Rahmenplan Grundschule Katholische Religion Der Rahmenplan wurde landesintern in Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet. Herausgeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern Layout und Satz: dekas Rostock Bezugsquelle: adiant Druck Neuroggentiner Straße 4 18184 Roggentin Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Die Heraus- geber behalten sich alle Rechte einschließlich Übersetzung, Nachdruck und Verviel- fältigung des Werkes vor. Kein Teil des Werkes darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Herausgeber in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Dieses Verbot gilt nicht für die Verwendung dieses Werkes zum Zwecke des Unterrichtens an den allgemein bildenden Schulen des Landes Mecklen- burg-Vorpommern. Hinweise und Vorschläge zu diesem Rahmenplan senden Sie bitte an die folgende Adresse: Landesinstitut für Schule und Ausbildung Mecklenburg-Vorpommern (L.I.S.A.) Ellerried 5 19061 Schwerin E-Mail: rahmenplan@lisa-mv.de Gemeinsames Vorwort der Minister und Senatoren der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern und Hansestadt Bremen zu den länderübergreifend erarbeiteten Rahmenplänen für die Grundschule Liebe Kolleginnen und Kollegen, erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurden von vier Ländern Rahmenpläne für die Grundschule gemeinsam entwickelt. Die Länder Berlin, Brandenburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpom- mern erarbeiteten unter Federführung des Landesinstituts für Schule und Medien des Landes Brandenburg einheitliche curriculare Vorgaben für die Grundschule. Damit wurde eine engagierte Antwort auf die Ergebnisse von TIMSS, PISA, IGLU und anderen Vergleichs- untersuchungen gegeben. Weiterhin reagierten die Länder auf die berechtigte Kritik, dass in den Bundeslän- dern Curricula existieren, die die Gefahr der Ungleichheit bei der Bildungsteilhabe fördern und bei einem Umzug von Land zu Land erschwerend wirken. Die neuen Rahmenpläne zeichnen sich durch ein gemeinsames pädagogisches Rahmenkonzept für alle Fächer, höhere Verbindlichkeit der Vorgaben, einheitliche Struktur und nutzerfreundliche Gestaltung aus. Ausgangspunkt für alle Pläne ist der Kompetenzansatz. Die Förderung von Sachkompetenz, Methodenkom- petenz, personaler und sozialer Kompetenz als komplexes und nicht trennbares Anliegen zieht sich durch alle Curricula und ist Richtgröße für Anforderungen/Ziele, Unterrichtsinhalte, Unterrichtsgestaltung bis hin zur Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung. Das Neue liegt dabei vor allem in der Konsequenz, mit der dieser Ansatz umgesetzt wurde. Das, was am Ende der Grundschulzeit zu erreichen ist, wird als „Standards“ ausgewiesen. Damit ist die Erwartung verbunden, dass alle Lehrerinnen und Lehrer diese Standards als Zielsetzung ihres pädagogi- schen Handelns benutzen. Die zu Recht z. B. in der PISA-Studie angesprochenen Defizite der Unterrichtsqualität waren Anlass für ent- sprechende Akzentsetzungen bei der Gestaltung des Lernens und Unterrichtens. Die Rahmenpläne lenken die Aufmerksamkeit verstärkt auf Gestaltungsebenen wie Aktivitätsentwicklung, Kooperationsförderung und systematisches Lernen. Auf den Erwerb von Lernstrategien und Fähigkeiten im sozialen Umgang wird ein starkes Augenmerk gelegt. Verbindliche Inhalte im Sinne eines Kerncurriculums sind für 60% der verfügba- ren Unterrichtszeit ausgewiesen. So werden mit den restlichen 40% Freiräume für das Festigen oder das Aufnehmen regionaler, aktueller bzw. die Schülerinnen und Schüler besonders interessierender Themen eröffnet. Um gleiche Bildungschancen und die Anschlussfähigkeit an das Lernen in weiterführenden Schulen zu sichern, werden Differenzierung und Individualisierung stärker berücksichtigt. Dabei geht es um die Förderung aller Kinder, sowohl um Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen als auch mit erheblichen Lernproblemen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der schöpferischen Umsetzung der Rahmenpläne und bitten Sie, Vor- schläge und Hinweise aus der Arbeit an die pädagogischen Landesinstitute zu übermitteln. Mit freundlichen Grüßen Vorwort 1 Willi LemkeKlaus Böger Steffen Reiche Hans-Robert Metelmann Inhaltsverzeichnis Vorwort ....................................................................................... 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule .................. 2 Der Beitrag des Faches zur Bildung und Erziehung in der Grundschule........................................................ 3 Standards...................................................................... 4 Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche ..................................................................... 5 Inhalte............................................................................ 5.1 Übersicht über die Themenfelder.................................. 5.2 Themenfelder ................................................................ 5.3 Fachübergreifende und fächerverbindende Themen..... 6 Leistungsermittlung, Leistungsbewertung und Dokumentation .............................................................. Inhaltsverzeichnis Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 2 Seite 1 3 13 16 17 22 22 23 36 37 Aufgreifen der vorschulischen Erfahrungen Förderung aller Schülerinnen und Schüler Grundlegende Bildung Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Grundschule bezieht sich auf Schülerinnen und Schüler aus allen Gruppen und Schichten ohne Ansehen ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Nationalität, ihrer Religion oder ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse. Die Grundschule ist Lernstätte und Lebensraum für Schülerinnen und Schüler mit einer großen Heterogenität hinsichtlich ihrer Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten. Die Aufgabe der Grundschule ist es, den Schülerinnen und Schülern eine aktive Teil- nahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. In der Grundschule lernen sie durch aktives Mitwirken demokratisches Handeln, d. h. im Unterricht und Schulleben mitgestalten, mitbestimmen und Mitverantwortung übernehmen. Zu den Aufgaben der Grundschule gehört es, systematisches Lernen und den Erwerb grundlegender Kennt- nisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ermöglichen, die in den Schulen des Sekundar- bereichs weiterentwickelt werden. Die pädagogische Ausgestaltung der Grundschule und ihre kontinuierliche Entwick- lung sind gemeinsame Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern sowie Erziehungsberechtigten. Für das Lernen in der Grundschule hat eine Atmosphäre der Geborgenheit und Lebensfreude eine große Bedeutung. Bildung und Erziehung sind stets als Einheit zu betrachten. 1.1 Grundlegende Bildung Mit dem Eintritt in die Grundschule beginnt für die Schülerinnen und Schüler ein Lebensabschnitt, mit dem ein neuer Status erworben wird und sich die sozialen Bezüge erweitern. Aus der Vorschulzeit bringen die Schülerinnen und Schüler vielfältige Erwartungen, Einstellungen sowie Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten mit. In der Grundschule sollen sie mit anderen zusammen lernen. Dabei wird an ihr vorhandenes Weltver- stehen angeknüpft und ihr Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit gestärkt. Sie ent- wickeln so ihre Individualität weiter. In diesem Prozess unterstützt sie die Schule bei der Erhaltung bzw. Herausbildung eines positiven Selbstwertgefühls und eines Selbst- konzepts. Dazu bedarf es auch der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Grundschule und Elternhaus. Die Grundschule hat den Auftrag, alle Schülerinnen und Schüler umfassend zu fördern. Besondere Begabungen müssen erkannt und entwickelt, Benachteiligungen ausgegli- chen werden. Im Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Lernausgangslagen und Lernmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler gilt es, ihre Verschiedenheit anzunehmen und durch Differenzierung im Unterricht jeden Einzelnen in seiner Lern- entwicklung individuell zu fördern. Dazu gehört auch, die Mädchen und Jungen in ihrer unterschiedlichen Individualität zu stärken sowie gleichzeitig tradierte Rollenfestlegun- gen zu öffnen, ihre Unterschiede im Lernen zu berücksichtigen. Erfolgreiches Lernen wird durch vielfältige Unterrichtsformen unterstützt. Schülerinnen und Schüler lernen verschiedene Lern- und Arbeitsformen kennen, in denen sie allein und auch mit anderen gemeinsam lernen können. Grundschule hat die Aufgabe, sowohl die Bildungsansprüche des Individuums an die Gesellschaft als auch die Bildungsansprüche der Gesellschaft an den Einzelnen zu realisieren. Grundlegende Bildung verbindet drei Aufgaben: 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule 3 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Bildung und Erziehung in der Grundschule 1 • Stärkung der Persönlichkeit, • Anschlussfähigkeit und lebenslanges Lernen, • Mitbestimmungs- und Teilhabefähigkeit. Der Erwerb grundlegender Bildung sichert die Fähigkeit zum weiterführenden und selbstmotivierten Lernen innerhalb und außerhalb von Schule. Sie zielt auf die Bewäl- tigung und Gestaltung von Lebenssituationen. Sie wird durch die lebensweltbezogene Auseinandersetzung mit den Inhalten der Fächer im Unterricht sowie in der Ausgestal- tung des Schullebens realisiert. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit sich selbst und der sie umgebenden Welt und den gesellschaftlichen Schlüsselproblemen auseinander zu setzen. Zur grundlegenden Bildung gehören insbesondere: – Auseinandersetzung mit Grundfragen des menschlichen Zusammenlebens und das Anbahnen von Wertorientierungen, – Selbstregulation des Wissenserwerbs, – Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbst- und Mitbestimmung sowie zum solidarischen Handeln, – Beherrschung der Standardsprache in Wort und Schrift, – Erwerb von Lesefähigkeit und Lesestrategien sowie sicherer Umgang mit Texten, – Kompetenz im Umgang mit fremden Sprachen, – Einführung in mathematische, natur- und sozialwissenschaftliche Interpretations- muster der Welt, – Entwicklung und Erweiterung eines körperlich-motorischen Handlungsrepertoires, – Differenzierung ästhetischer Ausdrucks- und Gestaltungsformen, – reflektierte und produktive Nutzung von Medien und Gestaltung eigener Medienbei- träge. 1.2 Ziel des Lernens: Handlungskompetenz Ziele für die Grundschule lassen sich nur von der Entwicklung der Gesamtpersönlich- keit der Schülerin und des Schülers bestimmen. Ein solches Bildungsverständnis rückt die Entwicklung von Kompetenzen in den Vordergrund. Die Rahmenpläne folgen einem an der Entwicklung von Handlungskompetenz orientierten Lernansatz. Individuelle Persönlichkeitsentwicklung, gesellschaftliche Anforderungen an das Individuum sowie Ziele und Inhalte fachlicher Bildung werden so stärker in einen Zusammenhang gebracht. Damit verbunden ist eine erweiterte Sicht auf Inhalte, (Unterrichts-)Methoden sowie auf Leistungsermittlung und -bewertung. Kompetentes Handeln erfordert vom Einzelnen ein Zusammenwirken von Leistungs- und Verhaltensdispositionen, also von kognitiven und sozialen Fähigkeiten, Fertigkei- ten, Gewohnheiten und Einstellungen. Dieses Zusammenwirken wird als Handlungs- kompetenz bezeichnet und umfasst Sachkompetenz, Methodenkompetenz, soziale und personale Kompetenz. Kompetenzen erwerben Schülerinnen und Schüler nicht nur im schulischen Lernen, sondern auch außerhalb von Schule. Ihre Interessen, Erfahrungen und Erlebnisse als Inhalte des Unterrichts aufzunehmen, wirkt unterstützend. In jedem Fall ist das Lernen an Inhalte, an bestimmte Kontexte und Situationen gebunden. Deshalb gilt für den schulischen Erwerb von Kompetenzen: Jedes Unterrichtsfach leistet seinen spezifi- schen Beitrag. 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 4 Sachkompetenz Methodenkompetenz Soziale Kompetenz Personale Kompetenz Bildungsstandards Die von den Schülerinnen und Schülern zu entwickelnden Kompetenzen werden in den Rahmenplänen der verschiedenen Fächer der Grundschule differenziert fachbezogen beschrieben. Aus dem vernetzten Zusammenwirken dieser Kompetenzen entwickelt sich die Handlungskompetenz, die von ihnen am Ende der Grundschulzeit erwartet wird. Im Folgenden werden die Kompetenzen aus systematischen Gründen nacheinander dargestellt. Sachkompetenz entwickeln die Schülerinnen und Schüler in der Auseinandersetzung mit Inhalten, Aufgaben und Problemen. Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten wer- den systematisch aufgebaut und in vielfältigen Handlungszusammenhängen erweitert. Schülerinnen und Schüler verstehen zunehmend Inhalte und erkennen Ordnungen bzw. Strukturen in den verschiedenen Wissensbereichen. Dabei lernen sie, sich Infor- mationen zu erschließen und Wichtiges von Nebensächlichem zu unterscheiden. Sie beschreiben Sachverhalte und Phänomene mit fachlichen Begriffen, nehmen sie zur Grundlage weiterer Auseinandersetzung und stellen Zusammenhänge her. Dazu gehört auch, dass sie Fragen stellen und eigene Lösungsansätze finden, Kritik an der Sache formulieren und vortragen. Methodenkompetenz schließt Lernstrategien, Verfahrensweisen und Arbeitstechniken ein. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Zusammenhänge herauszufinden und herzu- stellen. Sie können zunehmend mit verschiedenen Medien umgehen, sich selbstständig Informationen aus Medien beschaffen, sammeln, sachbezogen aufbereiten und ordnen. Dabei wenden sie Lernstrategien an und setzen fachspezifische Arbeitsweisen ziel- orientiert ein. Sie können Annahmen begründen und überprüfen, Argumente erkennen, formulieren und beurteilen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, die Zeit einzuteilen, planvoll und zielgerichtet zu arbeiten. Sie nutzen Lesestrategien als Basis für das gesamte Lernen. Soziale Kompetenz zeigt sich in der Fähigkeit des Einzelnen, in wechselnden sozialen Situationen Ziele erfolgreich im Einklang mit sich und anderen zu verfolgen. Zuneh- mend können sich Schülerinnen und Schüler in andere einfühlen, auf Argumente ein- gehen und Konflikte lösen. Sie vereinbaren Regeln, halten sich daran und tragen so Verantwortung für die gemeinsame Sache. Personale Kompetenz gründet auf Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, auf wach- sende emotionale Unabhängigkeit. Zunehmend können Schülerinnen und Schüler eigene Stärken und Schwächen erkennen, eigene Erfolge wahrnehmen und genießen, aber auch Misserfolge verkraften und mit Ängsten umgehen. Es gelingt ihnen immer besser, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und je nach Situation der Jüngere oder der Ältere, der Stärkere oder der Schwächere zu sein. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten selbstständig, planen eigene Handlungen und prüfen sie kritisch. Sie fällen Entscheidungen, begründen und verantworten sie und übernehmen Verantwortung für die eigene Gesundheit. 1.3 Standards Die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz greifen allgemeine Bildungsziele auf. In ihnen manifestieren sich gesellschaftliche Ansprüche an die Schule. Es wird festgelegt, welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler bis zu einer bestimm- ten Jahrgangsstufe erworben haben sollen. 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule 5 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule In den Rahmenplänen beschreiben Standards, welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler in den Fächern bis zum Ende der Grundschulzeit entwickelt haben müs- sen. Sie fokussieren auf zentrale Ziele in den Fächern der Grundschule. Für die Dop- pel-Jahrgangsstufen sind Ziele formuliert, die die fachbezogenen Standards konkreti- sieren. Somit bilden die Standards den Kernbestand aus der Gesamtheit der Ziele für die pädagogische Arbeit der Grundschule ab. Mit den Standards soll eine Vergleichbarkeit über die Einzelschule hinaus sichergestellt werden, indem die Leistungen von Schülerinnen und Schülern nicht mehr ausschließ- lich vor dem Hintergrund des Leistungsspektrums der Schule bewertet werden. Die Grundschule ist verpflichtet, die Schülerinnen und Schüler so zu fordern und zu för- dern, dass sie die in den Standards genannten Kompetenzen erreichen können. Dies ist in der Regel nur durch Formen der inneren Differenzierung bzw. Individualisierung zu verwirklichen. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass jeder Schülerin und jedem Schüler durch differenzierte Förderangebote und unterschiedliche Lernzeiten das Erreichen der Standards ermöglicht wird. Die Standards legen einen einheitlichen Bezugsrahmen für das professionelle Handeln der Lehrerinnen und Lehrer fest und tragen zur Planungssicherheit in Bezug auf die Ziele und Inhalte des Unterrichts bei. Sie bieten Orientierung und Transparenz für die konkrete Unterrichtsarbeit, für das legitime Informationsbedürfnis der Erziehungsbe- rechtigten sowie auch für externe und interne Evaluation der Einzelschulen und der Schulsysteme. Sie stellen damit ein wichtiges Instrument für die Qualitätsentwicklung und -sicherung dar. 1.4 Gestaltung von Unterricht Der Kompetenzansatz bedingt für die Bildungs- und Erziehungsarbeit in der Grundschu- le eine besondere Lehr- und Lernkultur. Die Auswahl, Gewichtung und Strukturierung der Inhalte und vor allem das konkrete Unterrichtshandeln erfolgen unter dem Aspekt ihres Beitrages zur Kompetenzentwicklung. Die Lehrerinnen und Lehrer haben dabei die Verantwortung, situations- und personenbezogene Balancen zu entwickeln zwischen Strukturiertheit und Offenheit der Lernorganisation, zwischen gemeinsamen und indivi- duellen Lernsequenzen, zwischen systematischen und eher handlungsorientierten Lernformen. Insbesondere haben sie im Unterricht Entscheidungen zu treffen hinsicht- lich der Ausprägung von Ziel- und Handlungsvorgaben einerseits und der Schaffung von Spielräumen für die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler andererseits. Für die Gestaltung von Unterricht in der Grundschule sind folgende Qualitätsmerkmale bedeutsam: Selbstständiges, eigenverantwortliches Lernen setzt eine Umgebung voraus, in der die Schülerinnen und Schüler Anregungen erhalten, die für die Bewältigung von Aufgaben notwendigen Fragen zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen. Probleme zu erken- nen kann mitunter wichtiger sein, als die Antwort oder Lösung zu finden. Eigenverantwort- liches Lernen gelingt dann, wenn die Schülerinnen und Schüler über Arbeitstechniken, Methoden und Lernstrategien verfügen, die wiederum im Unterricht gelernt werden müssen. Der Unterricht soll das Bedürfnis nach Selbsttätigkeit und Wirklichkeitsaneignung auf- greifen und es zur Grundlage der aktiven Auseinandersetzung mit Inhalten machen, denn die Schülerin bzw. der Schüler ist Motor der eigenen Entwicklung. Besonders erfolgreich lernen sie dann, wenn sie lernen wollen. Positive Lernerfahrungen und Freu- de am Lernen durch bewusst erlebte Lernerfolge helfen, das Interesse der Schülerin- 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 6 Standards Kompetenzen – Konsequenzen für das Lernen Selbstständigkeit und Eigenverantwortung entwickeln Die Individualität der Lernenden berücksichtigen Kooperation fördern Instruktion und Konstruktion kombinieren nen und Schüler zu erhalten und machen sie zugleich neugierig auf neue Aufgaben. Ebenso wichtig ist es, die Einsicht zu fördern, dass Lernerfolge mit Engagement, Ausdauer und Anstrengungen verbunden sind. Im Unterricht wird an die individuellen Erfahrungen sowie Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler angeknüpft. Ihre Motive sind ernst zu nehmen und ihre indi- viduellen Interessen für die Unterrichtsgestaltung zu nutzen. Heterogenität in einer Lerngruppe ist normal und Differenzierung des Unterrichts eine Notwendigkeit für das Unterrichtshandeln. Es gibt unterschiedliche Differenzierungsmöglichkeiten, so beispiels- weise nach Zielen, Inhalten, Umfang und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, nach dem Lerntempo sowie nach Formen des Aneignens und Festigens. Schülerinnen und Schüler im gemeinsamen Unterricht der Grundschule finden in dif- ferenzierten Unterrichtsformen ihren Lernmöglichkeiten entsprechende Lernchancen. Besondere Aufmerksamkeit ist dabei der Wahrnehmung und Stärkung von Mädchen und Jungen in ihrer geschlechtsspezifischen Unterschiedlichkeit zu widmen. Im Unter- richt müssen sich Mädchen und Jungen bei aller Verschiedenheit als gleichberechtigt und gleichwertig wahrnehmen. In Interaktionsprozessen können Mädchen und Jungen voneinander lernen und kooperativen Umgang miteinander üben. Geschlechterbezogenes Arbeiten lässt sich z. B. auf folgenden Ebenen realisieren: – auf der Ebene der Unterrichtsinhalte und der ausgewählten Lehr- und Lernmittel, die beiden Geschlechtern und ihren unterschiedlichen Interessen und Vorerfahrungen entsprechen, ihre jeweiligen Stärken wertschätzen und ihnen einen Zugang zu bis- lang Ungewohntem und Neuem eröffnen, – auf der Ebene der Unterrichtsorganisation, insbesondere durch die Wahl solcher Methoden, Arbeits- und Sozialformen, in denen sich Mädchen und Jungen gleicher- maßen einbringen können (u. a. auch durch Phasen der Arbeit in geschlechtsho- mogenen Lerngruppen). Gleichwertig neben der Berücksichtigung der Individualität jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers steht die Befähigung zur Kooperation. In allen Fächern sind Formen der Partner- und Gruppenarbeit zu nutzen. Diese erhöhen die Lernfreude, vermitteln Sicherheit, stimulieren produktiven Wettbewerb, ermöglichen das Helfen und das Modell-Lernen. Den Schülerinnen und Schülern wird dabei bewusst, dass bei be- stimmten Aufgaben bzw. Problemstellungen gemeinsames Arbeiten zu besseren Ergebnissen führt. Der Begriff Instruktion steht für eine Unterrichtsgestaltung, bei der durch die Art der Lernangebote auf systematische Lern- und Denkwege orientiert wird. Diese Unter- richtsgestaltung erfolgt in solchen Lernphasen, in denen es um Erwerb von Kennt- nissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten geht, die die Schülerinnen und Schüler brauchen, um eigene Lernwege entwickeln zu können. Der Begriff Konstruktion zielt auf die Erkenntnis, dass Lernen ein Prozess ist, in dessen Verlauf Schülerinnen und Schüler eigene Bedeutungsschwerpunkte und Interpreta- tionen entwickeln. Auch bei noch so genauer, sorgfältiger Strukturierung des Lehrvor- gangs kann nicht davon ausgegangen werden, dass das Vermittelte bei allen Schü- lerinnen und Schülern in der gleichen Weise verfügbar ist, denn • Lernen ist als ein aktiver individueller Prozess zu verstehen, • Inhalte werden nicht so gelernt, wie sie gelehrt werden, sondern erfahren während des Lernens individuell bedingte Veränderungen und • das Lernen wird von Interessen, Vorwissen und Lernstrategien des Individuums beeinflusst. 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule 7 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Bei der Unterrichtsgestaltung sind Instruktion und Konstruktion so zu kombinieren, dass jede Schülerin bzw. jeder Schüler die für ihre bzw. seine Kompetenzentwicklung erforderlichen Freiräume ebenso wie die notwendigen Orientierungen erhält. Systematisches Lernen ermöglicht ein grundlegendes Verständnis wesentlicher fach- licher Zusammenhänge und das Einordnen in vernetzte Systeme fachlicher Kennt- nisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Auf diese Weise wird das künftige Lernen unter- stützt. Der Erwerb eines solchen intelligenten Wissens wird durch instruktionale, die Schülerinnen und Schüler aktivierende Unterrichtsformen unterstützt. Um dieses Wissen in ähnlichen Situationen anwenden und erweitern zu können, muss zusammen mit der Sachlogik des Wissens auch der Verwendungskontext mitgelernt werden. Dafür eignen sich Unterrichtsformen, in denen an Praxisaufgaben und in lebensnahen Kontexten die Schülerinnen und Schüler das bereits Erlernte anwenden und als bedeutsam erleben können. Problemorientierte Aufgaben sind so angelegt, dass Schülerinnen und Schüler zur kre- ativen Bearbeitung angeregt werden und verschiedene Kompetenzen gefördert werden. Sie zielen sowohl auf das Verständnis von Zusammenhängen als auch auf sachbezo- genes, logisches, zielorientiertes Arbeiten. Sie unterstützen die Entwicklung von unter- schiedlichen Lösungsstrategien und schließen das Nachdenken über das Lernen ein. Fehler sind Bestandteile eines jeden Lernprozesses, deshalb werden sie auch in der Schule als Lernchance, als fruchtbarer Teil des Lernens verstanden. Nur so erhöht sich auch die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, Probleme und Aufgaben experi- mentierend und eigenständig zu lösen. Deshalb darf das Lernen der Schülerinnen und Schüler nicht vorrangig defizitorientiert wahrgenommen und beurteilt werden, sondern es ist stets auf dem aufzubauen, was sie schon können. Das Lernen soll kumulativ, d. h. aufbauend und erweiternd angelegt sein, um den Schülerinnen und Schülern ein fortschreitendes Lernen zu ermöglichen und sie ihren Kompetenzzuwachs erfahren zu lassen. Nur wenn sie nachhaltig erleben, dass sie durch Lernen ihre Kompetenzen erweitern und vertiefen, bleibt ihre Lernfreude leben- dig. Das erfordert, dass möglichst vielfältige Verknüpfungen von Lerninhalten sowohl zwischen den Fächern als auch über die Zeit erfolgen. Unterricht in der Grundschule ist mehr als das Lernen im Fach. Anknüpfend an das Weltverstehen der Schülerinnen und Schüler gehören auch fachübergreifender und fächerverbindender Unterricht dazu. Im fachübergreifenden Unterricht wird über die Grenzen eines Faches hinaus auf andere Fächer verwiesen, die Bezug zum jeweiligen Inhalt haben. Im fächerverbindenden Unterricht werden Inhalte, Denkweisen und Methoden unter- schiedlicher Fächer miteinander in Beziehung gesetzt, um zu einem umfassenderen Verstehen zu gelangen. Dadurch wird auch die Anwendung des Gelernten in anderen Zusammenhängen unterstützt. Das reflektierte und produktive Nutzen von Medien aller Art im Unterricht befähigt Schülerinnen und Schüler, Medienangebote zunehmend selbstständig auswählen, eigene Medienbeiträge gestalten, verbreiten sowie kritisch bewerten zu können. Medien im Unterricht sind in den meisten Fächern Werkzeuge zum Lernen, in einigen Fächern aber auch Gegenstand des Lernens selbst. Sie erleichtern es, die Lebenswirk- 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 8 Systematisches und Situiertes Lernen ermöglichen Problemorientierte Aufgaben entwickeln Fehler als Lernschritte betrachten Kumulatives Lernen ermöglichen Fachbezogen, fachübergreifend, fächerverbindend unterrichten Medien einbeziehen Unterricht rhythmisieren Ziele Verbindliche und fakultative Inhalte Bezüge zu anderen Themenfeldern und Fächern lichkeit der Schülerinnen und Schüler in das schulische Lernen einzubeziehen. Der Einsatz von Computer und Internet ermöglicht darüber hinaus differenzierte bzw. individualisierte Lernangebote. Er erweitert die Vielfalt von Lernformen im Unterricht und verändert auch die Rolle der Lehrerinnen und Lehrer, die verstärkt als Lernberater aktiv werden müssen. Insbesondere Erfahrungen mit der Interaktivität, dem Navigieren in Hypertexten und mit der Reproduzierbarkeit von Texten tragen zur Lernkultur bei. Ein Stundenplan mit der Einteilung nach der starren 45-Minuten-Einheit wird den beschriebenen Qualitätsmerkmalen an das Lernen und Unterrichten oft nicht gerecht. Für die unterschiedlichen Aufgaben im Unterricht sind jeweils spezifische organisatori- sche Lösungen zu entwickeln. Diese können z. B. sein: das Lernen an Stationen, die Einbindung von Werkstatt-, Projekt- oder Freiarbeit, aber auch von Morgenkreis, Mahl- zeiten, Bewegungs- und Entspannungsaktivitäten in die Tages- oder Wochenplanung. Auch die Gliederung des Schultages in größere Blöcke, die Organisation von Hilfs- und Unterstützungssystemen für das Lernen sowie mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam entwickelte Regeln, z. B. für das Zusammenleben und Zusammenarbeiten in der Grundschule, können einen verlässlichen Orientierungsrahmen schaffen und eine Atmosphäre der Zufriedenheit und Lebensfreude in der Grundschule unterstützen. Zudem unterstützt Rhythmisierung die Ausbildung von Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. 