·ahr Zeit bis zu den Segen (1-2 Lektionen) • 4. Mose 6, Erntedank Herbstferien 24-26 7-8 Lektionen Vom Wachsen und • Ps 65, Werden 10-14 Abraham • Gen 20 ff Zeit bis zu den Weih- Engel in den Weih- • Lk 1. 26-38 Advent und Weih- nachtsferien nachtsgeschichten • Mt 1, 18-25 nachten 8-9 Lektionen • Lk 2, 8-20 • Mt 2, 1-12 • Mt 2, 13-15 Zeit bis zu den Sport- Begegnung mit Jesus - • Joh,5, 1-18 ferien heil werden an Körper, • Lk 17, 11-19 3-4 Lektionen Geist und Seele • Mk 7, 31-37 • Mk 10, 46-52 Zeit bis zu den Os- Zeit für Bf A-Materialien Fastenzeit terferien Passion und Ostern 7-8 Lektionen Passion und Ostern • Lk 22, 14-20 • Lk 23, 33-56 • Lk 24, 13-35 Zeit bis zu den Esther Das Buch Esther im Pfingsten Pfingstferien AT 4-5 Lektionen Zeit bis zu den Som- Jakob und Esau • 1. Mose 25, merferien 19 bis 6-7 Lektionen 35, 29 2. Schuljahr/ 3 Thema Der Segen Gottes Leitgedanken Der Segen Gottes bedeutet, dass Leben in seinem vollen Wortsinn ge- währt wird, das heisst Fruchtbarkeit, Lebenskraft, Glück und Gedei- hen. Im aaronitischen Segen wird das leuchtende Angesicht Gottes über den Menschen gewünscht. Segen heisst hier, dass ein Leben im Licht von Recht und Gerechtigkeit - Gott als die Sonne der Gerechtig- keit - geschenkt wird. (Siehe Vorwort zum 2. Schuljahr) Dieses Thema ist eine kurze Einführung und auf eine, höchstens zwei Lektionen ausgerichtet. Unterrichtsgegen- Der aaronitische Segen 4. Mose 6, 24-26 stand Entfaltungs- • Segenslied zum Ausgangspunkt machen und Handlungs- • auswendig lernen mögl ichkeiten • eigene Segenssätze formulieren • einen Segen für die Klasse formulieren Gestalterische Segen für die Klasse an den Baum hängen Grundidee Lied Komm, Herr, seone uns, dass wir uns nicht trennen Zur kindlichen Ent- Ein Ritual haben, durch das sich ein Kind beschützt fühlt, kann zur Ge- wicklung borgenheit und zum Aufgehobensein auch in der Klasse beitragen. 2. Schuljahr/ 4 Thema Leitgedanken Unterrichts gegenstand Enfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten Gestalterische Grundidee Lied 2. Schuljahr I 5 Vom Wachsen und Werden Das Thema schliesst sich an die Reihe über die Schöpfung an, die das ers- te Schuljahr abgeschlossen hat. Inhaltlich bezieht es sich damit auf zentrale Aussagen des Alten Testaments und führt diese Gedanken in Texten des Neuen Testaments weiter. Die Unterrichtenden und die Kinder beobachten Wachsen und Werden der Natur und so erschliesst sich ein Zugang zu dem religiösen Begriff des Se- gens Gottes in der Welt. Sie bilanzieren ihr eigenes Wachstum im ersten SJ und können stolz feststellen, dass sie orosse Schritte oemacht haben. Gleichnis vom Senfkorn Mk 4, 30-32; Mt 13, 31-33; Lk 13, 18-21 Erntedank Ps 65, 10-14 • eigenes wachsen erkennen und sich als einmalig wahrnehmen, • eigene Fähigkeiten in den Blick bekommen und die Stärken und Schwächen daran beobachten • Pflanze und Tiere: Wachsen und Werden beobachten • philosophieren: Wie kommt es, dass etwas lebendig ist? • Was ist das Leben in dir- in einem Tier- in einer Pflanze? • Dank für den Segen Gottes Handlungsmöglichkeiten: • Wachstum vergleichen, Wachstumsbedingungen vergleichen (Ein- fluss von Licht, Wärme, Wasser) • Pflanzen, die im Frühsommer (1.SJ) ausgesät oder ausgepflanzt wurden, weiter pflegen und beobachten • Sinnesreise mit Senfkörnern • Senfkörner keimen lassen • Erntearbeit/ Erntevergnügen • Erntedankgottesdienst besuchen, mitgestalten Verschiedene Samen und trockene Früchte an dem Segensbaum befesti- gen. Kleines Senfkorn Hoffnuno (Kolibri 172) Anmerkungen Die Kinder bilanzieren mit Stolz, wie gross sie geworden sind, welche Fähig- zur kindlichen keiten sie sich in dem vergangenen ersten Schuljahr angeeignet haben, Entwicklung vielleicht auch, wie sie als Gruppe und Klasse zusammen gewachsen sind. 2. Schuljahr/ 6 Thema Leitgedanken Unterrichtsge- genstand Entfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten Gestalterische Grundidee Lied Abraham und Sara - Vertrauen und Segen Die Erzählungen um Abraham und Sara spiegeln eine Glaubenserfahrung, die die jüdische und christliche Tradition tief geprägt hat. Im Vertrauen auf einen Gott, der sich ihnen im Leben nach und nach offenbart, brechen sie aus vertrauten Strukturen auf und gehen einen Weg in unbekanntes Land, der ihnen auch erst im Vollzug als der richtige deutlich wird. Abraham und Sara werden so gesehen zu Vorbildern im Vertrauen auf Gott, der Segen verheisst und schenkt. Die Erzählungen um Abraham und Sara bieten Kindern die Möglichkeit, das eigene Leben mit seinen Zweifeln, Hoffnungen, Ängsten, Brüchen und Ab- schieden im Licht des Vertrauens auf Gott, der beschützt und begleitet, wahrzunehmen. Die Erzählungen von Abraham und Sara Gen 20 ff Gliederungsaspekte in den Erzählungen • Abraham und Sara brechen im Vertrauen auf Gott ins Unbekannte auf I Familie und Gemeinschaft als Ort, wo Vertrauen und Geborgen- heit wachsen kann • Aufbruch aus der Sicherheit -Angst und Mut gehören zusammen • Abraham und Sara sind Fremde im verheissenen Land/ Geborgen- heit im Vertrauen auf den Gott, der sich von ihnen hat finden lassen, nicht in Abhängigkeit von Menschen Handlungsmöglichkeiten • Weg als Symbol vorstellen, visualisieren und dieses in der Unter- richtseinheiten präsent halten • Abraham-und-Sara-Buch / Leporello mit Darstellungen der Wegsta- tionen gestalten • Sachkunde: Nomadenleben thematisieren Idee für den Segensbaum: Stationen des Lebensweges von Abraham und Sara auf Blättern gestalten und an den Baum heften Anmerkungen Sich der führenden und leitenden Hand eines Grösseren anzuvertrauen und zur kindlichen mitgehen, um etwas Neues, Wesentliches zu entdecken, ist ein wichtiges Entwicklung Thema dieser Jahre. 2. Schuljahr/ 7 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Engel in den Advents- und Weihnachtsgeschichten Der Segen Gottes wird sichtbar im Kommen von Jesus. Engel sind die Bo- ten, die die Ankunft des göttlichen Kindes ankündigen und begleiten. Die Begegnung mit Engeln verändert Menschen und macht sie bereit, von ihrem bewusst geplanten Weg abzuweichen und der Botschaft des Engels zu folgen. Ein Teil dieser Engelsbegegnungen geschieht im Traum. Die Gat- tung Traum verweist auf die Kraft des Unterbewusstseins. Tiefenpsycholo- gisch kann man die Engelgeschichten als Erfahrungen deuten, in denen ein Mensch seinem tiefsten eigenen Wesen begegnet. R. M. Rilke thematisiert dies auf eine eigentümliche Weise, indem er sagt: „Jeder Engel ist schreck- lich". Er kennzeichnet mit dieser Beschreibung die Erfahrung, dass hier Le- bensentscheidendes zum Durchbruch kommt und dies für den Menschen auch krisenhaftes Erleben ist. Engel sind Symbole des Wirken Gottes und tragen dazu bei, dass Hoffnung, Mut und Kraft für das eigene Leben entsteht und zu eigenen, von Gott aus- gelösten Entscheidungen führt, die sich nicht in die Wünsche der Herr- schenden einfüQen. Erzählungen, die im Umfeld der Geburt Jesu durch das Erscheinen von En- geln mitbestimmt sind, wie es bei Lukas und Matthäus geschildert