1.5 Inhalte Der Erwerb von Kompetenzen ist stets an Inhalte gebunden. Daher weisen die Rah- menpläne Ziele und Inhalte jeweils bezogen auf Themenfelder/Aufgabenbereiche in den Doppel-Jahrgangsstufen aus. Die Ziele sind verbindlich. Sie beschreiben, welchen Beitrag das jeweilige Themenfeld zum Erreichen der Standards leistet. Neben den verbindlichen Inhalten enthalten die Rahmenpläne Anregungen zu fakul- tativen Inhalten. Diese sind im Kursivdruck ausgewiesen. Über deren Auswahl, aber auch Erweiterung wird bei der Erarbeitung der schulinternen Lehrpläne entschieden. Dabei sind für die Schule und die Region bedeutsame Themen zu berücksichtigen, ins- besondere aber die Interessen und Förderbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Insgesamt soll die schulische Lernzeit so verwendet werden, dass sie zu 60% für die verbindlichen Inhalte genutzt wird, und zu 40% für fakultative Inhalte sowie zum Festi- gen individueller Lernprozesse genutzt wird. Schülerinnen und Schüler nehmen die sie umgebende Wirklichkeit nicht nach Schulfä- chern gegliedert, sondern aus verschiedenen Perspektiven und als komplexe Phäno- mene wahr. Im Unterricht wird im Laufe der Grundschulzeit in Fachstrukturen einge- führt, d. h. auch: Es werden innerfachliche Zusammenhänge aufgezeigt. Zugleich werden projektorientierte Arbeitsformen entwickelt, die fachübergreifendes sowie fächerverbindendes Lernen ermöglichen. Ausgewählte Bezüge zu den Themenfeldern (➔) und zu anderen Fächern (➔➔) werden im Rahmenplan ausgewiesen. Schulisches Lernen bedeutet auch Auseinandersetzung mit Grundfragen, die nicht einfach als Inhalte tradierten Unterrichtsfächern zuzuordnen sind. Sie orientieren sich an beobachtbaren Phänomenen der Natur und Grundproblemen der Gesellschaft1, wie z. B. an Phänomenen der Umwelt und der Technik, Fragen des Zusammenlebens von Menschen, Fragen zu anderen Kulturen, zur kindlichen Lebenswelt, zu Verkehr sowie 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule 9 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 1 Diese sind in Form von übergreifenden Themenkomplexen in Brandenburg sowie Aufgabengebieten in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern für den Unterricht in allen Schulstufen festgelegt. zur Gesundheit und zum Wohlbefinden. Fächerverbindende Unterrichtsthemen können in Form des Projektunterrichts bearbeitet werden. Projekte können aus Inhalten des Unterrichts heraus entwickelt werden und ermöglichen, Gelerntes in einem hand- lungsorientierten Zusammenhang zu erarbeiten und anzuwenden. Für die Bearbeitung übergreifender Fragestellungen können Fächer mit aufeinander abgestimmten Inhalten zu einem Lernbereich zusammengefasst fächerverbindend unterrichtet werden. Die fachspezifischen Inhalte werden dabei angemessen berücksichtigt. 1.6 Leistungsermittlung, Leistungsbewertung und Dokumentation Die Grundschule fördert durch regelmäßige Rückmeldungen zu Lernfortschritten und Leistungsentwicklungen die Lernbereitschaft einer jeden Schülerin und eines jeden Schülers. Leistungsermittlung und -bewertung sollen die individuelle Lernentwicklung unterstützen, die Anstrengungsbereitschaft und das Vertrauen in eigene Leistungsfähig- keit stärken sowie die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung entwickeln. Darüber hinaus sind Leistungsermittlung und Leistungsbewertung Instrumente der Lernberatung und Lern- förderung, indem sie die Lernhaltungen der Schülerinnen und Schüler stabilisieren, Hinweise auf den Umgang mit Fehlern geben und das Ausbilden von Lernstrategien geben. Leistungsermittlung dient der kontinuierlichen Rückmeldung für Lernende, Erziehungs- berechtigte und Lehrende. Sie ist eine Grundlage für die Beratung und Förderung der Schülerinnen und Schüler. Diese müssen Situationen der Leistungsermittlung deutlich getrennt von Lernsituationen erleben. Die Kriterien für die Leistungsermittlung sind inner- halb der Schule abzustimmen und müssen für alle Beteiligten transparent sein. Rückmeldungen, etwa in Form von Lern-Beratungsgesprächen, dienen dem Ziel, die Lernbereitschaft der Einzelnen zu fördern, ihre Anstrengungsbereitschaft und das Ver- trauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu stärken sowie die Fähigkeit zur Selbstein- schätzung zu entwickeln. Besonders nachhaltig können derartige Lern-Beratungsge- spräche sein, wenn sie auf der Basis einer vorab getroffenen Zielvereinbarung zwischen den Lehrerinnen und Lehrern und den Schülerinnen und Schülern erfolgen. Leistungsermittlung, Leistungsbewertung und Dokumentation sind auf alle Kompeten- zen gerichtet und beziehen sich sowohl auf Prozesse als auch Produkte schulischen Lernens. Die Leistungen können in mündlicher, schriftlicher oder praktischer Form erbracht wer- den. Die Leistungsbewertung erfolgt auf unterschiedliche Weise: • punktuell und kontinuierlich, • individuell und gruppenbezogen, • standardisiert und nicht standardisiert. Leistungsbewertung durch Lehrerinnen und Lehrer bezeichnet die pädagogisch-fach- liche Beurteilung der schulischen Leistung einer Schülerin bzw. eines Schülers. Sie ist an Kriterien gebunden, die sich aus dem Rahmenplan, aus den Standards, Erlassen bzw. Verwaltungsvorschriften ergeben. Diese sind in schulinternen Festlegungen zu konkretisieren. Leistungen sind aber auch durch die Mitschülerinnen und Mitschüler zu bewerten, denn nur so können Schülerinnen und Schüler Formen der Fremdbewertung akzeptie- 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 10 Aufgaben der Leistungsermittlung Aufgaben der Leistungsbe- wertung Aufgaben der Dokumentation Schulinterne Lehrpläne Kooperation ren und erlernen. In besonderem Maße sind die Schülerinnen und Schüler in die Bewertung ihrer eigenen Arbeit einzubeziehen (Selbstbewertung), um ihnen die Verantwortung für ihre Lernprozesse und -ergebnisse bewusst zu machen und sie zu befähigen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und zu artikulieren. Um mit der Leistungsermittlung und -bewertung alle dem Rahmenplan zugrunde lie- genden Kompetenzen zu erfassen und den Schülerinnen und Schülern die Selbstbe- wertung zu ermöglichen, sind traditionelle Formen wie mündliche und schriftliche Kontrollen um weitere Instrumente zu ergänzen. Hierzu gehören z. B. Beobachtungs- bogen, Lern-Begleithefte und Lern-Tagebücher, Interviews und Fragebögen, Sammel- mappen und Portfolios, in denen jede Schülerin bzw. jeder Schüler ihr bzw. sein Lernen reflektiert und die Lernfortschritte beurteilt. 1.7 Qualitätsentwicklung und -sicherung Der schulische Qualitätsbegriff ist umfassend zu verstehen. Er bezieht sich auf alle Bereiche schulischer Arbeit, die Zusammenarbeit im Kollegium, die Schulkultur und das Schulleben, aber vor allem auf den Unterricht und die Förderung von Lernprozessen. Unter Qualitätsentwicklung sind alle Tätigkeiten einer Schule zu verstehen, „gute Schu- le“ zu werden oder den bereits erreichten Stand zu erhalten und zu verbessern. Qualitätssicherung bezieht sich hingegen auf Maßnahmen der Schule, den erreichten Stand im Hinblick auf gesetzte Ziele mithilfe von Diagnose- und Prüfinstrumenten zu analysieren, zu bewerten und zu dokumentieren. Qualitätsentwicklung und -sicherung sind notwendig aufeinander zu beziehen. Qualitätsentwicklung des Unterrichts erfolgt mit dem Ziel, die vorhandenen Lern- und Unterrichtskonzepte daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie allen Schülerinnen und Schülern ein erfolgreiches Lernen in und nach der Grundschule gewährleisten. Die Rahmenpläne sind verbindliche Grundlage für die curriculare Arbeit in der einzel- nen Schule und für die Gestaltung des Unterrichts. Schulinterne Curricula berücksichtigen die Eigenverantwortung der Schule und Beson- derheiten des Standortes, die soziale Lage und kulturellen Eigenheiten der Schülerin- nen und Schüler sowie die besonderen Fähigkeiten der Lehrerinnen und Lehrer. Sie sind ein wichtiges Instrument für die Förderung der Kooperation mit Schulpartnern. Schulinterne Lehrpläne werden auf der Grundlage der Rahmenpläne gestaltet. Sie umfassen z. B. die Fachpläne der Fachkonferenzen, die Klassen-/Jahrgangsstufen- Pläne, themenorientierte Pläne. Für das Planungshandeln der Lehrerinnen und Lehrer im Schulalltag müssen schulinterne Lehrpläne allen zugänglich und praktisch hand- habbar sein. Die Arbeit an schulinternen Lehrplänen eröffnet vielfältige inhaltliche Bereiche für die Kooperation der Lehrerinnen und Lehrer einer Schule, insbesondere • beim Entwickeln eines pädagogischen Konzeptes für die Arbeit in einzelnen Klassen oder auf Jahrgangsstufen-Ebene, z. B. bei der Planung von gemeinsamem Unter- richt oder bei der Entwicklung von Kriterien für die Leistungsbewertung, • bei der Arbeit an gemeinsamen inhaltlichen Schwerpunktsetzungen, wie z. B. bei der Planung von fächerverbindendem Unterricht und Projekten, • bei der Verständigung über Unterrichtsmaterialien und Medien. 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule 11 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Für die systematische Qualitätssicherung und -entwicklung von Bildung und Erziehung in der Einzelschule ist das Schulprogramm ein wichtiges Planungs- und Steuerungs- instrument. Das Schulprogramm dient der Dokumentation und Rechenschaftslegung der von der Schule geleisteten Arbeit in einem vereinbarten Zeitraum. Es zielt auf Qua- litätsverbesserung der Schule, dient der Selbstvergewisserung und legt Entwicklungs- ziele fest. Neben der Ausgangslage und einer pädagogischen Bestandsaufnahme muss ein Leitbild formuliert werden, das gemeinsam mit allen an Schule Beteiligten entwickelt wird. Die konkrete Festsetzung von Entwicklungszielen muss durch Maß- nahmen und Zeitplanungen ergänzt werden. Die Ergebnisse der schulinternen Evalua- tion ermöglichen die Fortschreibung des Schulprogramms. Schulinterne Evaluation unterstützt die Weiterentwicklung des Unterrichts. Sie ist ein Instrument, um den Erfolg und die Wirksamkeit der gemeinsamen Arbeit zu überprüfen. Schulinterne Evaluation steht in engem Zusammenhang mit schulbezogenen Qualitäts- standards, den schulisch zu sichernden Kompetenzen sowie den schülerbezogenen Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz und den Standards in den Rahmenplä- nen. Sie ermöglicht eine Rückmeldung, inwieweit die Ziele des Rahmenplans in der Schule erreicht wurden. Schulinterne Evaluation macht die Anstrengungen der Schule um die qualitative Veränderung von Lernkultur und deren Ergebnisse fassbar und dis- kutierbar. Als greifbare Bestandsaufnahme bildet sie die Basis für die konkrete Planung weiterer Entwicklungsschritte der Schule. Diagnostik ist ein Mittel zur Optimierung pädagogischer Arbeit. Sie ist als Maßnahme zu verstehen, die Lernentwicklung und -stände von Schülerinnen und Schülern in den Kompetenzbereichen zu ermitteln, zu analysieren und in individuelle Förderangebote münden zu lassen. Diagnostische Zugänge sind die Beobachtung von Lernenden im Unterricht, das Ein- holen und Sichten von Arbeitsergebnissen, z. B. in Form von schriftlichen Arbeiten, die Befragung über Lernprozesse und schulisches Handeln, das Gespräch über Gefühle, mit denen die Schülerinnen und Schüler das schulische Lernen erleben, die Sammlung von Arbeitsergebnissen der Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum als eine materialisierte Entwicklungsdokumentation. Weitere Diagnoseinstru- mente können Fragebögen zum Lernverhalten oder Beobachtungs- und Protokol- lierungshilfen sein. Die pädagogische Diagnostik erfolgt prozessbegleitend und wird in den Fachkonferenzen verabredet und ausgewertet. Untersuchungen zur Lernausgangslage, Orientierungs- bzw. Vergleichsarbeiten und Testverfahren ermöglichen den Schulen ein differenziertes Einordnen und eine Beur- teilung der Ergebnisse ihrer schulischen Arbeit. 