wird: Gabriel bei Maria Lk 1, 26-38 Der Engel bei Josef Mt 1, 18-25 Der Engel bei den Hirten Lk 2, 8-20 Der Traum der Weisen Mt 2, 1-12 Der Engel im Traum von Josef: Flucht nach Ägypten Mt 2, 13-15 Entfaltungs- Engel als besondere Boten Gottes, die den Menschen begegnen, ihr Den- und Handlungs- ken und Handeln verändern und ihnen einen eigenen Weg weisen, werden möglichkeiten in den Mittelpunkt der Advents- und Weihnachtszeit gestellt. Die Weihnachtsgeschichte wird so fortlaufend mit dem Fokus auf den En- gelsbegegnungen erzählt. Begleitend dazu wird gebastelt und gefeiert. Handlungsmöglichkeiten: • Jedes Kind gestaltet seinen eigenen Engel. • Engelstanz • Traum der Könige, Relief in der Kathedrale von Autun (Bildbetrach- tunQ) Gestalterische Segensbaum: eine Engelgestalt Grundidee Lied 2. Schuljahr/ 8 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten 2. Schuljahr/ 9 Begegnung mit Jesus - heil werden an Körper, Geist und Seele Die Evangelien zeigen mit den Heilungsgeschichten, wie Gott in unserem Leben wirkt und Jesus Menschen in körperlicher und auch seelischer Sicht heil macht und sie in ihrem und für ihr Leben segnet. Die Heilungsgeschichten verdeutlichen, was Segen in der Begegnung mit Jesus heisst. Jesus wendet sich dem Menschen unmittelbar zu und zeigt damit: Wir werden von Gott gehört, gesehen und in einem umfassenden Sinne wahrgenommen. Die in diesen Heilungsgeschichten gemeinten Men- schen gewinnen ihr Vertrauen ins Leben zurück und verbinden sich auf eine neue Weise mit Gott. Bartimäus erfasst die Besonderheit der Begegnung mit Jesus und lässt sich nicht entmutigen, notfalls auch mit Geschrei zu dem vorzudringen, von dem er Grosses erwartet. Der Taubstumme wird von Jesus aus dem Gedränge genommen, er wird von ihm im ganzen Ausmass der Erkrankung wahr genommen: Mit den Oh- ren, die von Lauten nicht erreicht werden, mit der Zunge, die sich nicht lö- sen kann. Inmitten dieser Situation sucht Jesus die Verbindung zu Gott und aus dieser entsteht die Heilung. Bei einem der zehn Aussätzigen ist der Dank Ausdruck seines Glaubens, für ihn ist die Heilung Segen und Gnade Gottes, die anderen können dies Geschenk Gottes also solches nicht annehmen. In der Heilung am Teich Bethesda wird deutlich, dass der Weg mit Gott kei- ne Garantie für erfüllte Wünsche in einem sorglosen Leben ist. Aber gerade in der hoffnungslos scheinenden Situation kann sich das Blatt wenden, in- dem der, der gelähmt war, sich ermutigen und auffordern lässt, selber zu qehen. Bartimäus Mk 10, 46-52; Mt 21, 1-11; Lk 18, 35-43 Heilung eines Taubstummen Mk 7, 31-37 Die 10 Aussätzigen bzw. der dankbare Samaritaner Lk 17, 11-19 Am Teich Bethesda Joh 5, 1-18 Bartimäus (Mk 10, 46-52; Mt 21, 1-11; Lk 18, 35-43) • Erzählung • Krankheit und Heilung heute und zur Zeit Jesu • blind sein (Blinde Kuh, verbundene Augen, Tastspiele) Heilung eines Taubstummen (Mk 7, 31-37) • Erzählung • Schüler stumm begrüssen - wie gestalten Gehörlose ihren Tag? • Gebärdensprache Gestalterische Grundidee Lied Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 2. Schuljahr/ 10 (-7 www.visuelles-denken.de/Schnupperkurs 1 . htm 1) Die 10 Aussätzigen (Lk 17, 11-19) • Erzählung • Angst vor Ansteckung • Heilung als Geschenk, Dank als Bedürfnis, als Ausdruck des Glau- bens Am Teich Bethesda (Joh 5, 1-18) • Erzählung • warten, Geduld haben, aushalten • Hoffnung • Bewegung des Wassers als sichtbares Zeichen des Wirken Gottes • Wasser als reinigende und heilende Kraft Idee für den Segensbaum: auf Heftplaster für jede Geschichte ein Zeichen aufmalen (Auge, Ohr, Hand für Haut, Wasser, ... ), an den Baum kleben Gaze (Verbandsstoff), Ast umwickeln, aufkleben Je nachdem, in welchem Zusammenhang Kinder sich bewegen, ist nicht mehr selbstverständlich zu erwarten, dass sie Wunder als gegeben hinneh- men. Dann geht es erst recht darum, dass die Unterrichtenden theologisch einen Standort gefunden haben, der jenseits des Mirakels liegt und der ih- nen hilft vermitteln zu können, was es bedeutet, in der Begegnung mit Jesus heil zu werden. Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltungs- und Handlungs- möglichkeiten Passion und Ostern Im ersten Schuljahr ging es darum, behutsam an eine Auseinandersetzung mit den Prozessen von Werden, Vergehen und Neuwerden heranzuführen. Im zweiten Schuljahr kann die Erfahrung des Miteinanders in den Blick ge- nommen werden, wie sie im gemeinsamen Passahmahl Jesu mit seinen Jüngern und mutmasslich Jüngerinnen zum Ausdruck kommt. Hier kann daran angeknüpft werden, dass Leben vergeht und Neues entsteht. Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern, aber er erwartet etwas grundlegend Neues. Der Segen entsteht im Miteinander, auch wenn dieses über eine Zeit lang radikal in Frage gestellt zu sein scheint. Die Geschichte der Em- maus-Jünger spiegelt diese Szene in gewisser Weise, indem das Trennen- de, die Katastrophe des Todes das Bewusstsein erfüllt und an seine Stelle die Erfahrung eines neuen, ganz anders gearteten Miteinanders treten muss, um die Verzweiflung über den Tod zu überwinden. Das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und Jüngerinnen Lk 22, 14-20 Kreuzigung und Tod Lk 23, 33-56 Die Emmaus-Jünger Lk 24, 13-35 Gliederungsaspekte beim Erzählen: • Jesus feiert mit seinen Freunden und Freundinnen ein Festmahl - im Bewusstsein des nahen Endes. • Die Bedrohung des gemeinsamen Lebens: Er wird gefangen genom- men und gekreuzigt, Entsetzen und Verstörung bei seinen Freun- den. • Die Emmaus-Jünger: Inmitten der tiefen Verzweiflung über den Ver- lust des Freundes begreifen sie plötzlich, dass er lebt, weil er mit ih- nen auf die gleiche Weise wie früher das Brot teilt und so zu ihnen spricht, dass „ihr Herz brennt". Handlungsmöglichkeiten: • Freude und Miteinander im gemeinsamen Essen erleben • Karl Schmidt-Rottluff Gang nach Emmaus (Holzschnitt) • Schmidt-Rottluffs Holzschnitt in einer Bleistiftzeichnung nachgestal- ten Gestalterische Ein „brennendes Herz" gestalten und an den Baum hängen Grundidee Lied 2. Schuljahr/ 11 Thema Leitgedanken Die jüdische Königin Esther rettet ihr Volk vor der Ausrottung im fremden Land Endlich soll auch eine Frauengeschichte ihren Platz bekommen, obwohl die Bibel weder Männer- noch Frauengeschichten erzählt, sondern Menschen- geschichten. Bei dem Buch Esther handelt es sich um eine im Christentum wenig be- kannte Geschichte, die von Standfestigkeit, vom Einsatz für das eigene Volk und für den eigenen Glauben erzählt. Den Segen Gottes zu kennen und zu erleben bedeutet nicht, dass Menschen ohne Schwierigkeiten durch ihr Le- ben kommen. Esther ist ein Beispiel dafür, wie ein Mensch mit Angst, Trauer, auch mit Freude und Macht umgehen kann. - Dank der Tatsache, dass Esther im Le- ben und in der Glaubenstradition ihres Volkes (~ Baum ) verwurzelt ist, hält sie das aus. An den Hindernissen und Herausforderunoen wächst sie. Unterrichts- Das Buch Esther in Erzählschritten für die 2. Klasse gegenstand Entfaltungs- Erzählung / Gliederungsmöglichkeit: und Handlungs- • Esthers neues Zuhause möglichkeiten Gestalterische Grundidee Lieder Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 2. Schuljahr/ 12 • Esther wird Königin • Esther bittet für ihr Volk • die Rettung der Juden Handlungsmöglichkeiten: • Leporello • Schriftrolle • Palast malen Ueder Schüler erhält einen Ausschnitt) • Rollenspiele • Handpuppen Idee für den Segensbaum: ein Stück Wurzel als Zeichen für die Verwurzelung im Leben, im Volk, in der Familie, im Glauben Thema Leitgedanken Unterrichts gegen stand Entfaltungs- und Handlungs möglichkeiten Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 2. Schuljahr/ 13 Jakob und Esau - Segen, der den Lebensweg begleitet Die Kinder lernen Geschichten kennen, die zeigen, wie sich das Vertrauen in Gott im Leben von Menschen auswirkt. Der Segen, der Abraham verheis- sen und geschenkt wurde, wird in die nächsten Generationen weiter ge- reicht und entfaltet sich in jedem Leben neu und anders. Er begleitet die un- terschiedlichen Menschen auf ihren eigenen Wegen und wirkt sich in indivi- dueller Weise für sie aus. Die Erzählungen um Jakob und Esau Gen 25,19-35,29 Gliederungsaspekte im Erzählen: • Der Segen Gottes an Abraham geht weiter: Jakob und Esau - die ungleichen Zwillinge. • Betrug macht die Geschwister zu Feinden: Jakob erschleicht sich das Erstgeburtsrecht. • Jakobs Flucht und Traum von der Himmelsleiter. • (Leiter als Symbol der Verbindung zwischen Hohem und Tiefem, zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen). • Jakob in der Fremde: Gottes Segen beginnt sich zu erfüllen • Jakob ringt mit Gott um die Gewissheit des Segens. Handlungsmöglichkeiten: • im Verlauf der Unterrichtseinheit eine Lebenslinie Jakobs gestalten • Zwillingsfiguren mit ihren besonderen Eigenschaften gestalten (we- ben, applizieren , malen) • sich in das Dilemma von Jakob einfühlen. Er will den Segen, auch wenn er ihn auf legalem Weg nicht bekommen kann - verschiedene Möglichkeiten von Rollenspielen mit Puppen oder Gegenständen • Georgia O"Keeffe: Leiter zum Mond (Bildbetrachtung) • Sieger Köder: Israel - der mit Gott Streitende (Bildbetrachtung) • den Jakobskampf am Jabbok selber mit Farben gestalten Die Erzählungen der eigenen Familientradition hören Kinder gern, sie ge- ben ihnen eine Vorstellung von der Verwurzelung in einer eigenen Ge- schichte. „So wie meine Vorfahren ihr Leben gemeistert haben, so kann ich das auch." Die biblischen Erzählungen geben einen eigenen Rahmen. Wer den Segen, der auf der Vergangenheit ruht, an- und aufnimmt, der wird auch in Zukunft leben und seinen Anteil an diesem Segen haben. Diese Themeneinheit am Ende des zweiten Schuljahrs soll auch dazu genutzt 2. Schuljahr/ 14 werden, mit den Kindern zusammen eine Rückschau auf das von ihnen Er- reichte und einen Ausblick auf das Kommende zu halten. ott geführt I 3. Klass Zum Jahresthema Von Gott geführt (3. Schuljahr) Das 3. Schuljahr steht unter dem Jahresthema Von Gott geführt. Die im Jahresplan vorgeschlagenen Themen können allesamt unter dem Aspekt der Führung vertieft werden. Was „Führung durch Gott" ist und ob Gottes Führung wirkte, erschliesst sich nur dem Glauben - und das allermeist auch nur im Nachhinein: Im Augenblick des Erlebens, in Krisensituationen, in Leid und Schmerz fällt es uns häufig schwer zu sagen: „Das was gerade geschieht, entspricht Gottes Führung." Es gilt aber auch, dass, wer sich als Glaubender von Gott getragen und geführt fühlt, aus Erfahrung weiss, dass es sich so verhält. Da ist die Sicherheit des jetzt Fallenden, der auch im Augenblick des Falles darauf vertraut, dass er in Gottes Hände fallen wird. Kindern und Jugendlichen steht diese Lebenserfahrung noch nicht zur Verfügung. Um so wichtiger sind Erzählungen des Glaubens, in denen diese Erfahrung ihren Niederschlag findet Das Programm dieses Schuljahres will ein Netz von Erzählungen und Glaubenserfahrungen weben, welches die Kinder ermutigt, so dass sie vertrauensvoll ins Leben schreiten und sich auf die Führung durch Gott verlassen. Gestalterische und theologisch orientierte Grundidee Am Anfang des Schuljahres steht eine Unterrichtsreihe zum Unservater. Wir schlagen vor, nach einer Einführung und ersten Besprechung des Gebetes und seiner Bitten, die einzelnen Bitten des Unservater im laufe des Schuljahres im Rahmen der jeweiligen Unterrichtsreihen weiter zu vertiefen. So kommt die umfassende Geltung dieses einmaligen Gebetes erst voll zum Tragen. In den Tabellen zu den Unterrichtseinheiten wird jeweils gesondert auf die Bitte, die vertieft werden kann, verwiesen. Es ist deshalb auch hilfreich, gleich zu Beginn des Schuljahres ein Gebetsbuch zum Unservater anzulegen und von Thema zu Thema weiter auszugestalten. Voraussetzungen Mit dem Übergang in die 3. Klasse schreitet die allmähliche Loslösung aus der ausschliesslichen Eingebundenheit in die Kultur der Familie fort. Die Kinder beginnen damit, sich selbständig ausserhalb der Familie zu bewähren und müssen dazu ein „souveränes Selbst" (Kegan) ausbilden. Das Motto „Von Gott geführt" kommt dieser Entwicklungsaufgabe entgegen. Unter Gerechtigkeit versteht das souveräne Selbst in erster Linie alles, was „mir gerecht wird". Dies steht im Einklang mit der Entwicklungsaufgabe, sich selbst als eigenständige Person zu entdecken und im Zusammenleben zum Ausdruck zu bringen. Das Jahresmotto gibt hier Sicherheit, wenn Führung durch Gott, so wie in den Einzelthemen beschrieben, als Möglichkeit zur Verwirklichung wahren Menschseins präsentiert wird. Die Themen des Jahresmottos setzen aber auch einer rücksichtlosen Selbstbezogenheit Grenzen, die nicht vor der 1 ntegrität des Nächsten Halt macht (Besonders: Jona, Josef, Gegner Jesu). So kann innerhalb des Jahresthemas die aus der spezifischen Entwicklungsaufgabe entstehende Spannung zwischen immer grösserer Autonomie und gleichzeitiger 1 ntegration in eine (Klassen-)Gemeinschaft aufgenommen und exemplarisch bearbeitet werden. Unterrichtende sollten sich sehr genau bewusst machen, wo ihre Klasse steht und welche Seite zu betonen ist. Die Unterrichtseinheiten im Zusammenhang des 3. Schuljahres Der Jahresplan setzt mit der Behandlung des Unservater ein, wobei zuerst nur das Gebet als Ganzes in den Blick kommen soll. Die Behandlung der Einzelbitten ist zusammen mit dem Jahresmotto Leitmotiv bei der Bearbeitung der einzelnen Themen. So wie das Unservater als 3. Schuljahr/ 1 ott geführt I 3. Klass Ganzes Bitte um die Führung durch Gott ist, kann die Bedeutung der einzelnen Bitten an den Jahresthemen verdeutlicht werden. Die Brotbitte des Unservater kann hinführen zum zweiten Thema, dem Erntedankfest, bei dem es auch um den Dank für die Erfüllung dieser Bitte geht. Das Thema Lebensbilder stellt Menschen vor, die auf die Führung Gottes vertraut haben, bzw ihm vertrauen. Je nach Klassensituation ist ein anderes Lebensbild wählbar, wobei ein Satz aus dem Gleichnis vom Weltgericht Mt 25, 40ff (Und der König wird ihnen zur Antwort geben: Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.) als biblischer Hintergrund dienen kann. Auch können, je nach gewähltem Lebensbild, einzelne Bitten des Unservater verdeutlicht werden. Welches Lebensbild gewählt wird, ob es eher legendenhafte Züge hat oder das Lebensbild eines zeitlich sehr nahen Menschen ist, wird von der Klasse abhängen: in manchen Klassen wird ein neu auftretender, kruder Realismus nahelegen alles Legendenhafte zu vermeiden, bei anderen wiederum wird man die noch ganz kindliche Verfassung dazu nützen, Legenden bekannt zu machen. Mit dem Weihnachtsfestkreis werden Menschen vorgestellt, die sich führen lassen: • Elisabeth und Maria (Lk 1, 39ff) • Die 3 Weisen (Mt 2, 1 ff) • Josef, der mit seiner Familie flüchtet (Mt 2, 13ff) In der Bereitschaft auf die Führung Gottes zu vertrauen , wird eine Spiritualität sichtbar und für die Kinder nachvollziehbar, die danach fragt, welchen Weg Gott für uns bereithält. Von Bedeutung für das Verständnis des Unservater ist, dass die Bitte um die Ankunft des Reiches Gottes mit der Geburt Jesu schon erfüllt ist. Nach den Weihnachtsferien wird sich die weitere Planung nach dem Ostertermin richten. Je nach Jahr ist Zeit für eine Weiterarbeit am Thema Weihnachten. Das aktuelle Thema der BfA - Aktion sollte unbedingt aufgenommen werden. Es kann vor oder nach dem Thema Gegner Jesu behandelt werden. Mit dem Thema Gegner Jesu kann der Bezug zur Passions-/ Fastenzeit hergestellt werden. Die Bitte um Vergebung kann dabei zum Vorzeichen der Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern werden. Sie findet ihren stärksten Ausdruck am Schluss der Passionsgeschichte bei Lukas 23, 34. Die dem Osterfest vorausgehende Passionsgeschichte lässt sich inhaltlich gut an die Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern anschliessen. Dabei kann im Sinne des Jahresmottos das Vertrauen Jesu bis in den Tod verdeutlicht werden. Ostergeschichte und Auferstehung erscheinen so als Antwort Gottes auf dieses Vertrauen und stellen vor Augen, dass Gottes Wege auch dort noch weitergehen, wo nach menschlichem Ermessen alles zu Ende ist. Dieses Vertrauen spricht sich in letzter Konsequenz auch aus im Schlussteil des Unservater: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft. .„" In der Jonageschichte kann das Jahresmotto unter dem ganz anderen Blickwinkel „Eigenwillen - Führung durch Gott" thematisiert werden. Hier wird ironisch-humorvoll gezeigt, wie Gott mit „stuure Grinde" umgeht und ihnen zu einer „Auferstehung" verhilft., die möglich wird, wenn der die Anderen / Fremden verachtende Eigenwille gestorben ist. Auch die Frage „Wie wird Gottes Name geheiligt?" und was heisst „Dein Wille geschehe" lassen sich über die Jonageschichte thematisieren. 3. Schuljahr I 2 ott geführt I 3. Klass 1 n den heissen Sommermonaten ist in der spannenden Josefsnovelle die unerwartete und wunderbare Führung auch das Grundmotiv, indem aus einem Verbrechen die Grundlage des Überlebens der Übeltäter und deren Familien wird. (Gen 45, 5) Schul"ahr Zeit bis zu den Herbstferien 7-8 Lektionen Zeit bis zu den Weihnachtsferien 8-9 Lektionen Zeit bis zu den Sportferien 4 - 5 Lektionen Zeit bis zu den Osterferien 7 - 8 Lektionen Zeit bis zu den Pfingstferien 4 - 5 Lektionen Zeit bis zu den Sommerferien 6 - 7 Lektionen 3. Schuljahr I 3 Jahresthema: Von Gott geführt Themen Bi bei texte Unser Vater • Mt 6, 9 - 13 Erntedank Lebensbilder Von Gott geführte Menschen in der Weihnachts- eschichte Gegner Jesu Zeit für Lektionen aus den BfA - Materialen Passionsgeschichte Ostern Jona Ein Leben von Gott geführt: Die Josefserzählun • Ps 36, 6-10 • Mt 25,40 • Lk 1 f • Mt 1-2 • Mk 2, 1-12 • Mk 3, 1-6 • Lk 19,45 • Mt 26,1 • Mt 26- 28 • Jona 1, 1 - 4, 11 • Gen 37 - 47 Kirchen"ahr Erntedank Advent Weihnachten Fastenzeit Passion Ostern Pfingsten Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten Lieder Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 3. Schuljahr I 4 ott geführt I 3. Klass Das Unservater In der Einheit zum Unservater entdecken und verinnerlichen die Kinder das Gebet der Christenheit, welches in seinen Bitten die Fülle menschlicher Lebenssituationen einschliesst und deutet. Gleichzeitig erwerben sie einen Schatz an religiösen Sprachformen, die es erlauben eigene Erfahrungen im Gebet auszudrücken. Wichtig ist deshalb, dass das Unservater als Ganzes auswendig gelernt und sprachlich beherrscht wird. Eine Annäherung an den ganzen inhaltlichen Reichtum des Unservater kann in einer einzelnen Unterrichtseinheit kaum umfassend geschehen. Deshalb schlagen wir vor, die einzelnen Bitten des Unservater bei den verschiedenen Themen des Jahres wieder aufzunehmen. So kann das Verständnis der zu Beginn nur mehr oder weniger kurz behandelten Einzelbitten nochmals vertieft werden. Der Hinweis „Bezug zum Unservater" will dazu anregen. Das Unservater Mt 6, 9 - 13 Erschliessungsmöglichkeiten • Bilder zu den Bitten vorgeben und zuordnen lassen • selbstgemalte Bilder zu den Bitten (arbeitsteilig) • Pantomimen, Standbilder oder kleine Stegreifspiele zu den Bitten • arbeitsteiliges Herstellen eines Mobiles zum Unservater: o Bitten des Unservater als Symbole in Ton o.ä. herstellen und am Mobile anbringen o Gleichgewicht herstellen: Übertragungsmöglichkeiten a. durch die Frage:" welche Verhaltensweisen bringen die Welt (das Mobile) ins Gleichgewicht?" b. Jesus redet vom Reich Gottes, um einen Weltzustand zu bezeichnen, in dem Gerechtigkeit herrscht und alles ,,im Gleichgewicht" ist. • Mobile an der Decke befestigen: o Übertragungsmöglichkeit für den Schlussteil (denn Dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit....) • Gebetsbuch mit Unservater anlegen I ergänzen und im laufe des Schuljahres ergänzen und vertiefen • Gebetskette mit Kugeln für die einzelnen Bitten herstellen • einzelne Begriffe vertonen • Auswendiglernen o Bewegungen zum Gebet erfinden und einüben o Gebet entlang von Icons auswendig lernen bzw. solche selbst entwerfen Auch durch Worte entsteht die Welt. Das Auswendiglernen eines Textes mit z.T. unbekannten Begriffen kann Bedeutungsbildung und Fragen anregen. Wichtig ist das Abrufen von Vorstellungen, die sich spontan mit unbekannten Begriffen verbinden, um daraufhin Impulse geben zu können, die Leitplanken zum richtiQen Verständnis sind. Thema Leitgedankenl eitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten Bezug zum Unservater Lieder Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 3. Schuljahr I 5 ott geführt I 3. Klass Das Erntedankfest Das Erntedankfest bietet die Möglichkeit, Selbstverständliches zu hinterfragen: Selbstverständlich nehmen wir Brot und Früchte aus dem Regal. Der Zusammenhang von Aussaat, Witterung und Ernte ist für die wenigsten Kinder voll im Bewusstsein. Einige der Entfaltungsvorschläge wollen den Geschenkcharakter von wachsen, Gedeihen und Ernte bewusst machen. Dankbarkeit für das tägliche Brot kann nur entstehen, wo dieser Zusammenhang bewusst ist. Die Brotbitte des Unservater kann ausgeweitet werden: von der wahrscheinlich damit