1 Bildung und Erziehung in der Grundschule Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 12 Schulprogramm Schulentwicklung und Evaluation Pädagogische Diagnostik In der Schule begegnen sich Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen individu- ellen Lernvoraussetzungen und biografisch geprägten Erfahrungen. Die Schule beglei- tet und fördert die Schülerinnen und Schüler in der Weiterentwicklung ihrer Wahrneh- mungs- und Handlungsmöglichkeiten, damit sie ihr Leben zunehmend selbstbestimmt und verantwortlich gestalten lernen. Eine Lernatmosphäre, die die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler achtet und das gemeinsame Erleben und Handeln unter- stützt, trägt hierzu bei. Der Religionsunterricht weiß sich dem Evangelium als Gottes befreiender Botschaft verpflichtet. Christen vertrauen Gottes universaler Liebe und seiner Verheißung, alles zu einem guten Ende zu führen. Daher fordert der Religionsunterricht auf, dieser Zu- sage Gottes „im eigenen Leben und im Leben der anderen eine Chance zu geben“2. So hilft der Religionsunterricht den Schülerinnen und Schülern, Vertrauen in die Welt und in ihre Lebensgeschichte zu gewinnen. Er unterstützt sie darin, Mut zur Liebe zu entwickeln. Die Kenntnisse und Fähigkeiten, Ansichten und Einsichten, die der Schü- lerin bzw. dem Schüler bei diesen Entwicklungsaufgaben dienlich sind, werden nach- folgend in sieben Bereichen benannt: • Der Religionsunterricht intensiviert die sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten (Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken ...) und fördert das Staunen und Sichwundern. • Der Religionsunterricht hilft den Schülerinnen und Schülern ihre Fragen ernst zu nehmen, ihre Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin des Lebens wach zu hal- ten, zu wecken, zu bedenken und als wertvoll für ihr Selbstverständnis anzunehmen. • Der Religionsunterricht macht aufmerksam auf Ausprägungen von Religion und Glauben und lädt die Schülerinnen und Schüler ein, die Faszination lebendiger und überlieferter Religion zu entdecken (z. B. Legenden, Gestalten des Glaubens, Lie- der, Bilder, Räume, Erzählungen). • Der Religionsunterricht bringt grundlegende Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen und die ihnen begegnenden Deutungen des Lebens mit christ- lichen Überlieferungen in Beziehung und trägt so zur Verständigung über Lebens- möglichkeiten bei. • Der Religionsunterricht fördert angesichts der Vielfalt von erfahrenen Lebensmus- tern und Handlungsorientierungen die Fähigkeit zur Unterscheidung und begleitet die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum eigenen Urteilen und Handeln. • Der Religionsunterricht fördert auf der Grundlage der Entsprechung von Selbst- und Nächstenliebe die Fähigkeit zur Einfühlung in andere Menschen und gibt Impulse für ein menschenfreundliches und solidarisches Miteinander. • Der Religionsunterricht ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, sich und andere in vielfältigen Ausdrucksformen (in Bild, Sprache, Gestik, Aktion, Meditation) zu erfahren und einander mitzuteilen und fördert dadurch die religiös bedeutsame Erlebnis-, Gestaltungs- und Sprachfähigkeit. Christen sind überzeugt, dass ihr Glaube menschliches Leben trägt und ihm ein Ziel gibt. Deshalb kann der katholische Religionsunterricht Schülerinnen und Schülern auch helfen, ihre Lebensgestalt zu finden. In diesem Sinn hat schon die gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1974) den Religionsunter- richt in doppelter Weise begründet: 2 Die bildende Kraft des Religionsunterrichtes. Zur Konfessionalität des Katholischen Religionsunterrichtes. Die Deutschen Bischöfe Nr. 56, herausgegeben vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1996, S. 35. 2 Der Beitrag des Faches zur Bildung und Erziehung in der Grundschule 13 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Der Beitrag des Faches zur Bildung und Erziehung in der Grundschule 2 Schulpädagogisch ist der Religionsunterricht legitimiert, weil er mit den prägenden Ein- flüssen des Christentums auf unsere Kultur vertraut macht, weil er jungen Menschen zur Selbstwerdung in Beziehung zum anderen und zu seiner Freiheit verhilft und dazu beiträgt, gesellschaftliche Lebensverhältnisse zu befragen und auf ihren ethischen Wert hin zu prüfen. Damit schafft er – gemäß dem Auftrag des Grundgesetzes – die Voraussetzung, dass Schülerinnen und Schüler in religiöser und weltanschaulicher Hinsicht urteils- und entscheidungsfähig werden. Theologisch ist der Religionsunterricht motiviert und geprägt aus der christlichen Über- zeugung, dass Gott in der Geschichte für den Menschen und zu seinem Heil wirkt. Das Evangelium betont diese Erfahrung in der Zusage an jeden Einzelnen: Du bist in dei- ner Freiheit gewollt und darfst liebend von ihr Gebrauch machen. Die Kirche versteht sich in der Nachfolge Jesu Christi als jene Gemeinschaft, in der jeder erfährt, dass er unbedingt erwünscht ist. Eine weithin säkularisierte Gesellschaft bedeutet für den Religionsunterricht eine stär- kere Berücksichtigung der unterschiedlichen Voraussetzungen von Schülerinnen und Schülern: • Den Schülerinnen und Schülern, die eine lebendige Beziehung zu Glaube und Kir- che haben, hilft der Religionsunterricht, den Glauben zu vertiefen, und gibt Impulse für ein Leben aus dem Glauben. • Den Schülerinnen und Schülern, die Orientierung suchen, bietet der Religionsunter- richt die Möglichkeit, die Antworten des Glaubens auf ihre Fragen kennen zu lernen, sich mit ihnen auseinander zu setzen und eine begründete Entscheidung zu treffen. • Den Schülerinnen und Schülern, die sich als ungläubig betrachten, wird im Religions- unterricht Gelegenheit gegeben, durch die Auseinandersetzung mit der Gegenpo- sition den eigenen Standort klarer zu erkennen oder gegebenenfalls zu revidieren. • Den Schülerinnen und Schülern, die keine religiösen Grunderfahrungen mitbringen, jedoch offen sind für religiöse Fragen, wird im Religionsunterricht die Erstbegegnung mit dem christlichen Glauben ermöglicht und der Sinn christlicher Tradition erschlossen. • Den Schülerinnen und Schülern, die religiösen Fragen und Inhalten gleichgültig gegen- überstehen, wird im Religionsunterricht deren Bedeutung für das Leben aufgezeigt. In dieser Perspektive fördert der Religionsunterricht die religiöse Wahrnehmungs-, Urteils- und Gestaltungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler, die zu Handlungskom- petenz führt. Handlungskompetenz ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, auch in komplexen außerschulischen Situationen mündig, verantwortungsbewusst und tolerant zu han- deln. Für das unterrichtliche Handeln kann sie in Selbst-, Sozial-, Methoden- und Sach- kompetenz differenziert werden. Der Religionsunterricht eröffnet Zugänge zur lebensdeutenden und befreienden Kraft des Wortes Gottes in den biblischen Überlieferungen. Er erschließt die Grundlagen unserer christlichen Kultur. Schülerinnen und Schüler – beschreiben Formen der Versöhnung und Wiedergutmachung, – schildern christliche Feste und christliches Brauchtum, – entwerfen und beschriften eine Zeitleiste, – unterscheiden christliche von anderen Symbolen und deuten sie als Handlungs- und Orientierungsmuster, – erkennen die Doppeldeutigkeit der Sprache und können Bildworte deuten, 2 Der Beitrag des Faches zur Bildung und Erziehung in der Grundschule Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 14 Sachkompetenz Methodenkompetenz Soziale Kompetenz Personale Kompetenz – erläutern den Aufbau der Bibel, – stellen in Grundzügen die Entstehung biblischer Schriften an exemplarischen Er- zählungen dar, – nennen wichtige Ereignisse aus dem Leben Jesu und können Lebensstationen Jesu dem Kirchenjahreskreis zuordnen, – schildern Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen evangelischen, katholischen und orthodoxen Christen, – erläutern einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum, – unterscheiden verschiedene Gottesdienstformen und beschreiben den Aufbau einer Hl. Messe. Der Religionsunterricht macht mit Ausdrucksformen des Glaubens in Bildern und Ges- ten, Symbolen und Metaphern in Geschichten, Liedern, Gebeten und Feiern vertraut. Er erschließt die Sprache der „heiligen Zeichen“, der Liturgie und hilft den Schülerin- nen und Schülern, eine eigene religiöse Sprache zu finden. Schülerinnen und Schüler – interpretieren verschiedene Quellen (Texte, Bilder, Karten: Israelkarte), – finden und zitieren Bibelstellen, – führen einen synoptischen Vergleich durch. Der Religionsunterricht lädt ein zur Begegnung mit gläubigen Menschen, mit Kirche und Gemeinde und mit Gott. Der Religionsunterricht trägt dazu bei, dass die Schülerin- nen und Schüler Menschen besser verstehen, die einer anderen Religion oder Kultur angehören, und fördert die Achtung von Menschen mit anderen Lebensdeutungen und damit auch indirekt das vertiefte Nachdenken über den eigenen Glauben. Der Reli- gionsunterricht erschließt auf der Grundlage der Glaubensüberlieferung Maßstäbe ethischen Urteilens und motiviert zum bewussten Engagement für Gerechtigkeit, Frie- den und Bewahrung der Schöpfung. Schülerinnen und Schüler – beschreiben und praktizieren Versöhnungsrituale, – wägen Rechte der eigenen Person gegenüber den Rechten anderer Menschen ab, – zeigen Empathie gegenüber Mitschülern und anderen Menschen, – übernehmen Verantwortung für andere und die Umwelt, – entwickeln und akzeptieren Regeln auf biblischem Hintergrund, – äußern angemessen und konstruktiv Kritik, – hören anderen aufmerksam zu und begegnen ihnen offen und mit Respekt. Der Religionsunterricht ermutigt die Schülerinnen und Schüler nach sich, nach dem Zusammenleben mit anderen, nach dem Woher und Wohin ihres Lebens und in die- sem Zusammenhang nach Gott zu fragen. Schülerinnen und Schüler – übernehmen Verantwortung für sich, – schätzen ihre Stärken und Schwächen realistisch ein, – üben sachlich Kritik und können Kritik aushalten, – fällen eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst Entscheidungen, – vertreten ihren Standpunkt gegenüber einer Mehrheitsmeinung und tolerieren die Meinung Anderer, – halten Stille aus und können schweigen. 2 Der Beitrag des Faches zur Bildung und Erziehung in der Grundschule 15 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Die Entwicklung von Kompetenzmodellen zur Beschreibung der Leistungserwartung an Schülerinnen und Schüler hat bundesweit erst begonnen. Die formulierten Kompe- tenzbereiche und Leistungserwartungen müssen auf Grund der unterrichtlichen Erfah- rungen und empirischen Untersuchungen regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden. Die nachfolgenden Bildungsstandards beschreiben die Kompetenzen, die Schülerin- nen und Schüler im Fach Katholische Religion am Ende der Jahrgangsstufe 4 erwor- ben haben müssen, um ein erfolgreiches Weiterlernen zu sichern. Schülerinnen und Schüler – äußern Fragen nach dem Woher, Wozu und Wohin des Lebens und ihre Sichtweisen dazu, – nehmen sich, ihr Leben, das Leben anderer und die Welt wahr und bringen ihre Er- fahrungen Anderen gegenüber zum Ausdruck, – lassen sich auf Texte, Bilder und Lieder des Religionsunterrichtes ein, deuten sie und bringen das Erfahrene in eigenen Worten und Bildern zum Ausdruck, – beteiligen sich an den Gesprächen, Diskussionen und Symbolhandlungen (Ritua- len) des Religionsunterrichtes mit eigenen Beiträgen, – erwerben grundlegende Kenntnisse und Hintergründe über Inhalt, Entstehung und Auslegung einzelner biblischer Texte, – bringen Elemente der biblischen, theologischen und kirchlichen Überlieferung mit eigenen Erfahrungen in eine kritisch-produktive Wechselbeziehung, – setzen sich mit Inhalten und Ausdrucksformen anderer Religionen auseinander und begegnen Menschen mit anderen Lebensdeutungen mit Achtung und Verständnis, – erkennen Probleme des menschlichen Miteinanders und können Lösungswege nach- vollziehen, – zeigen Einfühlungsvermögen, – drücken ihre mit Gott in Verbindung gebrachten Vorstellungen und Erfahrungen aus, sind vertraut mit den christlich-jüdischen Gottesvorstellungen und -erfahrungen und greifen sie als Anstoß für die eigene religiöse Entwicklung auf. 3 Standards Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 16 Standards3 Glaube und Leben Biblisch-christliche Tradition Inhalt des Religionsunterrichts ist das menschliche Leben. Der Religionsunterricht trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler sich selbst besser verstehen, die Bezie- hungen, in denen sie leben, deutlicher wahrnehmen und sich in unserer Kultur und Zivilisation zurechtfinden. Inhalt des Religionsunterrichts ist aber auch der christliche Glaube, wie er sich in der Geschichte der Kirche entfaltet hat und in den christlichen Gemeinden und Gemeinschaften gelebt wird. Glaube und Leben sind nicht verschiedene Dinge, sondern bilden eine spannungsvolle Einheit. Der Glaube eines Menschen ist die Summe jener Überzeugungen, an denen dieser Mensch sein Leben ausrichtet. Naturgemäß bilden sich solche Überzeugungen nicht allein durch Überlegungen, vielmehr sind sie Ertrag und Spiegel von Lebens- erfahrungen. Aus dieser Sicht ist der christliche Glaube ein Weltverhältnis – die Ein- stellung, die ein Christ zu sich selbst, zu anderen und zur Gesellschaft entwickelt. Sol- cher Glaube ist weit mehr als bewusste Überzeugung; er ist auch das seelische Klima eines Lebens, die Grundstimmung, durch die alle Meinungen und Handlungen ihre Färbung bekommen. Neben dem Weltverhältnis ist christlicher Glaube ein Gottesver- hältnis. Glauben ist die tragfähige Beziehung des Christen zu Gott. Christen leben ihren Glauben in der Glaubensgemeinschaft Kirche. Gottes Offenbarung und die Erfah- rungen der glaubenden Menschen mit Gott bilden und prägen die Glaubensüberliefe- rung der Kirche. Der Religionsunterricht will deshalb den Schülerinnen und Schülern eine lebendige Beziehung zu Gott ermöglichen, indem er zum Dialog zwischen Glaubensüberlieferun- gen und Lebenserfahrungen einlädt. Angesichts des christlichen Glaubens soll ein An- spruchsniveau für Leben in den Blick treten, das Schülerinnen und Schüler anregt, nach der Gestalt ihres eigenen Lebens zu suchen. Herausgefordert durch Lebenssitua- tionen sollen christliche Überlieferungen als Maßstab für das eigene Leben, für die Beziehung zu Gott neu gesichtet und befragt werden. Demnach ist der Glaube der Kirche fachspezifischer Inhalt des katholischen Religionsunterrichts, und das Leben (der Schülerinnen und Schüler) ist der Horizont, auf den hin der Glaube konkretisiert wird. Zugleich ist auch das Leben (der Schülerinnen und Schüler) Gegenstand des Religionsunterrichts; es wird im Horizont des Glaubens betrachtet. Diese gegenseitige Erschließung von Glaube und Leben gibt den Inhalten des katho- lischen Religionsunterrichtes in der Grundschule ihr Profil. In der Begegnung mit ihnen können die Schülerinnen und Schüler lernen, sich und ihren Weg mit anderen besser zu verstehen und zu gestalten. Einerseits kann dieses Ziel erreicht werden durch die Begegnung mit biblisch-christlichen Überlieferungen, die mit Lebensfragen der Schü- lerinnen und Schüler ins Gespräch gebracht werden. Andererseits können Lebensfra- gen der Schülerinnen und Schüler geklärt werden, die im Gespräch mit diesen Über- lieferungen erhellt und in ihrem Entscheidungscharakter erschlossen werden. Aus der biblisch-christlichen Tradition sind für den Religionsunterricht besonders die Überlieferungen geeignet, die den Schülerinnen und Schülern helfen, Grundzüge des jüdisch-christlichen Menschenbildes und Gottesverständnisses zu entdecken und zu verstehen. Hierzu gehören vor allem: – Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament, – Elemente christlicher Spiritualität, – Legenden und Lebensberichte von Heiligen und beispielhaften Menschen, – Einblicke in das Leben der Kirche, – Beispiele christlichen Handelns im Alltag. 