verbundenen Vorstellung der finanziellen Möglichkeiten Nahrung und Anderes zu kaufen hin zum Wissen, dass vieles zusammenspielen muss, bis kaufbare Nahrung vorliegt. Über die Gestaltung von Psalmworten und die Mitbeteiligung am Gottesdienst bietet sich die Möglichkeit, dem so entstehenden Gefühl von Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Der Gedanke „von Gott geführt" wird so auch ausgeweitet auf die Erhaltung von Geschöpfen und Schöpfung. Erntedankfest Ps 36, 6-10 Erschliessen über • Brot backen • einen Obstgarten zur Erntezeit besuchen und im Gespräch mit dem Bauern hören, wovon eine gute Ernte abhängt • ein Kartoffelfeuer machen • einen Gottesdienst mitgestalten o Lieder einüben o Dankgebete (Gebetsbuch) für die Erhaltung des Lebenskreislaufes in Jahreszeiten, Aussaat, Wachstum, Reife und Ernte • pantomimisches Nachvollziehen des Lebens eines Samens: Aussaat, im Boden, Wachstum, Reife, Ernte: ein neuer Samen fällt in den Boden (erneuter Durchgang!) • Psalmworte gestalten und ins Gebetbuch übernehmen, zB: Ps 65, 1 O - 14, Ps 104 in Auszügen, Ps 144, 12 - 15, Ps 145, 15-16 Anknüpfungspunkte für das Gespräch: • Kernhaus eines Apfels als Auslöser, um über den Zusammenhang von Samen und Ernte nachzudenken • staunen über die Lebenskraft in winzigen Samen • Reich Gottes Gleichnisse vom Wachstum zur Vertiefung I Weiterführung des Unservater mit der Bitte um das Reich Gottes • Übertragung des Bildes vom Samen, der Früchte trägt, auf unsere Worte und Handlungen als Samen zukünftiger Ereignisse. (Mit Worten und Handlungen säen wir die Zukunft) Brotbitte des Unservater Bitte um das Reich Gottes (Samen) Die Frage nach dem Ursprung des Lebens beschäftigt die Kinder in diesem Alter. Sie kann im Dank für die Ernte und das tägliche Brot eine Form und auch Richtung finden. Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten Bezug zum Unservater Lieder Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung 3. Schuljahr I 6 ott geführt I 3. Klass Lebensbilder Im Mittelpunkt des Themas stehen Lebensbilder, die zeigen, wie sich Menschen an der Botschaft Christi orientieren und so Gemeinschaft durch soziales Engagement stiften. Einige der unten stehenden Vorschläge orientieren sich am Realitätssinn der Kinder: die Beschreibung von Menschen der Moderne und ihrer Arbeit, die noch heute nachwirkt, steht im Mittelpunkt. Ob eines der unten genannten Beispiele oder ein eher legendenhaftes Lebensbild ausgewählt wird, wird sich am 1 nteresse und Entwicklungsstand der Klasse ausrichten. Die unten stehenden Vorschläge sind dementsprechend auch durch eiQene Beispiele ersetzbar. Mt 25, 40 in Verbindung mit einem Lebensbild • Erzählen und Vorlesen von Zeitumständen, biographischem Hintergrund und der sozialen Aktion o Herman Gmeiner geb 1919, Bregenzerwald, Gründer der SOS- Kinderdörfer o Biographische Broschüre, Eindrücke, Gedanken, Bekenntnisse, SOS-Kinderdorfverlag, Innsbruck-München o Albert Schweitzer (1876 - 1965), Arzt und Theologe, Spitalgründung Lambarene, Friedensnobelpreis 1952 o Albert Schweitzer, Zwischen Wasser und Urwald o Maximilian Kolbe ( 1894 - 1941 ), Priester, ermordet in Auschwitz • Gianfranco Grieco: Maximilian Kolbe - Sein Leben. Würzburg 2002 • Florence Nightingale (1820 - 1910) Pionierin der mod. Krankenpflege, Einsatz im Krimkrieg • Florence Nightingale, Wolfgang Genschorek: Schwester Florence Nightingale. Teubner, Leipzig 1990, o Martin von Tours o Nikolaus von Myra • Jacobus von Voraigne, Legenda Aurea o Franz von Assisi o Elisabeth von Thüringen Dein Reich komme Die Kinder beginnen, über die historischen Ereignisse in ihrer Familie hinaus zu fragen und sich für historische Personen jenseits der eigenen Geschichte zu interessieren. 1 n diesem Sinne setzt Geschichtsdenken ein und damit die Faszination von Personen, die wirklich gelebt haben. So wie sich die genannten Personen am Vorbild Christi orientierten, können die Lebensbilder selbst wieder zum Vorbild werden. Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten 3. Schuljahr I 7 ott geführt I 3. Klass Die Weihnachtsgeschichte Die schon bekannte Weihnachtsgeschichte wird neu erzählt. Dabei kann die Lukasversion mit Schwerpunkt auf dem Lobgesang Marias oder die Matthäusversion mit der Erzählung um die Weisen im Mittelpunkt stehen. Bei Lukas erscheint Maria als ein Mensch, der das Wirken Gottes darin erkennt, was mit ihr geschieht, was sie hört und sieht. Sie ist ein Mensch, der sich der Führung durch Gott hingibt. 1 hre Reaktion auf das Geschehen ist das Gotteslob des Lobgesangs der Maria. Fast wie in einem Psalm entfaltet sich im Lob Gottes das, was an Neuem sichtbar werden wird: Die Niedrigsten werden erhöht, der Stolz der Stolzen zerbricht, die Hungrigen werden gesättigt. Gott ist barmherzig. Aus den vorangegangenen Jahren haben die Kinder schon einen Eindruck davon, wie Jesus dieses in der Seligpreisung der Maria verheissene Erbarmen verkörpert hat. Sie können deshalb verstehen, warum es im Kirchenlied heisst „Christ, der Retter ist da". Die Vertiefung der Weihnachtsgeschichte kann hier über das Aufzeigen des konkreten Heils in Leben und Botschaft Jesu geschehen. Wer die Matthäusversion wählt, kann über die Erzählung von den Weisen die Frage thematisieren, welchen „Stars" wir folgen und welche Mächte sich dem Leitstern Gottes widersetzen. Die Weisen fragten nach Gottes Führung und Zeichen, die sie auf den Weg setzten. Die Weihnachtsgeschichte kann so verbunden werden mit der expliziten Frage nach der eigenen Orientierung im Leben. Beide Erzählvarianten bieten die Möglichkeit zu erklären, was mit dem Satz des Unservater „Geheiligt werde Dein Name" gemeint sein kann: Bei Maria ist das der Lobpreis Gottes, bei den Weisen ihre Ausrichtung auf den Stern und die Treue zum Weg bis zum Ziel, dem Finden des Christus. Weihnachtsgeschichten bei Lukas (Lk 1, 46ff) und Matthäus (Mt 1, 18ff) in Auszügen Die schon bekannte Weihnachtsgeschichte wird erneut erzählt und kann durch Schwerpunktsetzung bei den unten genannten Stellen mit dem Gedanken der Führung durch Gott vertieft werden. Je nach Klasse wird zwischen der Erzählung des Lukas bzw des Matthäusevangeliums zu entscheiden sein: A) Lukas: Maria erkennt das Wirken Gottes in dem, was mit ihr geschieht, sowie in dem, was sie hört und sieht (Lobgesang der Maria Lk 1, 46ff). • In Erinnerung gerufene, schon bekannte Jesusgeschichten aus der 1. und 2. Klasse können mit dem Lobpreis Marias verbunden werden. So kann mit konkreten Inhalten begründet werden, warum Christus als Retter bezeichnet wird. • Elisabeth, die unfruchtbare, bekommt in hohem Alter noch ein Kind. Johannes der Täufer wird als Wegbereiter Jesu dargestellt. Zweifel am Heilshandeln und an der Führung Gottes werden in der Person des Zacharias verkörpert. Wie schon bei Abraham wird deutlich, dass Gott ott geführt I 3. Klass zu seinen Verheissungen steht. (Lobgesang des Zacharias, Lk 1,67ff). B) Matthäus: • Wie fragen wir selbst nach Gottes Führung und wo sehen wir Zeichen dafür? • Welchen „Stars" folgen wir? • Wo gibt es bei uns Mächte, die dem Herodes vergleichbar sind? • Eine Übertragung der Geschichte in unsere Zeit könnte mit der Erzählung „Die drei dunklen Könige" von Wolfgang Borchert versucht werden. Eindrücklich wird klar, wie durch das Kind und kleinste menschliche Gesten Hoffnung im Elend des Krieges entstehen kann. Wie kann ich selbst zu so einem „König" werden, der Licht und Wärme bringt? • Advents- und Weihnachtsbräuche erklären: 0 Adventskranz, Sterne, Kerzen 0 Weihnachtsbaum 0 sich beschenken 0 div. Bastelarbeiten Bezug zum Geheiligt werde Dein Name Unservater Lieder Anmerkungen Die Fähigkeit, Erzählungen nicht nur als schöne Geschichten zu nehmen, zur kindlichen sondern als bedeutungsvoll auf das eigene Leben zu beziehen, ist in diesem Entwicklung Alter je nach Klasse verschieden ausgeprägt. Die Vorschläge zum Matthäusevangelium stellen diesbezüglich den höheren Anspruch. 