4 Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche 17 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 4Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche Religionsunterricht gelingt, wenn diese Inhalte in ein vielstimmiges Gespräch mit Er- fahrungen der Schülerinnen und Schüler treten. Hieraus entwickelt sich dann ein zwei- gliedriger Lernprozess: Die Schülerinnen und Schüler verstehen sich selbst besser und sie erfahren den Anregungsreichtum des christlichen Glaubens. Glückt dieser Dialog, erscheint der Glaube in neuer Beleuchtung, und zugleich erscheinen Lebenserfahrun- gen in einem anderem Licht. Der andere Pol des Lernens im Religionsunterricht sind die Lebensfelder der Schü- lerinnen und Schüler. Auch hier ist das Spektrum breit: – Schülerinnen und Schüler machen Erfahrungen mit sich selbst, – sie erleben Konflikte und Bereicherungen im Zusammenleben mit anderen, – sie wachsen hinein in unsere Kultur, – sie erleben eine komplizierte Zivilisation und eine bedrohte Natur. Diese erfahrungsbezogenen Inhalte sind vor allem dann Gegenstand des katholischen Religionsunterrichts, wenn sie ins Gespräch gebracht werden mit Glaubensüberliefe- rungen. Beispielsweise findet die Suche nach einem umweltgerechten Lebensstil Reso- nanz in christlicher Spiritualität. Das biblische Bild vom Paradies provoziert die Frage, wie Menschen in Harmonie mit der Natur leben können. Die Rettung der Tiere in der Arche Noahs hält die Erinnerung daran wach, dass Menschen verantwortlich sind für die Schöpfung. Das didaktische Profil des Religionsunterrichtes ergibt sich aus den Inhalten des christlichen Glaubens und den Lebensgeschichten der Schülerinnen und Schüler auf die hin der Glaube ins Gespräch gebracht wird. Aus dieser Verknüpfung des Glaubens mit der Lebensorientierung der Schülerinnen und Schüler ergibt sich die innere Form des Lernens im Religionsunterricht: Es ist ein Lernen mit allen Sinnen; es braucht Stille, es macht sich in Erkundungen auf den Weg, es lebt vom Erzählen und von der offenen Frage und es orientiert sich an Lebensgeschichten. Bedeutung für religiöses Lehren und Lernen hat der – auch theologisch bedeutsame – Wunsch, die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler mit all ihren Dimensionen in das schulische Lernen einzubeziehen. Religionsunterricht fördert die Fähigkeit, Welt und Leben differenziert und sensibel wahrzunehmen, zu deuten und Weltdeutungen auszudrücken. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen sind „Tore zur Welt“ und gleichzeitig Tore zur eigenen Innenwelt. Sie helfen, Welt und Leben wahrzuneh- men, zu bestaunen und zu befragen. Vertiefende Eindrücke zu verarbeiten und zu ord- nen, aber auch mit vielen Möglichkeiten auszudrücken und ihnen so Gestalt zu geben – das ist im Religionsunterricht zu pflegen. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass Schülerinnen und Schüler zu eigenem Ausdruck befähigt werden: im Erzählen, im kre- ativen Schreiben, im Malen und Gestalten, in der Bewegung, im Tanz, im darstellenden Spiel usw. Ein sensibler Umgang mit sich, mit anderen und mit der Schöpfung dient nicht zuletzt auch einem Lernen, das auf Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gerichtet ist. Lernen mit allen Sinnen entspricht der Ganzheitlichkeit, in der christlicher Glaube gelebt wird. Praktisches Lernen sichert Erfahrung aus „erster Hand“ und kann zugleich Brücken bauen zwischen schulischem und außerschulischem Leben. Durch praktisches Lernen kann die zu erschließende Wirklichkeit in ihrer Bedeutsamkeit für den Einzelnen, für die Gemeinschaft und die Gesellschaft erfahren werden. Der Religionsunterricht bietet viele Gelegenheiten, die Schülerinnen und Schüler an praktische Aufgaben heranzu- führen: eine Ausstellung vorbereiten, einen Baum pflanzen, den Schulgarten pflegen usw. Dabei können auch liturgische Erfahrungen angebahnt werden: Brot backen, gemein- 4 Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 18 Lebenswelt der Lernenden Lernen mit allen Sinnen Praktisches Lernen Spielen Stille lernen Lernortwechsel und Erkundungen Erzählen sam beten, ein Fest vorbereiten, einen Gottesdienst gestalten, ein Labyrinth anlegen, eine Kinderecke in der Kirche gestalten, Kerzen verzieren, eine Krippe bauen. Indem Schülerinnen und Schüler über diese Tätigkeiten nachdenken, entdecken sie, dass ihr Tun Bedeutung hat auch für das Leben außerhalb der Schule, ein Tun, das sogar das Leben ein wenig verändert und sinnvoller werden lässt. Besondere Möglichkeiten bie- ten sich in der Vorbereitung und Feier der Feste des Kirchenjahres. Spielen befreit von Zwängen. Es gestattet, Gesetze der Wirklichkeit aufzuheben und eine andere Realität mit neuen Regeln zu leben; Phantasiewelten können entstehen und Rollen können erprobt werden, die den Alltag überschreiten. Gerade weil das Spiel nicht das alltägliche Leben ist, stiftet es Distanz dazu. Zugleich kann es ernst sein, denn es spiegelt – in der Abweichung vom Alltag – dennoch das Leben: Es lässt Alter- nativen aufscheinen und befreit. Nicht zuletzt wird es ein Vergnügen sein, das aus sich selber lebt. Im Spiel kann Erlebtes individuell und gemeinsam verarbeitet werden. Inso- fern ist Spielen im Religionsunterricht eine Chance, den Alltag zu unterbrechen und ihn dennoch spielerisch zu bearbeiten. So werden seelische Wachstumsprozesse möglich. Mit Schülerinnen und Schülern Stille entdecken, mit ihnen die Kunst des feinen Hinhö- rens, der Aufmerksamkeit und der Sammlung zu pflegen – diese Übungen sind für den Religionsunterricht nicht nur Vorbedingung für produktives Lernen: Sie haben eine eigene Würde und Berechtigung. Stille und Innehalten in der Hektik des Schulbetriebs sind Wege zur Mitte, zum Leben und können auch Wege zu Gott werden. Zeiten des Innehaltens und der Sammlung bedeuten Unterbrechung. Sie sind zuerst einmal wi- derständig, bis sie als bereichernde Erfahrungen erlebt werden können und zu einer inneren Weiterentwicklung beitragen. Wege zu solchen Erfahrungen können die be- wusst verlangsamte Fühlungnahme von Gegenständen sein, Übungen des Riechens, Schmeckens, Tastens, Hörens und Sehens, das Versenken in Geräusche, die verzö- gerte Wahrnehmung von Texten und Bildern. Zur Religionsstunde gehören Momente des Innehaltens: still werden und hören, in Ruhe ein Bild betrachten, ein Musikstück hören und eine Weile nachklingen lassen, in bewusster Stille schreiben oder auch einen Text lesen oder hören. Alltägliche Phänomene wieder als staunenswert zu ent- decken, eröffnen Zugänge zur Transzendenz, die einmünden können in ein dankendes Gespräch mit Gott und die Bereitschaft zur Verantwortung vor ihm. Religionsunterricht verbindet schulisches und außerschulisches Leben durch originale Begegnungen miteinander. Besonders wenn Schülerinnen und Schüler noch nie Aus- drucksformen des Glaubens sinnenhaft erlebt haben, ist es Aufgabe des Religionsun- terrichts, Anstöße und Möglichkeiten zur Erkundung gelebten Glaubens und gelebter Religion zu geben: vor Ort, in der Begegnung mit Räumen und vor allem in der Begeg- nung mit Menschen der Kirchengemeinde. So wird die örtliche Pfarrei zu einem origi- nalen Lernort für schulisches Lernen. Auch die Einrichtungen der evangelischen Gemeinde, der jüdische Friedhof oder die Moschee sind sinnvolle Ziele von Erkun- dungsgängen. Dies sind zugleich praktische Wege hin zu Ansätzen ökumenischen und interreligiösen Lernens. Erzählen ist eine Grundform jüdisch-christlicher Überlieferung. Im Erzählen können wir uns selbst mitteilen. Erfahrungen, Einstellungen, Gefühle, Sehweisen, Traditionen wer- den in Geschichten weitergegeben. Erzählen und Zuhören ermöglichen das Mitfühlen und Mitleiden; sie können heilsam sein und Leben schenken. Erzählungen können aber auch befremden, indem sie Selbstverständlichkeiten in Frage stellen. Die Schule braucht Raum zum Erzählen und zum Zuhören. Schülerinnen bzw. Schüler und Lehre- rinnen bzw. Lehrer können im Religionsunterricht zur Erzählgemeinschaft werden. Der Religionsunterricht braucht die Vergegenwärtigung von Vergangenem durch Erzählen, die prophetische Kraft „gefährlicher Erinnerungen“; er braucht Erzählungen von einer 4 Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche 19 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule erlösten Welt als Hoffnungsspur; er braucht Erzählungen, die das Wirken Gottes in der Geschichte spiegeln. Dieses Handeln Gottes erweitert die Grenzen der Wirklichkeit. Vor allem Wundergeschichten inszenieren geradezu den Widerspruch zu vordergrün- digen Gewissheiten. Im katholischen Religionsunterricht haben viele Erzählungen Platz: eigene Geschich- ten vom Leben und Glauben, Alltagsgeschichten, biblische Geschichten, Geschichten von Glaubenden, Hoffenden, Zweifelnden, Leidenden, Liebenden. Erzählen kann, wer etwas erlebt und erfahren hat. Im Erzählen finden Menschen ihre Geschichte. Die erzählten Erfahrungen von heute kommen mit den überlieferten Erfahrungen ins Ge- spräch. Erzählungen besitzen Kraft, wenn sie das Erwartete umkehren, das Gewohnte und Alltägliche übertreiben, Angst nehmen, Hoffnungen unerwartet erfüllen, Schwächen zu Stärken werden lassen. Schülerinnen und Schüler fragen. Unbefangener und ausdauernder als Erwachsene stellen sie in Frage, was ihnen begegnet. Sie wollen immer weiterfragen, nachdenken, sich untereinander austauschen, die Meinungen und Überzeugungen der Erwachse- nen hören. Sie stellen die großen Fragen der Menschheit – nach dem Sinn von Leben und Tod, nach unserer Herkunft und Zukunft und nach Gott. Sie stellen Fragen, von denen sie vielleicht ahnen, dass sie nicht endgültig zu beantworten sind. Der Religions- unterricht lebt von diesem Interesse am Fragen und am Dialog. Er weckt vorhandene und neue Fragen der Schülerinnen und Schüler. Die Religionslehrerinnen und -lehrer helfen den Schülerinnen und Schülern, ihre Fragen und Gedanken besser zu verste- hen. Dazu eröffnen sie den Schülerinnen und Schülern Angebote über die reine Ver- balisierung hinaus, die eigenen Erfahrungen, Vorstellungen und Fragen auszudrücken (z. B. durch Bild, Musik und Bewegung). Durch Rückfragen bemühen sie sich, Schülerin- nen und Schüler besser zu verstehen, und erkennen so den Wert ihrer Fragen an. Für diesen Verständigungsprozess ist es wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer die Aus- drucksgestalt achten, die Schülerinnen und Schüler ihren Fragen und Gedanken geben. Im Zentrum der jüdisch-christlichen Gottesvorstellung steht die Überzeugung, dass Gott sich in Erfahrung bringt, zugleich aber unverstehbar und unverfügbar bleibt. Von ihm darf man sich kein Bild machen. In der Beziehung zum gekreuzigten und aufer- standenen Herrn Jesus Christus gewinnen Christen Gemeinschaft mit dem Gott, der im Nicht-Wissen zutiefst erkannt wird. Der Gott der Bibel ist ein Gott der leidenschaft- lichen Beziehung zu den Menschen, der herausfordert und in Frage stellt, aber auch sich in Frage stellen lässt und die nicht verlässt, die nach ihm fragen (PS 9,11). Auch im Lernraum Schule begegnen Schülerinnen und Schüler Menschen unterschied- licher Kulturen, Religionen und Lebensstile. Sie entdecken die Irritation und den Reiz des Fremden, nehmen Anderes wahr und beginnen, es zu verstehen. Zugleich erfahren sie, dass eigene Vorstellungen, Verhaltensweisen und Wertmaßstäbe mit denen ihrer Mitschüler konkurrieren. Die Zukunftsaufgaben können nur gemeinsam gelöst werden: Frieden, Gerechtigkeit, die Sorge für Mit- und Umwelt werden als Aufgabe aller Menschen und Religionen ver- standen. Das Zusammenrücken der Kulturen begründet auch „ökumenisches Lernen“; es bezieht sich auf die zugleich bedrohte und doch mögliche Lebensgemeinschaft aller Menschen in dem „gemeinsamen Haushalt der bewohnten Erde“. Von diesem Ansatz her ist ökumenisches Lernen ein Lernen durch Begegnung; es beschränkt sich nicht auf Informationen. Inhaltlich nimmt das ökumenische Lernen die Einheit von Glaube und Leben, von sozialem und religiösem Lernen, von Spiritualität und politischer Ver- antwortung, von örtlicher und weltweiter Gemeinde in den Blick. Es handelt sich um ein grenzüberschreitendes und handlungsorientiertes Lernen. 