3. Schuljahr I 8 Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten 3. Schuljahr I 9 ott geführt I 3. Klass GegnerJesu Mit den Geschichten um die Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern erhalten die Kinder einen Einblick, warum das Rettungshandeln Jesu nicht unwidersprochen bleibt und letztlich zur Kreuzigung führt. Dieser Aspekt verbindet diese Erzählungen mit der nachfolgenden Passionsgeschichte. Die vorgeschlagenen Erzählungen können als Entfaltung der Bitte des Unservater „Dein Reich komme" dargeboten werden. In Jesu Handeln leuchtet das Reich Gottes auf, wenn er den Zusammenhang zwischen dem Handeln und seinen Folgen (Tun-Ergehenszusammenhang) sprengt und Sünden vergibt (Mk 2), den Menschen wichtiger nimmt als Vorschriften (Mk 3) und die Geqenwart Gottes von Orten und Ritualen löst (Mk 19). Erzählungen, die das Handeln Jesu und daraus entstehende Gegnerschaft zum Inhalt haben: • Heilung des Gelähmten Mk 2, 1-12 • Heilung der verdorrten Hand Mk 3, 1-6 • Die Tempelreinigung Lk 19,45ff • Beschluss der Tötung Mt 26, 1 • Heilung des Gelähmten Mk 2, 1-12 o Das in die Heilungsgeschichte eingeflochtene Streitgespräch verbindet Krankheit und Sünde. Verständlich gemacht werden kann diese Verbindung von Krankheit und Sünde, wenn der Begriff „Sünde" nicht moralisierend gebraucht wird, sondern existentiell als Abgeschnittensein von der Beziehung zu Gott und Mensch gedeutet wird, was zu Lähmung und Blockade führt. Sünde ist dann nicht ein Gegenbegriff zu „Gut sein", sondern zu Glaube, Hoffnung und Liebe. Mit dem Satz „Deine Sünden sind Dir vergeben" sprengt Jesus auf, was an Unglaube und Verzweiflung da ist und ermöglicht wieder Glaube und Hoffnung. So überwindet er die Lieblosigkeit, die in der Verbindung von Schuld und Krankheit steckt und so vergegenwärtigt sich das Reich Gottes. o sich in den Gelähmten versetzen: Elfehen zu den Stichwörtern „Gelähmt" und „Geheilt" verfassen o Rollenspiel: Gespräch zwischen den Freunden und dem Gelähmten mit den Stimmen der Hoffnung, der Resignation, des Zweifels o Beispiele für Angst und Blockade suchen, die entstehen, wenn Beziehungen gestört werden o Wie könnte ein Vergebungsritual in unserer Klasse aussehen, um abgebrochene oder gestörte Beziehungen wieder herzustellen? o Wie können wir die Bitte des Unservater „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wie vergeben unseren Schuldigern" umsetzen? o Eine wichtige Hintergrundinformation ist das Wissen, dass der Anspruch Jesu, Sünden zu vergeben, einer Gotteslästerung gleichkam. Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten Bezug zum Unservater Lieder 3. Schuljahr/ 10 ott geführt I 3. Klass • Heilung der verdorrten Hand Mk 3, 1-6 o Die Heilung thematisiert die Einhaltung des Sabbatgebotes mit der Frage „Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun?". o Wir sammeln Gebote, von denen wir überzeugt sind, dass sie nicht übertreten werden dürfen. o Nach dem Hören der Erzählung kann darüber philosophiert werden, ob bzw unter welchen Umständen die Frage Jesu bestehende Gebote ausser Kraft setzen könnte. o Das Reich Gottes vergegenwärtigt sich dort, wo das Wohlergehen aller Menschen im Mittelpunkt steht. • Die Tempelreinigung Lk 19,45ff o Mit der Erzählung von der Tempelreinigung spitzt sich die öffentliche Auseinandersetzung um Jesus zu und kann den Tötungsbeschluss der Gegner für die Schüler verdeutlichen. o Der Tempel galt als Ort der Gegenwart Gottes. Dieser Gedanke kann die Reaktion Jesu verdeutlichen. Existentiell bedeutsam macht ihn das Angebot der allegorischen Auslegung, jeden Menschen als „Heiligen Tempel Gottes" zu verstehen. (vgl 1. Kor 3, 16.17 und 1. Kor 6, 19) • Wir sprechen uns das gegenseitig zu: „xy, Du bist ein heiliger Tempel Gottes." • Wir identifizieren Verhaltensweisen, die uns zum „Bethaus" oder dem Gegenteil machen. • Wir formulieren Gebete für das Gebetsheft, in denen um die Gegenwart Gottes in uns und unserem Leben gebeten wird. • Beschluss der Tötung Mt 26, 1 o Welche Vorbilder im Umgang mit Andersdenkenden werden uns in Nachrichten und Filmen gegeben? o Wen grenzen wir selbst aus, so wie Jesus ausgegrenzt wurde? o Wie wollen wir in unserer Klasse mit Konflikt und Rivalität umgehen? o Wir geben uns „Streitregeln". o Je nach Thema der aktuellen BfA - Aktion können in der Weiterarbeit Parallelen zu aktuellen Ereignissen gezogen werden, in denen sozial engagierte Menschen Verfolgungen ausgesetzt sind. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- 3. Schuljahr/ 11 ott geführt I 3. Klass Die Passionsgeschichte Die Passionsgeschichte des NT ist eine sehr lange Erzähleinheit, die kaum in allen Details dargeboten werde kann. Als Erzählstruktur kann auf die traditionellen Kreuzwegstationen und deren eindrückliche Bilder eingegangen werden (vgl Entfaltung). Eine andere Möglichkeit besteht darin, nur die Elemente der Passionsgeschichte vorzustellen, die Anküpfungspunkte im Leben der Kinder bieten (vgl Entfaltung). Auf die Passionsgeschichte darf jedoch nicht verzichtet werden. Ohne sie kann Ostern nicht in seiner vollen Tragweite erfasst werden. Nur wenn der Erzählbogen über die Taten Jesu und der daraus entstehenden Gegnerschaft bis zur Passionsgeschichte klar durchgehalten wurde, kann wirklich klar werden, dass Ostern nicht nur irgendein mirakelhaftes Geschehen ist, sondern das Ja Gottes zum Leben Jesu und die Erhöhung seiner gewaltfreien Ohnmacht über den wie selbstverständlich funktionierenden und als ganz „normal" angeschauten gewaltsamen Umgang mit seiner diese Normalität störenden Botschaft. Nur, wenn es gelingt, die Passionsgeschichte als direkte Folge des von Jesus gelebten Liebesgebotes zu präsentieren, wird die Befreiung und Hoffnung der Auferstehung an Ostern ihre volle Kraft entfalten. Und dies eben nicht nur als persönliche Auferstehungshoffnung, sondern als Hoffnung darauf, dass sich letztlich die Liebe als stärker erweist als die scheinbar allmächtigen und allgegenwärtigen Kräfte der Gewalt und der Zerstörung. Hier können, bewusst oder unbewusst, Weichen für das spätere Leben gestellt werden: Wird die Position des Zynikers übernommen, der zwar zugibt, dass die Prinzipien Jesu „eigentlich ganz schön" wären. Aber eben, gemessen an der harten Realtiät, die den Liebenden als Schwachen umgehend zu Fall bringen wird, sind diese Prinzipien einfach nur unrealistisch. Die Alternative wäre eine Vertrauensbasis, die dem Verhalten des Einzelnen den Mut und die Zuversicht geben, sich trotz der oft anscheinend offensichtlichen Wahrheit der zynischen Position, gegen Lieblosigkeit, Zerstörung und Gewalt zu stellen. Es geht darum, in der Ostergeschichte diese Vertauensbasis zu legen. Dazu braucht es aber die Passionsgeschichte. Die Bräuche der Fastenzeit erschliessen sich nicht alleine. In Kombination mit den Kreuzwegstationen, können Symbole der Fastenzeit und damit verbundene Bräuche erschlossen werden. Passionsgeschichte Mt 26 127 • Erzählung nach Mt 26 ff • Kreuzwegstation ablaufen oder im Verlauf Bilder zu ausQewählten mögl ichkeiten Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten 3. Schuljahr/ 12 ott geführt I 3. Klass Kreuzwegstationen betrachten und/oder in Standbildern nachstellen: Anknüpfungspunkte zum Gespräch: o Verurteilung: Rückgriff auf Gegner Jesu: Welches sind die Gründe für die Verurteilung? o Jesus nimmt das Kreuz: Sich selbst treu bleiben und Vertrauen auf Gottes Führung. Wir suchen Situationen, in denen es uns schwer fällt uns treu zu bleiben. o Jesus stürzt unter der Last des Kreuzes: Jesus war ein Mensch wie wir - aber er ging seinen Weg, ohne vom Vertrauen auf Gott abzulassen. o Simon von Kyrene hilft, das Kreuz zu tragen. Wann haben wir spontan geholfen? Kann man Menschen zur Solidarität zwingen? o Frauen beweinen Jesus: Die Schwächsten zeigen Mitgefühl, die Jünger verstecken sich. Wie kann Mitgefühl wirken? o Jesus am Kreuz. Informationen zum Vorgang der Kreuzigung. Warum ist dieses Symbol menschlicher Grausamkeit zum Zeichen der Christenheit geworden? • Bräuche in der Fastenzeit: o Fasten und Verzicht. „Fasten und Verzicht wecken die Sehnsucht nach einem veränderten Leben" (N.Brantschen). o Symbol Asche: • Wovon wollen wir befreit werden? Holzspäne beschreiben und zu Asche verbrennen • Als Dünger verwenden für das neue Leben, welches im Frühling aufkeimt. o das Hungertuch o Bedeutung der Zahl 40 in der Bibel o Palmsonntag • Kranz winden mit • Lorbeer/Palmzweig: Krönung, Verehrung beim Einzug • Wacholder: Beeren bitter wie das Leiden • Stechpalme: Hinweis auf die Dornenkrone, rote Beeren als Zeichen der Hoffnung o Haselstrauch: Symbol des neu keimenden Lebens • Ansatz bei Schülererfahrungen: o Das Beten in Angst (Mt 26, 36ff) Um über Erfahrungen von Angst reden zu können, empfiehlt es sich, Beispiele erzählen zu lassen, in denen viel Mut nötig war. So ist der eigene Mut der Ausgangspunkt, von dem her die zu überwindende Angst in den Blick kommt. Angst zu haben erscheint dann als etwas Normales und nicht mit Scham Behaftetes, und die Frage wird wichtig: „Woher nehme ich den Mut, mit (dieser) Angst umzugehen?" Woher nimmt Jesus den Mut, sich trotz der unumgänglichen Angst der Situation zu stellen, die sich durch die Feindschaft seiner Gegner ergeben hat? Diese beiden Fragen eröffnen positive und weiterführende Gedanken zur Erzählung von Jesus im Garten von Gethsemane. Bezug zum Unservater Lieder Anmerkungen zur kindlichen Entwicklung Literatur: 3. Schuljahr/ 13 ott geführt I 3. Klass o Nicht zu einem Freund halten (Verleugnung des Petrus Mt 26, 69) Die Verleugnungsszenen sind aus der Sicht des Petrus erzählt. Das erleichtert die Identifikation mit ihm und auch die Übertragung auf eigenes Verhalten. Eine reizvolle Aufgabe könnte es sein, Gründe zusammenzutragen, warum meine Freunde einmal nicht zu mir hielten bzw. was es mir, wie dem Petrus, unmöglich machte, zu einem Freund zu halten. Der weitere Fortgang der Erzählung zeigt, dass mit diesem Versagen eine Freundschaft noch nicht am Ende sein muss: Die Fähigkeit, sich in andere zu versetzen, kann im Dienst der Vergebung stehen. o Jemanden verspotten (Mt 27, 15) Die meisten Kinder haben sich schon über andere lustig gemacht und sind selbst auch schon verhöhnt worden. Diese Erfahrungen können zum Thema werden: Was geschieht bei dem, der verspottet wird? Was geschieht beim Spötter? • Rollenspiel: Spottsituation • Dornenkrone anfertigen und mit schnell gesagtem Spott und Abwertungssätzen spicken. o Eine schwere Last tragen (Kreuztragung Mt 27, 32) Auch das Belastet-Sein ist eine bekannte Erfahrung. Symbolische Päckchen mit ganz persönlichen Lasten können an ein Kreuz gebunden werden. Alle kennen aber auch die Erfahrung, dass Lasten abgenommen werden. Wie ist das Geschehen? Jesus kann als der Freund erscheinen, der die Lasten Vieler auf sich genommen hat. Die vorgängig erzählten Jesusgeschichten können auf die Lasten hin befragt werden, die Jesus anderen abgenommen hat und die sich im Kreuz, das er jetzt trägt, verdichten und materialisieren. Die Bitte des Unservater um die Erlösung vom Bösen kann hier exemplarisch geklärt werden: diese Erlösung geschieht nicht durch den den Kindern vertrauten Kampf gegen das Böse, sondern es wird überwunden durch die in der Ohnmacht Jesu verborgene Allmacht Gottes (vgl Leitgedanken). Sich im Spott über andere zu erheben, kann als Beispiel für die Bitte: „Führe uns nicht in Versuchunq" qebracht werden. Die Passionsgeschichte ist auf dieser Stufe nicht getrennt von der qstergeschichte zu erzählen. Die Trennung in 2 Themen erfolgte nur der Ubersichtlichkeit halber. Die Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes" ist Thema der Oberstufe. Erzählschwerpunkt hier ist der Sieg des Lebens über den Tod. Franz W. Niehl, Leben lernen mit der Bibel - Textkommentar zu „Meine Schulbibel", München, 2003; Thema Leitgedanken Unterrichts- gegenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten Verbindung zum Unservater Lieder Anmerkungen 3. Schuljahr/ 14 ott geführt I 3. Klass Ostern Nachdem in den vorausgehenden Jahren synoptische Auferstehungs- geschichten im Mittelpunkt standen, wird im 3. Schuljahr der entsprechende Abschnitt des Johannesevangeliums behandelt. Im Zentrum der Erzählung steht das Auffinden des leeren Grabes. Dessen Bedeutung aber kann nicht aus dieser Tatsache alleine erfasst werden. Nur der Lieblingsjünger sah und glaubte. Magdalena aber ist ratlos. „Sie haben den Herrn weggenommen und ich weiss nicht, wo er ist." Als sie von Jesus angeredet wird, hält sie diesen zuerst für den Gärtner. Erst als sie direkt von Jesus angeredet wird, erkennt sie. Es ist die Liebe zu Jesus, durch die sie unter dieser Anrede das Neue der Auferstehung erfassen kann. Die johanneische Version der Auferstehungsgeschichte bietet die Chance, Auferstehung nicht als etwas im dogmatischen Sinne zu „Glaubendes" darzustellen, sondern als etwas, das erkannt werden kann, nachdem ein Erfahrungsprozess durchlaufen wurde. Aber auch diese Erfahrung ist nicht festhaltbar. Jesus wehrt sich dagegen, angefasst, festgehalten zu werden. Aber er hinterlässt eine Botschaft an die Jünger: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater (Joh 20, 17)". In einer weiteren Erscheinung wird der heilige Geist verheissen. Die Besprechung der Osterbräuche wird vor diesem Hintergrund darauf verweisen, dass in ihnen versucht wird, eine unsagbare Erfahrung weiterzusagen. Johannes 19,37ff • Erzählung der Ostergeschichte o ein Osterbild nur in abstrakten Formen und Farben malen o Erzählhilfe: R. Schindler, Der Ostermargen • Bildbetrachtung: Manessier Auferstehung • Die Frauen am Grab: o Stegreifspiel: Maria aus Magdala erzählt den Jüngern, was sie erlebt hat. o Maria aus Magdala formuliert für eine Freundin ein Gedicht über ihr Erlebnis. • Bräuche in der Osterzeit: o Symbolik von Ei , Hase, Osterbaum, Osterfeuer o die Osternacht o Ostern als Tauftermin o div. Bastelarbeiten Die Ostergeschichte kann als Ausdruck des letzten Abschnittes des Unservater, „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit", vorgestellt werden. Gott hat das letzte Wort gegenüber Gewalt, Zerstörung und Tod. Die Kinder der 3. Klasse beginnen, die Welt sehr realistisch zu betrachten. zur kindlichen Entwicklun 3. Schuljahr/ 15 ott geführt I 3. Klass Deshalb ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen Ostersymbolen und dem Ostererei nis deutlich herauszustellen. Thema Leitgedanken Unterrichts- QeQenstand Entfaltung I Handlungs- möglichkeiten Bezug zum Unservater: Lieder 3. Schuljahr/ 16 ott geführt I 3. Klass Jona Vieles ist seltsam in der Jonageschichte: Da ist dieser störrische Prophet, der meint, Gott durch einen Ortswechsel entkommen zu können, da sind die heidnischen Seeleute, die sich als fromme Menschen entpuppen und alles tun wollen, um den Zorn Jahwes zu besänftigen. Da ist der Fisch, der Jona zuerst verschlingt und ihn dann wie etwas Unverdauliches wieder ausspukt. Schliesslich sind da noch die Leute von Ninive, die sich auf einen einzigen Satz Jenas hin besinnen und vom kleinen Mann bis hin zum König sofort umkehren. Die Geschichte gipfelt in der Episode von der Rizinusstaude, deren Verdorren Jona dem Jahwe vorwirft, woraufhin Jahwe antwortet: „Wenn dich diese Staude schon reut, wie sollte mich da nicht eine ganze Stadt mit Mensch und Tier reuen?" Um den Wert dieser Geschichte würdigen zu können, muss vorgängig geklärt werden, dass es sich hier um eine Lehrgeschichte handelt, also eine Erzählung, die nie den Anspruch erhebt, so geschehen zu sein, sondern die ihren Zuhörern eine Wahrheit beibringen will: Ursprünglich richtet sie sich gegen die Behauptung eines unerbittlichen Tun - Ergehenszusammenhangs und eine enge nationale Begrenzung des Heils. Sie stellt dem die unerschütterliche Barmherzigkeit und Geduld Jahwes gegenüber und ein Heilsverständnis, das nicht an den Grenzen Israels Halt macht. Dies ist die Botschaft an die Israeliten. Und für uns? Der universale Heilswille Gottes sollte ein Ausgangspunkt unseres Denkens sein. Daneben kann den Kindern die Geschichte präsentiert werden als humorvolle Beispielgeschichte dafür, wie Gott, nach der Meinung des Erzählers, mit Dickköpfen („Stuure Grinde") und engherzigem Denken umgeht. Die Präsentation der Erzählung unter dem Motto „Gottes Umgang mit einem Dickkopf" ermöglicht gleichzeit die Einbettung ins Jahresthema „Führung" und den Bezug zur Bitte des Unservater „Dein Wille geschehe": Jona ist gefangen in seinen engen Vorstellungen. Er kann sich deshalb nicht weiterentwickeln. So schickt ihm Jahwe ein „Problem", das ihn mit dieser blockierenden Enge konfrontiert. Der Wille Jahwes wird angesichts der engen Grenzen des Jona als Heilswille für alle Menschen erkennbar. Jona 1,1-4, 11 • Wir sammeln Eigenschaften von Dickköpfen und reden über Erfahrungen im Umgang mit Dickköpfen. • sich führen lassen: Übung Haus-Baum-Hund. Zu zweit ein Bild mit nur einem Bleistift malen, ohne zu reden. • erzählen der Geschichte • einen Steckbrief des Jona erstellen • Geschichte illustrieren • eine Antwort Jonas auf den Satz Jahwes in Jona 4, 10.11 schreiben Ein Bild malen „Dein Wille geschehe", bezogen auf verschiedene Stationen der Jonageschichte. Thema Leitgedanken Entfaltungs- Handlungs- möglichkeiten 3. Schuljahr/ 17 ott geführt I 3. Klass Die Josephsgeschichte Mit der Jospephsgeschichte lernen die Kinder eine Geschichte kennen, die davon erzählt, dass das Vertrauen in Gottes Führung berechtigt ist. Sie sehen am Schicksal des Joseph, dass menschliches Verhalten oft Zerstörung bewirkt, bei der es aber durch Gottes Heilswillen nicht bleibt. Mit der Josephsgeschichte wird eine Verbindung der Patriarchen- überlieferung mit der Mosegeschichte hergestellt Die Erzählung wurde in Erzählabschnitte gegliedert, um die Planung der Reihe zu erleichtern. Max Bolligers Vorlage der Josefsgeschichte eignet sich gut zum Nacherzählen. Die zu den Erzählabschnitten angegebenen Punkte bieten eine Auswahl an Vertiefungsmöglichkeiten für Gespräch, Rollenspiel oder Gestaltungsmöglichkeiten. Erzählschritt 1: Josephs Familie, Gen 37, 11 • Bevorzugung: Erwachsene haben ihre Lieblinge. • Takt und Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer • Angeberei, um auch etwas zu gelten Erzählschritt 2: Die Rache der Brüder, 1. Mose 37, 12 - 36 • Mein Umgang mit Wut und Ärger • Wut und Ärger können zerstören, oder Energie geben für positive Veränderungen. • Beispiele kreativen Umgangs mit Wut und Ärger Erzählschritt 3: Als Sklave verkauft - Joseph bei Potiphar, Joseph im Gefängnis, 1. Mose 39, 1 - 40, 23 • Jeder Mensch hat seine unverlierbare Würde. • Es gibt Menschen, die wie Joseph in Leid und Not nicht aufgeben und ihre Würde wahren. • Joseph schafft es, durch Selbstvertrauen und Ehrlichkeit seine Situation zu verbessern. Erzählschritt 4: Joseph beim Pharao, 1. Mose 41, 1 - 36. • Bildersprache: Träume reden in Bildern. • Auch Menschen reden in Bildern, um schwer Verstehbares zu beschreiben. Erzählschritt 5: Joseph wird mächtig 1.Mose 41 - 57 • Macht ist weder gut noch böse. • Josef ist mächtig: Er setzt seine Macht ein für andere Menschen. • Jeder Mensch hat Fähigkeiten: Josef ist klug: Er setzt seine Klugheit ein für andere Menschen (Zur Diskussion steht aber auch Josephs Verhalten in Gen 47, 13 - 26). Erzählschritt 6: Das Wiedersehen mit den Brüdern, 1. Mose 42, 1- 45, 15 • Umgang mit Schuld und Vergebung: Vergebung ermöglicht neue Gemeinschaft . • Einsicht in die eigene Schuld und Reue ermöglichen Vergebung. • Liturgie / Gottesdienst: 1 n Gottesdiensten werden am Anfang Sündenbekenntnisse gesprochen, um Vergebung zu ermöglichen. • Vor dem Abendmahl wird ein Sündenbekenntnis gesprochen, um Gottes Vergebung empfangen zu können. ott geführt I 3. Klass Erzählschritt 7: Josephs Familie entrinnt der Hungersnot, Gen 45, 16 - 46.7;47, 1-12 • Der Mensch denkt und Gott lenkt. Erst im Nachhinein bekommt vieles, was Menschen erleben, einen Sinn. Bezug zum Die Auswirkungen der Bitte um Vergebung können hier erzählt werden: Die Unservater Bereitschaft zur Vergebung verhindert ein Fortschreiten der Unheilsgeschichte. Lieder 3. Schuljahr/ 18