4 Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 20 Das fragende und nachdenkliche Gespräch Lernen in der Begegnung mit anderen Biografie- und situationsorientiertes Lernen Unterrichts- organisation Im Religionsunterricht werden Kinder in den Prozess des ökumenischen Lernens ein- gebunden, indem sie sich über Feste, Bräuche und Gebetspraktiken anderer austau- schen. Sie werden in das ökumenische Lernen eingeführt durch die Erinnerung an jene Orte und Situationen, wo sie selbst fremd waren, wo sie auf die Hilfe anderer an- gewiesen waren. Hierbei geht es um einen Wechsel der Perspektive, um den Versuch, sich in die Lage der Fremden zu versetzen, ihre Nöte und Probleme zu verstehen, an ihren Hoffnungen und Freuden teilzunehmen und ihre Ängste wahrzunehmen. Der Religionsunterricht fördert die Fähigkeit, die eigene Lebensgeschichte anzuneh- men und zu deuten. In der Praxis des Unterrichts wird biografie- und situationsorien- tiertes Lernen dadurch gefördert, dass die Schülerinnen und Schüler ermutigt werden, die Inhalte des Religionsunterrichts mit ihrem eigenen Leben in Beziehung zu setzen, indem sie Erinnerungen, Wertungen, Einstellungen, „Vorurteile“ und Deutungen einbrin- gen. Zugleich sollen sie bestärkt werden, ihren Lebensdeutungen Ausdruck zu geben: im Gespräch, in Texten, Bildern, Gesten und im Klang. Sie sollen auch mit anderen Biografien ins Gespräch kommen, z. B. denen der Lehrerinnen bzw. der Lehrer, der Eltern und Großeltern, von biblischen oder literarischen Gestalten und von Heiligen. In einem solchen Religionsunterricht hat das subjektive Interesse der Schülerinnen bzw. Schüler und Lehrerinnen bzw. Lehrer einen legitimen didaktischen Ort. Die Inhalte des Unterrichts gewinnen ihr didaktisches Profil aus ihrer Bedeutung für den Prozess der Selbstfindung und für den Aufbau der religiösen Wahrnehmungs-, Gestaltungs- und Urteilsfähigkeit der Kinder. Ob sie dieser lebensrelevanten Funktion gerecht werden können, hängt von vielen situativen Faktoren ab. Wann der richtige Zeitpunkt für ein Thema in einer bestimmten Lerngruppe gekommen ist, lässt sich nur grob durch einen Rahmenplan oder durch ein Schulbuch vorwegnehmen bzw. für die Schülerinnen und Schüler einer bestimmten Entwicklungsstufe behaupten. Das Gespür für die „Pünkt- lichkeit“ eines Themas lässt sich nur vor Ort entwickeln. Wer dem Anspruch und dem Eigenwert der Inhalte gerecht werden will, darf diese nicht unabhängig von ihrer bio- grafischen und situativen Verortung sehen. Der Rahmenplan ist deshalb offen für die konkreten religiös relevanten Lebenssituationen der Schülerinnen und Schüler. Der vorliegende Rahmenplan ist in besonderer Weise auf die Bedingungen eines katholischen Religionsunterrichts in der Diasporasituation abgestimmt. Durch die The- menbereiche sorgt er für eine Kontinuität in den Jahrgangsstufen. Er berücksichtigt die anthropologische Dimension unter den Aspekten von Erfahrung (Themenbereiche 1-3) und deren Erschließung (Themenbereiche 4-6) sowie die theologische Dimension un- ter den Aspekten von Offenbarung (Themenbereiche 7-9) und deren Erschließung (Themenbereiche 10-12). Bei der unterrichtlichen Behandlung der Themen ist darauf zu achten, dass die inein- andergreifenden anthropologischen und theologischen Stränge nicht isoliert betrachtet werden, sondern stets in Bezogenheit ausgewiesen werden. Die Übersicht (s. Ab- schnitt 5.1) ist hierbei Strukturierungshilfe. So sollen die Themen – selbst jahrgangsstufenübergreifend – in einer von der Lehrerin bzw. vom Lehrer zu erstellenden Reihenfolge vernetzt werden, z. B. in Jahrgangsstufe 1 Wir feiern und Ich bin getauft oder Jahrgangsstufe 1 Wir sehen nicht nur mit den Augen und Jahrgangsstufe 2 Gott – offenbar und verborgen. Bei jahrgangsstufenüber- greifenden Gruppen besteht auch die Möglichkeit, die Themen aus den benachbarten Jahrgangsstufen 1/2 und 3/4 jährlich epochal einzusetzen. 4 Gestaltung von Unterricht – fachdidaktische Ansprüche 21 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 5.1 Übersicht über die Themenfelder Themenfeld Jahrgangs- Jahrgangs- Jahrgangs- Jahrgangs- stufe 1 stufe 2 stufe 3 stufe 4 Familie – Miteinander Verantwortlich Miteinander Sich orientieren Schule leben sein lernen Person – Mich gibt es Ich lebe mit Menschen Menschen in Gesellschaft nur einmal anderen leben mitein- der Welt ander Fest Wir feiern Gemeinsam Ein Fest ist Wir feiern den feiern schenkt mehr als feiern Sonntag als Tag Freude des Herrn Symbol- Nicht alles Manches will Symbole Symbole verständnis können Worte erfahren sprechen zeigen einen sagen werden zu uns Weg Sprach- Wir sehen Wir sprechen Jesus erzählt Wir lernen verständnis nicht nur mit auch in Bildern in Bildern symbolische den Augen Sprache Welt der Bibel Menschen Jesus lebte Gottesdienst Wachsen und reisen nach in dem Land in Israel Werden der Hl. Israel Israel Schrift Jesus Christus Jesus hat Jesus erzählt In Jesus zeigt Menschen wirklich gelebt uns von Gott sich die Men- folgen dem schenfreund- Ruf Jesu lichkeit Gottes Gott Es gibt einen Gott wendet Gott ruft heraus Auf Gottes Ruf Gott alles zum antworten Guten Schöpfung Wir betrachten, Die Bibel er- Ich kann Gott Ich bin mitver- was Gott hat zählt uns von in seiner Welt antwortlich für werden lassen der Erschaf- erfahren die Schöpfung fung der Welt Religionen – Menschen Verschiedene Verschieden In der Welt gibt Konfessionen glauben an Konfessionen glauben – mit- es viele Religio- Gott einander leben nen Kirche In die Kirche Mit der Kirche Mit der Kirche Mit der Kirche gehen feiern gehen leben Gebet – Ich bin getauft Beten – Spre- Christus be- Gottesdienst Gottesdienst – chen mit Gott gegnet uns als Zeichen Sakramente in den Sakra- christlicher menten Gemeinschaft 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 22 Inhalte5 G la ub en Le be n er sc hl ie ße n er fa hr en er sc hl ie ße n er fa hr en 5.2 Themenfelder Leben erfahren: Familie – Schule Schon im Vorschulalter wird den Kindern bewusst, dass sie nicht allein, sondern mit anderen Menschen zusammen leben. Die Lebenswelten von Familie, Kindertagesstät- te und Schule prägen sie in der Entfaltung ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Lernte das Kind im Bereich Familie, Zugang zur Welt zu bekommen und zu hören, zu spre- chen, zu sehen, zu laufen, zu greifen und einfache Selbstständigkeit zu erwerben, wei- tet sich der Lernbereich mit dem Schuleintritt. Die Kinder erfahren eine größere Gruppe und ihre Lebensvollzüge. Mit dem Erlernen der Kulturtechniken wächst auch ihre Ver- antwortung gegenüber Gott, sich selbst, den Mitmenschen und der Natur. Leben als Prozess von Geben und Empfangen, als Miteinander, das im verantwortlichen Mittun gelingt, und die Orientierung für alle Lebensbereiche gründen in der Liebe zu sich selbst, zum Nächsten und zu Gott. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – verschiedene Aufgaben in der Familie/ – Spannungen und Leid in der Familie und Schule für Kinder benennen in der Schulgemeinschaft erkennen – Unterschiede im Zusammenleben in der – erkennen, dass das Leben in diesen Familie und in der Schule benennen Gemeinschaften Engagement und – Familie als Ort der Geborgenheit, Liebe Rücksichtnahme erfordert und Freude benennen – Formen der Versöhnung und Wieder- gutmachung kennen Inhalte Miteinander leben Verantwortlich sein Miteinander lernen Sich orientieren – meine Familie (El- – ich werde – es ist nicht immer – Regeln und Ord- tern,Geschwister, gebraucht leicht, das Richtige nungen erleich- Verwandte) – ich brauche zu tun tern das Zusam- – meine Freunde andere Menschen – sich entscheiden menleben – meine Klasse – ich habe Aufgaben – andere Entschei- – Gott gibt uns weg- – Aufgaben in der und Pflichten in dungen tolerieren weisende Worte Familie/Schule Familie und Schule und nach gemein- (Dekalog) – Zusammenleben (Ordnungsdienste, samen Lösungen – das doppelte in der Familie und Hausaufgaben, suchen Liebesgebot Jesu in der Schule Pflege von Pflan- – anderen gegenüber (Mt 22, 34ff) – Familie als Ort zen und Tieren) eigene Fehler ein- – mit Leid leben der Geborgenheit, gestehen lernen (Umgang Liebe und Freude – um Verzeihung mit Trennung, angemessen bitten Krankheit, Behin- derung, Tod) Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Sonntage als besondere Familientage und kirchliche Festtage sehen – Liebe zu Gott zeigt sich in der Nächstenliebe und muss sich dort bewähren – das Bußsakrament und die Gewissenserforschung als Versöhnungsakt zwischen Menschen und Gott verstehen 5 Inhalte 23 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule ➔➔ Sachunterricht: Ich – Du – Verwandtschaft Rechte und Pflichten in der Familie Aufgaben in der Schule Projekte: Freizeit-Plan ➔➔ Deutsch: Lesetexte: Umgang mit anderen Gedichte Anders-Sein Leben erfahren: Person – Gesellschaft Der Religionsunterricht erweist den Schülerinnen und Schülern einen wichtigen Dienst durch die Stärkung ihrer Selbstkompetenz. Das beginnt damit, sich der eigenen Einma- ligkeit bewusst zu werden und die Einmaligkeit eines jeden Menschen zu entdecken. Das Kind erfährt sein Leben als Geschenk, als seine Möglichkeit, die nur von ihm verwirk- licht werden kann. Wer sich selbst annimmt und sich angenommen und bejaht weiß, wird auch fähig, sein Leben verantwortlich zu gestalten und sich existentiell mit der Dimension des Glaubens auseinander zu setzen. Er lebt und erlebt sinnvoll soziale Beziehungen und Bindungen. Das Kind lernt, sowohl sich selbst zu behaupten und angemessen sein Recht durchzusetzen als auch die Grenzen der eigenen Ansprüche zu akzeptieren und damit soziale Haltungen zu entwickeln. Die eigenen Rechte und Pflichten gilt es anzunehmen und zu gebrauchen, um in der Gesellschaft verantwort- lich mitzuwirken und mit Kritik umgehen zu können. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – feststellen, was alles zum Ich gehört – bewusst die eigene Einmaligkeit sehen – erkennen, dass Andere auch ein ICH und daraus Konsequenzen für die Le- sind bensgestaltung ziehen – erkennen eigener Möglichkeiten und – eigene Grenzen erkennen und mit ihnen Grenzen leben lernen – Regeln benennen, die ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen Inhalte Mich gibt es nur Ich lebe mit Menschen leben Menschen in der einmal anderen miteinander Welt – so sehe ich aus – jeder hat beson- – ich setze meine – alle suchen Ge- – ich kann vieles, dere Fähigkeiten Fähigkeiten für borgenheit und manches noch – auf andere Rück- andere ein Liebe nicht sicht nehmen – Fähigkeiten des – Vorurteile er- – ich bin traurig, – beim Streit geht anderen achten schweren das mutlos, zornig, oft etwas kaputt – Umgang mit Zusammenleben fröhlich – sich vertragen eigenen und – ethnische Ge- – das ist mir beson- und nicht nach- fremden Sachen meinschaften ders lieb tragen – gehorchen, aber – Not in der Welt nicht blind gehor- – Hilfswerke chen 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 24 Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – kirchliche Gruppen, Verbände und caritative Einrichtungen besuchen – Teilnahme an kirchlichen Gemeinschaftsaktionen (z. B. Sternsinger-Aktion) – Teilnahme an Wortgottesdiensten und Hl. Messen – Besuch von Andachten, Aufnahme einer Gebetsbrücke – einen Gottesdienst für die Gemeinde gestalten ➔➔ Sachunterricht: Ich – Du – Verwandtschaft Ich, Gefühle/Sinne, Kinder in anderen Ländern ➔➔ Deutsch: Danksagungen, Einladungen verfassen Berichte über ein Fest schreiben Gedichte über den Zank Leben erfahren: Fest Feste haben ihren Platz im Leben der Gesellschaft und Gemeinschaft, in der Familie und im persönlichen Leben. Kinder erleben Feste mit, die aus unterschiedlichen Anläs- sen gefeiert werden. Ein Fest vorzubereiten und zu gestalten, durchzuführen und mit- zufeiern bedeutet immer, das eigene Können und Tun mit dem anderer wirksam werden zu lassen. Ein Fest wird zur Feier, wenn alle Beteiligten auch mit innerer Bereitschaft teilnehmen. Feste sprechen alle Sinne an und führen die Einzelnen zu einer Gemein- schaft zusammen. Darüber hinaus ermöglichen Feste Sinnfindung, indem sie über die Gegenwart und die Sichtbarkeit hinaus verweisen und dem, der sich darauf einlässt, Gottes Wirken und Gegenwart erfahrbar machen können. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – Feste aus dem eigenen Erfahrungsbe- – christliche Feste und christliches Brauch- reich benennen tum an einigen Beispielen beschreiben – ein Klassenfest planen, überlegen, wie – die Messfeier als Mittelpunkt des christ- jeder sich einbringen kann, damit es für lichen Gemeindelebens sehen alle schön wird – aufzeigen, dass die Christen in den Fes- – Feste als ein Ausdruck der Freude und ten des Kirchenjahres Gottes Handeln der Gemeinschaft erkennen mit den und für die Menschen feiern Inhalte Wir feiern Gemeinsam feiern Ein Fest ist mehr Wir feiern den schenkt Freude als feiern Sonntag als Tag des Herrn – meinen Geburtstag – wie Menschen – jedes Fest hat – der Sonntag ist ein – Erntedank feiern einen Ursprung Geschenk Gottes – Hl. Martin (Fest – was Menschen – Feste kehren über- – jeder Sonntag ist vom Teilen) feiern all immer wieder ein Festtag (Oster- – Weihnachten – wie Christen feiern – im Fest können wir tag) bereits ein Stück – der Sonntag Gottesnähe erfah- schenkt uns Zeit ren – Ist der Sonntag verloren gegangen? 5 Inhalte 25 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Alle Feiern im Jahreskreis ➔➔ Mathematik: Rechnen zur Festplanung, z. B. für 22 Leute ... Essen, Getränke Was kostet ... ➔➔ Sachunterricht: Das Fest planen, Verantwortlichkeiten, Verlässlichkeiten ➔➔ Deutsch: Lesen von Angeboten/Anzeigen, Einladungen verfassen ➔➔ Sport: Tänze einüben, Spiele Leben erschließen: Symbolverständnis Dinge, Handlungen und Worte können mehr ausdrücken als rein kognitiv-rational er- fasst wird. Dann sind sie Symbole, die sowohl im menschlichen Individual- als auch im Sozialbereich eine bedeutende Rolle spielen. Insbesondere aus religiösen Erfahrun- gen lassen sich Tiefe und Kraft von Symbolen nicht wegdenken. Kinder im Grundschul- alter sind noch empfänglich für die Kraft von Symbolen. Durch Stille, Betrachtung und kreativen Umgang erspüren sie die Vielschichtigkeit und Bedeutsamkeit von Symbolen und machen Erfahrungen mit dem Glauben.Vor allem Symbole aus dem jüdisch-christ- lichen Kulturraum, die in dichter Form zentrale Aussagen des christlichen Glaubens zu- sammenfassen, sind den Kindern nahe zu bringen, damit sie Zugang zu biblischen Texten und zum Geschehen der Sakramente gewinnen. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – Symbole kennen – christliche von anderen Symbolen unter- – Symbole erfahren und deuten lernen scheiden – Symbole als verdichtete Form von – Symbole als Handlungs- und Orientie- Lebens- , Glaubens- und Gotteserfah- rungsmuster deuten können rung verstehen – das eigene Leben in Symbolen aus- drücken können Inhalte Nicht alles können Manches will Symbole sprechen Symbole zeigen Worte sagen erfahren werden zu uns einen Weg – Kreuz – Sonne – Brot – Labyrinth – Licht – Wasser – von außen und von – Baum – Herz – Weg innen sehen – Berg – Tür – die Mitte – Wolke – Was ist ein Symbol? Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Symbolik der Gegenstände im Kirchenraum (Osterkerze, Altar ...) – sakramentale Handlungen (Taufe und Eucharistie) – biblische Bilder und Texte (Gleichnisse ...) – christliche Symbole im Laufe des Kirchenjahres und des Lebens 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 26 ➔➔ Deutsch: Symbole in Texten; Beschreiben von Symbolen ➔➔ Kunst: Symbole in Bildern; Darstellung von Symbolen mit ver- schiedenen Materialien ➔➔ Musik: Symbole in traditionellen und neuen geistlichen Liedern Leben erschließen: Sprachverständnis Durch seine Sinne tritt der Mensch in wechselseitigen Kontakt zu seinen Mitmenschen und zur Welt. In Worten werden gemeinsame Erfahrungen und Wirklichkeiten ausge- drückt und mitgeteilt. Darüber hinaus stiften Worte aber auch neue und eigene Wirk- lichkeiten, indem sie beispielsweise eine Beziehung gestalten. Der Mensch braucht zum Wachsen und Reifen sachlich angemessenes Sprechen, um mit den Dingen um- zugehen und sich mit anderen Menschen zu verständigen. Sprache stößt aber mehr und mehr da an Grenzen, wo sie sich dem Geheimnis des Menschen, der Welt und letztlich dem Geheimnis Gottes nähert. Hier lässt metaphorisches, symbolisches und bildhaftes Sprechen das Geheimnis ahnen und spüren. Da Grundschülerinnen und -schüler einen ähnlich unmittelbaren Zugang zu bildhafter und religiöser Sprache wie zu Symbolen haben, verstehen sie biblisch-religiöses Sprechen. Andererseits sind sie zu befähigen, die Grenzen eigener sprachlicher Möglichkeiten zu überschreiten und sich für Ausdrucksformen des Unaussprechlichen zu öffnen. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – das gegenseitige Verstehen in unter- – erste Einsichten in verschiedene litera- schiedlichen Formen erfahren und aus- rische Textarten und Aussageweisen drücken gewinnen – die Doppeldeutigkeit der Sprache – Bilder und Zeichen (die Jesus verwendet) erkennen in ihrer Aussageabsicht erklären – Bildworte deuten – verschiedene literarische Gattungen, die in der Bibel zu finden sind, erklären Inhalte Wir sehen nicht Wir sprechen auch Jesus erzählt in Wir lernen symbo- nur mit den Augen in Bildern Bildern lische Sprache (Metaphern) verstehen – Augen, die nicht – Sprichwörter – Gleichnis – Legende sehen – die Sprache der – Parabel – Sage – man sieht nur mit Bibel – Bildwort – Märchen dem Herzen gut Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Kindergottesdienste (orientiert am Kirchenjahr: Weihnachten, Ostern, Pfingsten etc.), – Schulgottesdienste, Sonntagslesungen; Heiligengedenktage; Sprichwörter aus der Bibel ➔➔ Musik: Sprachliche Bilder in traditionellen und neuen geistli- chen Liedern ➔➔ Deutsch: Metaphern in Sprache/Texten; literarische Gattungen (Gleichnis, Parabel, Legende, Sage, Märchen) 5 Inhalte 27 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Leben erschließen: Welt der Bibel Die Welt der Bibel ist Kindern weithin unbekannt. Daher können sie die Bedeutung vieler biblischer Erzählungen schwer entschlüsseln. Der Zugang zur Bibel wird ihnen erleich- tert, wenn sie die Menschen in ihren Lebenszusammenhängen kennen lernen, z. B. Palästina zur Zeit Jesu. Dies erfordert zusammen mit den Kenntnissen über das heuti- ge Land Israel die Fähigkeit wahrzunehmen, hinzusehen, zu deuten, abzuwägen und zu werten. Kinder können dann erkennen, was überliefert ist und was sich verändert hat, was verpflichtend war oder ist und was es wieder zu entdecken gilt. Übermittelt werden dabei den Glauben Israels begründende und ihn tradierende Zusammenhän- ge, die das religiöse Leben prägen. Einerseits gewinnen die Kinder Zugang zu heutiger Religiosität in Israel, andererseits erfahren sie aber auch vom Glauben Jesu und des Volkes seiner Zeit. Vorurteile können so verhindert werden. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – verschiedene Landesteile nennen und – den Aufbau der Bibel erläutern beschreiben – an konkreten biblischen Erzählungen – klimatische und landschaftstypische Merk- verstehen, wie die Bibel als Buch der male als wesentliche Bedingungen für Heilsgeschichte zwischen Gott und alltägliches Leben in Palästina erkennen seinem Volk entstanden ist (z. B. Häuserformen, Dorf, Stadt, tägli- – in Grundzügen die Entstehung biblischer ches Brot, Berufe) Schriften an exemplarischen Erzählungen – verschiedene Menschen und Gruppen darstellen mit ihren Besonderheiten benennen und Zusammenhänge zu den erworbenen Landeskenntnissen herstellen Inhalte Menschen reisen Jesus lebte in dem Gottesdienst in Wachsen und Wer- nach Israel Land Israel Israel den der Hl. Schrift – wie das Land aus- – Menschen zur Zeit – Juden beten – Menschen erzäh- sieht Jesu – der Sabbat len von ihren – leben und arbeiten – rund um das Haus – der Tempel Erfahrungen mit in Israel – im Dorf und in der – die Synagoge Gott – Glaube in Israel Stadt – mündliche und – am See schriftliche Über- – an der Zollstätte lieferungen – das tägliche Brot – Aufbau der Bibel – das Buch der Bü- cher Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Sabbat/Sonntag – Riten und Bräuche mit jüdischem Ursprung – Lesungen im Gottesdienst 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 28 ➔➔ Deutsch: Kreatives Schreiben: Ein Tag im Leben von Miriam ➔➔ Sachunterricht: Wie lebten Menschen früher? ➔➔ Kunst/Werken: Bau eines Dorfes zur Zeit Jesu Glauben erfahren: Jesus Christus Das Bekenntnis zu Jesus Christus, der „wie wir als Mensch gelebt hat“, der mächtig in Wort und Tat war, der am Kreuz gestorben und Ostern vom Tod auferstanden ist, bil- det die Grundlage des christlichen Glaubens. Christliches Handeln ist darum zutiefst menschliches Handeln und orientiert sich an dem, was Jesus gesagt und getan hat. Deshalb soll jedes einzelne Kind von den Grundzügen des Lebens Jesu von seiner Geburt bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung hören und sich damit ausein- andersetzen. Dadurch kann es für sich schon eine einfache Antwort auf Jesu Lebens- entwurf und die Herausforderung zur Nachfolge finden. Zumindest soll es spüren, wel- chen Sinn es hat, wie Jesus zu leben. Somit wird christlicher Glaube und sein Zeugnis im Neuen Testament nicht nur als ein Lippenbekenntnis kennen gelernt, sondern von innen wie von außen erschlossen und als Leben gestaltendes Prinzip erfasst. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – wichtige Ereignisse aus dem Leben – einige Bibeltexte kennen, in denen sich Jesu nennen Jesus den Armen, Schwachen und Sün- – Lebensstationen Jesu dem Kirchenjah- dern zuwendet reskreis zuordnen können – das Zeugnis Jesu für Gott, den Vater, an – ein Grundverständnis von Jesu Tod und einer Bibelstelle aufzeigen Auferstehung entwickeln – Beweggründe darlegen, die Menschen veranlassen, Jesus nachzufolgen Inhalte Jesus hat wirklich Jesus erzählt uns In Jesus zeigt sich Menschen folgen gelebt von Gott die Menschen- dem Ruf Jesu freundlichkeit Gottes – Jesus wird ge- – Jesus nennt Gott – Jesus heilt Men- – der Seesturm boren Abba schen – unsere Hände – Kindheitsge- – Gleichnis vom gu- – Brotvermehrung führen Jesu schichten ten Hirten – der auferstandene Werk fort: mis- – der Mann aus – Jesus fordert Got- Jesus wirkt weiter sionarische und Nazareth tesliebe – Jesus begeistert caritative Dienste – Jesu Tod und – Zachäus Menschen auch – Mutter Teresa Auferstehung – Hochzeit zu Kana heute – Don-Bosco – Bartimäus – der barmherzige – Gleichnis vom un- – Niels Stensen – Heilung des Samariter barmherzigen Ver- Gelähmten walter – lasst die Kinder zu – die Berufung der mir kommen Jünger 5 Inhalte 29 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – das Kirchenjahr (Advent, Weihnachten, Fastenzeit, Karwoche, Ostern...) zum Got- tesdienst (Evangelien, „Vater Unser“, ...) – Aktionen im Namen Jesu: Caritas, Missio, Misereor, Renovabis und Adveniat ➔➔ Sachunterricht/Deutsch/Musik: Geburtstag feiern (Geburt: Weihnachten) Sinnesorgane (blind, taub, lahm sein: Heilungen) Hochzeit feiern (Hochzeit zu Kana) Außenseiter, ausgestoßen sein, Benachteiligung (Ausgestoßene annehmen) Verantwortung tragen (Hirte) tägliches Nahrungsmittel (Brot) nachmachen, nachahmen, verleiten, verführen (Nachfolge) miteinander sind wir stark (Solidarität) Glauben erfahren: Gott Wenn überhaupt vorhanden, wird das Gottesbild der Kinder (wie auch das der Erwachse- nen) sehr unterschiedlich geprägt sein. Korrekturen sind immer wieder angebracht, wenn sich jemand Gott einseitig und verfügbar als z. B. magisch, rein moralisch, willkürlich, grau- sam, ohnmächtig, liebevoll vergreist vorstellt. Die Bibel spricht von Menschen, die Gott groß, allmächtig, fern und zugleich als Freund, helfend, lebendig und nah erfahren haben. Um die Kinder für Erfahrungen mit dem Gott, den die Bibel bezeugt, offen werden zu las- sen, sind zuerst Räume der Stille und bewusste Wahrnehmung auszuloten. Im Aufnehmen der Erzählungen von dem, was Menschen mit Gott erlebt haben, in der Heilserfahrung also, wächst die grundlegende Erkenntnis: Jeder Mensch ist letztlich auf einen verwiesen, der alles und ihn selbst trägt und lenkt, der Gott genannt wird. Wenn Menschen von Gott spre- chen, können sie dies nur hilflos tun und in der Begrenztheit ihrer Vorstellungen entfalten. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – wissen, dass Gott sich Menschen offen- – erkennen, dass ein Leben mit Gott bart hat und doch unfassbar geblieben immer auch ein Wagnis ist, Gott, das ist dunkle Licht. – verschiedene Gottesvorstellungen aus – an biblischen Texten das Wirken Gottes dem AT beschreiben im Leben eines Menschen beschreiben – beschreiben, dass das Vertrauen auf – dem Anruf Gottes zu jeder Zeit nach- Gott Hoffnung in großer Not geben kann spüren 5 Inhalte 30 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 5 Inhalte 31 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Inhalte Es gibt einen Gott Gott wendet alles Gott ruft heraus Auf Gottes Ruf zum Guten antworten – Gott schließt einen – Josefsgeschichte – Berufung Abra- – Jona Bund mit Noah – Offenbarung an hams – die drei Jünglinge – Gott als Freund Samuel (1 Sam 3) – Gott zu Gast bei im Feuerofen – Offenbarung an – die Himmelsleiter Abraham (Gen 18) (Daniel 3) Maria (Lk 1,26 ff) (Gen 28) – Gott prüft Abra- – Elija – Bildgeschichten ham (Gen 22) – über den Tod von Gott – Gott heute erfahren hinaus zu Gott – Mosegeschichte (Wahrnehmung, – Leben ohne Ende – Durchzug durch Erlebnis, Anruf) das Schilfmeer – Gottes Bund am Sinai Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Das Fest „Verkündigung des Herrn“ – Lesungen aus dem Alten Testament (Abraham, Josef, Mose, Bundesschluss) – Fest Allerheiligen und Gedächtnis Allerseelen (Besuch auf dem Friedhof) – Kennen lernen von Menschen im Dienst für Gott (Ordensleute, Priester) ➔➔ Sachunterricht/Deutsch/Musik/Kunst: Freundschaft, Vertrauen, Regenbogen (einen Bund schließen: Noah) Feuer, Flammen (brennender Dornbusch: Moses) Freunde beherbergen, Freunde beköstigen (Gastfreundschaft: Abraham) Hören, Antworten, Echo, Stimmen erraten, nachahmen (Anruf: Berufung) Alles ist vergänglich (Sterben, Tod) Glauben erfahren: Schöpfung Was ein Mensch intensiv bewusst wahrgenommen hat, kann er verstehen, schätzen, schützen und schöpferisch verändern. Die Wahrnehmung soll nicht nur Oberflächli- ches, sondern auch die tiefere und verborgene Bezogenheit und Entwicklungsdynamik der Welt erfassen. Die Naturwissenschaftler haben aus der Perspektive ihres inhaltlich und methodisch begrenzten Forschungsbereiches die ständigen Veränderungen, die stetige Entwick- lung und die moderne Gefährdung der Welt und des Lebens überzeugend dokumen- tiert. Der gläubige Mensch sieht die Welt und das Leben in ihren tiefsten Beziehungen zu Gott als ihrem Schöpfer, Erhalter und Vollender. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – den biblischen Schöpfungsbericht nach- – Bereiche benennen, in denen Schöpfung erzählen geachtet und missachtet wird – die Aussageabsicht der Schöpfungser- – Auswirkungen menschlichen Handelns zählung erläutern auf die Schöpfung aufzeigen – die unterschiedliche Intention von bibli- – Handlungsfelder vorstellen, in denen schen Schöpfungsbericht und naturwis- Mitverantwortung für die Schöpfung senschaftlicher Erklärung zur Welterklä- übernommen wird. rung verstehen Inhalte Wir betrachten, Die Bibel erzählt Ich kann Gott in Ich bin mitverant- was Gott hat uns von der Er- seiner Welt wortlich für die werden lassen schaffung der Welt erfahren Schöpfung – Menschen – im Anfang schuf – in Ereignissen und – für mich selbst – Tiere Gott ... Schicksalen – für die Mitmen- – Pflanzen (Gen 1,1-2,4a) – im anderen Men- schen – und alles andere – Mann und Frau schen – für die Umwelt (Gen 2,4b-24) – in der Natur um – Loblied auf den mich herum Schöpfer – in meinem Handeln (Ps 19,104,148) Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Kindergottesdienst – Erntedankfest – Misereor – Kinderaktion, Sternsinger-Aktion – Eucharistiefeiern und Wortgottesdienste zu besonderen Anlässen – Engagement gemeindlicher Gruppen zur Bewahrung der Schöpfung ➔➔ Deutsch: Beantworten von Fragen zum Inhalt von Texten, Intentionen von Texten erschließen, Texte nacherzählen, Umsetzen von Texten in darstellendes Spiel ➔➔ Kunst: Malen/Gestalten der Schöpfungsgeschichte mit Farben, mit Ton oder anderen Materialien, Bildbeschreibung, -analyse von Schöp- fungsdarstellungen, Kostümentwürfe, Bühnenbilder für Auffüh- rungen ➔➔Musik: Umsetzen der Schöpfungsgeschichte mit Orffschen Instrumenten ➔➔ Sachunterricht: Entwicklung des Lebens, die Schöpfung aus naturwissenschaft- licher Sicht, Umweltschutz (Bewahrung der Schöpfung) 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 32 Glauben erschließen: Religionen – Konfessionen Der Religionsunterricht eröffnet den Kindern eine Chance, etwas zum Thema Religion zu erfahren. Darüber hinaus begegnen den Kindern im Alltag, in Büchern, Geschichten und in Medien gläubige Menschen, die nicht Christen sind und ihren Glauben in für uns fremden Formen praktizieren. Das Themenfeld Religionen – Konfessionen führt die Schülerinnen und Schüler an diese weltweite und in der Nähe erfahrbare religiöse Vielfalt heran. Denn nur aufgrund von Kenntnissen über die eigene religiöse Praxis und ihre Bedeutung, über Gemeinsames und Trennendes im Verhältnis der Konfessionen und Religionen können in den Kindern Verständnis und Toleranz gegenüber Anders- glaubenden oder Andersdenkenden wachsen. Ein fundiertes Wissen fördert Klarheit und Interesse in Bezug auf den eigenen Standpunkt sowie die Bereitschaft zum Ge- spräch und zu gegenseitiger Achtung. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – benennen, dass es evangelische, – Weltreligionen kennen lernen und in katholische und orthodoxe Christen gibt Grundzügen erläutern – einige Gemeinsamkeiten und Unter- – darstellen, dass Judentum, Islam und schiede aufzeigen Christentum monotheistische Religionen sind – um gemeinsame Wurzeln zwischen Juden und Christen wissen Inhalte Menschen glauben Verschiedene Verschieden glau- In der Welt gibt es an Gott Konfessionen ben – miteinander viele Religionen leben – sie beten – getrennt im Reli- – Islam – Judentum – sie feiern gionsunterricht – Sekten – Buddhismus – sie gehen in die – zwei Kirchen am – Naturreligionen Kirche Ort – gemeinsame und verschiedene Festtage – unterschiedliche Frömmigkeitsformen Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Ökumenischer Gottesdienst, ökumenische Veranstaltungen in der Gemeinde – gemeinsame Feste im Kirchenjahr, Festtage anderer Konfessionen – Gotteshäuser verschiedener Religionen im Vergleich – verschiedene Namen – ein Gott – Passahfest und Ostern – interreligiöse Veranstaltungen in der Gemeinde ➔➔ Kunst: verschiedene Gotteshäuser vergleichen und malen ➔➔ Musik: Lieder verschiedener Religionen kennen und vergleichen ➔➔ Sachunterricht: Haben wir eine Synagoge, Moschee in unserer Stadt? 5 Inhalte 33 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Glauben erschließen: Kirche Der Religionsunterricht ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, Kirche in ihrer Vielfalt wahrzunehmen: als Raum für eine Gemeinschaft mit Gott, die sich sammelt und versammelt, die hört, feiert, miteinander lebt und durch die Zeit geht. Kirche schenkt immer wieder den Glauben weiter, in dem Menschen ihr Leben für Gott und die Mitmenschen gestalten. Der Weg durch die Zeit hat dabei viele Formen desselben Glaubens ausgeprägt. Kirche ist in der lebendigen Gemeinschaft erfahrbar. Sie lebt in den Menschen, die füreinander da sind und als einzelne ebenso wie als Gemeinde Jesu Christi den Menschen dienen. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – christliche Feste und Bräuche kennen – Gemeinde als Ort benennen, an dem – einzelne Feste benennen und ihre Be- Christen sich ihren Glauben mitteilen deutung erläutern – Möglichkeiten von Mitarbeit in einer – verstehen, dass Christen das Handeln Gemeinde aufzeigen Gottes für die Menschen in Festen des – Grundzüge von Kirche erläutern Kirchenjahres feiern Inhalte In die Kirche Mit der Kirche Mit der Kirche Mit der Kirche gehen feiern gehen leben – ein Raum der – Advent/Weih- – Weg-Geschichten – Gemeindeleben Stille und des nachten – das Aschekreuz früher und heute Gebetes – Fastenzeit/Ostern – der Kreuzweg – Aufgaben und – ein Raum der – Pfingsten – die Wallfahrt Dienste in der Versammlung – Maria Gemeinde – ein Raum der – Heilige (Elisabeth, Verkündigung Martin, Nikolaus) – ein Raum der Feier und der Freude Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Kirche als Sakralraum – Hochfeste, lokales Brauchtum – Gruppen und Dienste in der Gemeinde – Kirche aus lebendigen Steinen – Mittagstisch für Arme – Kindergarten, Schule und Pflegeheim der Kirchengemeinde ➔➔ Mathematik: ein Kirchenfenster konstruieren ➔➔ Kunst: ein Kirchenfenster malen ➔➔ Musik: Kirchenmusik und weltliche Musik im Vergleich (z. B. Kirchenlied und weltliches Lied) 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 34 Glauben erschließen: Gebet – Gottesdienst – Sakramente Dieses Themenfeld knüpft eng an den Themenfeld Kirche an. Die Kinder lernen, Ge- bet, Gottesdienst und Sakramente als Ausdrucksformen der eigenen Religion und des eigenen (katholischen) Bekenntnisses kennen. Dies geschieht, indem sie diese zu- nächst erst einmal wahrnehmen, erleben und dann – soweit möglich – deuten. Da Kin- der aufgrund ihrer Herkunft sehr unterschiedliche Eindrücke von religiösen Ausdrucks- formen haben, gilt es, sich behutsam den Formen und Inhalten zu nähern und sie miteinander zu entdecken. Dieses ist sicher für die Gemeinschaft in der Religionsgrup- pe ein Feld, in dem jedes Kind Neues erfahren wird. Zugleich wird die Gruppe mit wei- teren Glaubensgrundlagen und glaubenspraktischen Formen vertraut, die zu einer dem Alter angemessenen Antwort und Entscheidung für ein Leben im Glauben befä- higen. Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit, Begeisterung und Lebendigkeit sind in die- sem Unterrichtsgeschehen besonders bedeutsam. Jahrgangsstufen 1/2 Jahrgangsstufen 3/4 Ziele Ziele – vom Taufsakrament berichten und wich- – die Sakramente aufzählen und zum tige Elemente anführen können Lebenslauf zuordnen können – verschiedene Gebetsformen benennen – den Aufbau eines Gottesdienstes in und erklären können (Bitt-, Dank-, Lob- groben Zügen aufzeigen können gebet) – von Menschen erzählen, die sich in – die verschiedenen Gebetshaltungen verschiedenen Situationen im Gebet an kennen und erklären Gott wenden Inhalte Ich bin getauft Beten – Sprechen Christus begegnet Gottesdienst als mit Gott uns in den Sakra- Zeichen christli- menten cher Gemeinschaft – Gott nimmt mich an – wir können Gott – Umkehr und Ver- – wo zwei oder – ich gehöre zur Vater nennen (das söhnung drei... gemeinsam Kirche Vaterunser) – Gleichnis vom singen und beten – Taufe bringt mich – wir tragen ihm Lob, guten Vater – die Hl. Messe als auf den Weg zu Dank und Bitte vor – Jesus und die Feier von Tod und Gott – beten kann man je- Sünder Auferstehung – es gibt Getaufte derzeit und überall – das Gastmahl der Jesu und Ungetaufte – verschiedene Ge- Liebe im Brotbre- betshaltungen chen (u. a. Kniebeuge, – Hochgebet/ Kreuzzeichen) Wandlung Bezug zu Kirchenjahr/Gemeindeleben – Teilnahme an Wortgottesdiensten und Hl. Messen – Besuch von Andachten, Aufnahme einer Gebetsbrücke – einen Gottesdienst für die Gemeinde gestalten 5 Inhalte 35 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule ➔➔ Deutsch: ein Gebet als literarische Sonderform sehen ein Gebet verfassen ein Gebet vorlesen Spielszenen daraus entwickeln ➔➔ Sport: Meditativer Tanz ➔➔ Sachunterricht: Brot backen, verteilen, essen – besondere Situation schaffen Geburt und Tod als Teil des Lebens 5.3 Fachübergreifende und fächerverbindende Themen Der Religionsunterricht fördert fachlich begründete Kompetenzen und hat von seinen Zielsetzungen und Inhalten her ein eigenes Profil. Dies begründet seine Eigenständig- keit als Schulfach. Gleichzeitig enthält der Religionsunterricht auch eine fachübergrei- fende Dimension, denn im Religionsunterricht geht es um das Ganze der Wirklichkeit: um die Welt als Schöpfung, um Gott als Grund des Lebens und als geschichtswir- kende Macht. So ergeben sich viele Chancen und Möglichkeiten eines fachübergrei- fenden Lernens, die in den Themenfeldern im Abschnitt 5.2 benannt sind. Auf diese Weise wird interdisziplinäres und mehrperspektivisches Lernen gefördert. Dabei bringt der Religionsunterricht die besondere Perspektive religiöser und gläubi- ger Lebens- und Weltdeutung in fächerverbindende Vorhaben ein. Thema Inhalte Umgang miteinander Anerkennung jeder einzelnen Person ➔➔ Deutsch, Sport, Musik Achtung des Jüngeren, des Schwächeren Regeln Frieden ➔➔ Deutsch, Sport Bedrohung durch Streit, Neid, Ungerechtigkeit Zeit ➔➔ Mathematik, Kunst, Tag und Nacht Sachunterricht Jahreszeiten, Zeit bewusst erleben, darüber nachdenken Wachstum ➔➔ Mathematik, Die Biografie eines Menschen Sachunterricht Umgang mit Krankheit, Behinderung, Tod Hoffnung ➔➔ Deutsch Als Leitmotiv des täglichen Miteinander, des täglichen Lebens Verhalten im Verkehr ➔➔ Sachunterricht Regeln kennen lernen und sie bewusst beachten Traditionen ➔➔ Sachunterricht, Kunst, Wie gestalten verschiedene Kulturen ihre Feste? Deutsch Wie feiert man Weihnachten, wenn man nicht glaubt? Christliche und heidnische Elemente unserer Feste – sind solche Traditionen wichtig? 5 Inhalte Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 36 Leistungsermittlung Leistungsbewertung Jahreszeiten ➔➔ Kunst, Deutsch, Musik, Frühjahr: Wachsen, Wärme, Wasser, Licht Sachunterricht Herbst: Erntezeit, Erntedankfeste, von Fülle und Viel- falt, von Samen und Früchten, Vergänglichkeit in der Natur, im Leben Umgang mit der Natur (Schöpfung) ➔➔ Sachunterricht Pflanzen, Tiere, Wasser Kinder der Welt ➔➔ Sachunterricht Kinderrechte, Lebensbedingungen Symbole ➔➔ Deutsch, Kunst, Musik Symbole in Bild und Text Metapher ➔➔ Deutsch, Kunst Metaphernverständnis Leistungsermittlung bezieht sich auf geplante Lernvorgänge. Sie ermöglicht Lernen- den, Lehrenden und Erziehungsberechtigten eine Rückmeldung über die Effizienz des Unterrichts und die Lernentwicklung des Einzelnen. Leistungsermittlung unterstützt die individuelle Lernentwicklung, stärkt die Anstren- gungsbereitschaft und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und entwickelt die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zur Selbsteinschätzung. Zur Leistungsermittlung wird eine Vielzahl von Leistungskriterien und -nachweisen her- angezogen, damit auch verbal oder rechtschreibschwächere Kinder über den bildneri- schen Ausdruck oder über praktische Aufgaben sich selbst und den anderen nachweisen können, was sie gelernt haben. Die jeweilige Aufgabenform steht mit den im Unterricht verwendeten Methoden in Beziehung. In der Praxis der Leistungsermittlung spiegelt sich somit die Methodenvielfalt des Unterrichts wider. Leistungsermittlung ist auf alle Kompetenzen gerichtet und bezieht sich sowohl auf Prozesse als auch Ergebnisse schulischen Lernens. Leistungen in mündlicher, schriftlicher oder praktischer Form sind zu bewerten. Die unterrichtliche Perspektive eines selbsttätigen Lernens bedingt die Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zur Selbstbeurteilung. Damit die Schülerinnen und Schüler lernen, ihre eigenen Leistungen und die der Mitschüler einzuschätzen, werden sie konti- nuierlich und zunehmend in die Leistungsbewertung einbezogen. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Lernstrategien und -techniken, die es ihnen ermöglichen, erkann- te Stärken und Defizite produktiv zu bearbeiten. Kriterien für die Leistungsbewertung werden offengelegt oder auch mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam erar- beitet. Schülerinnen und Schüler können so befähigt werden, ihren eigenen Lernstand festzustellen, um weitere Lernschritte anzuschließen. 6 Leistungsermittlung, Leistungsbewertung und Dokumentation 37 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Leistungsermittlung, Leistungsbewertung und Dokumentation 6 Aussagen über die Glaubensentscheidung einer Schülerin bzw. eines Schülers und ihre bzw. seine kirchlich-religiöse Praxis fließen nicht in die Leistungsermittlung ein. Die traditionellen Formen der Leistungsermittlung und Leistungsbewertung wie münd- liche und schriftliche Kontrollen sind um weitere Formen zu ergänzen. So können z. B. Beobachtungsbögen eingesetzt werden, um auch die Entwicklung der personalen und sozialen Kompetenz zu erfassen. Lern-Begleithefte und Lern-Tagebücher, Interviews und Fragebögen sind geeignete Formen für die Dokumentation durch die Schülerin bzw. den Schüler selbst. Diese Dokumentationen können auch für ein Lern-Beratungs- gespräch genutzt werden, um der Schülerin bzw. dem Schüler zu helfen, ihr bzw. sein Lernen zu reflektieren, ihre bzw. seine Lernfortschritte zu beurteilen und sich selbst weitere Ziele zu setzen. 6 Leistungsermittlung, Leistungsbewertung und Dokumentation Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 38 Dokumentation 39 Rahmenplan Katholische Religion Grundschule Notizen Rahmenplan Katholische Religion Grundschule 40 Notizen Rahmenplan Grundschule Katholische Religion Rahmenplan Katholische Religion