Achtjähriges Gymnasium Lehrplan Deutsch für die Klassenstufe 9 überarbeitete Fassung Februar 2007 Februar 2007 1 LEHRPLAN FÜR DAS FACH DEUTSCH KLASSENSTUFE 9 Vorbemerkung Im Bereich der Sprachverwendung werden in der Klassenstufe 9 wichtige Grundlagen für die Oberstufe gelegt; das Hauptgewicht für den Teilbereich Schreiben liegt auf den Aufgabenarten Erörterung und Textinterpretation. Die Erörterung wird in zwei Varianten (lineare und antithetische Erörterung) eingeführt. Als Textinterpretation wird die untersuchende Erschließung (Analyse und Interpretation) eines literarischen Textes bezeichnet. Für diese Form der schriftlichen Darstellung ist in der Klassenstufe 9 noch ein Gerüst von Fragen vorgesehen, an dem die Schülerinnen und Schüler sich orientieren können. Im fakultativen Teil des Lehrplans wird außerdem die gestaltende Interpretation vorgestellt, als eine produktive Form der Auseinandersetzung mit dem Text. Die verschiedenen Aufgabenarten, die sich auf literarische Texte beziehen, sind eng mit der Texterschließung im Lernbereich Umgang mit Texten und Medien verzahnt. Das Kurzreferat lässt sich in den Literaturunterricht einbinden, eignet sich aber auch, um die Berufsorientierung in der Klassenstufe 9 zu begleiten, z.B. wenn die Schüler aus dem Betriebspraktikum berichten. Die Stoffverteilungspläne der Klassenstufen 8 und 9 sehen vor, dass innerhalb der zwei Jahre mindestens eine Novelle und eine Sequenz von Kurzgeschichten gelesen werden. Die Entscheidung über den konkreten Zeitpunkt ist den Fachlehrern überlassen, sie können auf eine Titel- und Autorenliste zurückgreifen, die im Anhang 2 zum vorliegenden Lehrplan abgedruckt ist. Für die Klassenstufen 9 und 10 ist die Lektüre von jeweils einem Drama verpflichtend, dazu findet sich eine Liste mit geeigneten und erprobten Titeln im Anhang 3. Bei der Auswahl ist zu berücksichtigen, dass die Schülerinnen und Schüler innerhalb der zwei Jahre sowohl ein klassisches als auch ein modernes Drama kennen lernen sollen. Vor allem für den Teillernbereich Umgang mit Texten empfiehlt es sich, auch in der Klassenstufe 9 mit einem Lehrwerk (Lesebuch/Sprachbuch bzw. kombiniertes Arbeitsbuch) zu arbeiten. Im Lernbereich Reflexion über Sprache ist eine Konzentration auf wenige ausgewählte Lerninhalte vorgesehen. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit Fragestellungen der Semantik und Pragmatik beschäftigen, nämlich unterschiedliche Sprach- bzw. Stilebenen vergleichen und deren kommunikative Funktion untersuchen. Für alle Klassen- und Jahrgangsstufen ist eine möglichst weitgehende Integration der drei Lernbereiche angestrebt. Deshalb wurde darauf verzichtet, für die einzelnen Unterrichtsthemen Wochenstunden auszuweisen. Der den Lernbereichen zugeordnete Stundenansatz gilt als Maß für die Intensität, mit der ein Lernbereich in einer Klassenstufe behandelt werden sollte. In der praktischen Umsetzung empfiehlt sich eine über die Unterrichtswochen verteilte, ausgewogene Berücksichtigung der drei Lernbereiche mit unterschiedlicher Schwerpunktbildung. Für alle drei Lernbereiche ist der angesetzte Richtwert von insgesamt 60 Stunden äußerst knapp bemessen, deshalb sieht der Stoffverteilungsplan im fakultativen Teil ausdrücklich eine Vertiefung der obligatorischen Stoffe vor. Der spiralförmige Aufbau der Lehrpläne für das Fach Deutsch bringt es mit sich, dass zentrale Lerninhalte aus voraufgehenden Klassenstufen wieder aufgegriffen werden, eine solche Wiederholung ist ausdrücklich gewollt. Die Lehrpläne für die Klassenstufen 9 und 10 berücksichtigen die KMK-Bildungsstandards für den mittleren Bildungsabschluss. Februar 2007 2 Deutsch, Klassenstufe 9 Sprechen und Schreiben 25 Stunden verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 1 Kurzreferat • vorbereitende Arbeitsschritte: Thema analysieren, erwarteten Rahmen abstecken, Informationen und Materialien (z.B. Ton- und Bildmaterial) beschaffen, Quellenangaben notieren, Informationen thema- und zweckbezogen auswählen und Schwerpunkte setzen, gliedern, Stichpunktzettel anlegen (mit Vermerken über Einsatz von Materialien) Hilfsmittel bereitstellen und technische Geräte auf Funktion überprüfen • (freier) mündlicher Vortrag: Standardsprache Lautstärke, Sprechtempo, Artikulation Körperhaltung, Gestik, Mimik, Blick- kontakt • Beantwortung von Zusatzfragen • Einüben von Arbeitstechniken, z.B.: Mind Map zum Referatthema erstellen, Karteikarten anlegen, Literatur besorgen • @Internet-Recherche • zur Vertiefung Checkliste zum „Referat“ entwerfen lassen • auf ein Thesenpapier für die Zuhörer sollte in Klasse 9 noch verzichtet werden, stattdessen aktives Zuhören einüben (z.B. Blickkontakt mit Sprecher, nonverbale Zustimmung) • zeitlichen Rahmen auf fünf bis zehn Minuten begrenzen • @ggf. Einsatz von digitalen Medien (z.B. PowerPoint)  Umgang mit Texten und Medien: • Buchvorstellung, Autorenporträt • Berufe vorstellen im Rahmen des Betriebspraktikums  verschiedene Fächer  Reflexion über Sprache: Sprachebenen Literaturhinweise: Jörg Knobloch: Leichter lernen. Referate halten (Klasse 5-13), München (Bertelsmann: Omnibus) 1999 Lernen lernen: Referate - Vorträge - Facharbeiten, Mannheim (Duden Verlag) 2003 Februar 2007 3 Deutsch, Klassenstufe 9 Sprechen und Schreiben 25 Stunden verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 2 Erörterung 2.1 Lineare Erörterung/Klärung einer Sachfrage • Thema erfassen und von der Themenstellung abhängige Bearbeitungsform (linear oder antithetisch) erkennen; Schlüsselbegriffe erkennen und klären • Stoffsammlung/Gedankensammlung • Gliederung (Aufbau der Arbeit planen): Reihenfolge der Argumente festlegen, Gedanken ordnen und gewichten: vom weniger Wichtigen zum Wichtigen; Einheitlichkeit der Gliederung: Nominalstil (Stichwörter) oder Verbalstil (kurze Sätze) • Argumente/Erörterungspunkte ausformulieren; Dreiteilung des jeweiligen Erörterungspunktes beachten: These, Begründung (Argument im engeren Sinne), anschauliches Beispiel/treffender Beleg; Sachstil; mithilfe von Überleitungen inhaltlichen Zusammenhang der Argumente herstellen; immer Bezug zum Thema beachten • Ergebnis/Lösung formulieren • Ausformulierung unter Berücksichtigung des dreiteiligen Aufbaus: Einleitung - Hauptteil - Schluss Einleitungsvarianten, z.B.: aktuelles Ereignis, persönlicher Gedanke, Zitat, Definition, allgemeine Feststellung, geschichtlicher Rückblick Schlussvarianten, z.B.: Folgerung, Wunsch, persönliche Stellungnahme, Problematisierung (z.B. durch Wechsel der Perspektive) 2.2 Antithetische (dialektische) Erörterung/Problementscheidung Inhalte wie 2.1, aber • Abweichungen im Hauptteil: dreiteiliger Aufbau, bestehend aus Thesen- und Antithesenblock mit anschließender Synthese/Entscheidung • auch hier gilt das Prinzip der steigernden Anordnung der Thesen • je nach Problementscheidung mit Thesen- oder Antithesenblock beginnen Fachbegriffe/Fachwissen These, Argument, Beleg Antithese, Synthese/Entscheidung unterschiedliche Konjunktionen und ihre Funktionen Erörterungsformen: linear und antithetisch  Umgang mit Texten und Medien: Erörtern von Themen aus der Literatur, z.B.: Bölls Kurzgeschichte „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ - Böll zeigt in diesem Text, dass er den Plan des Touristen für fragwürdig hält. Erörtere,welche Gründe es dafür geben kann,diesem Plan zu misstrauen. verschiedene Fächer Sachwissen zusammentragen  Sprechen und Schreiben Kl.8: Vorformen der Erörterung/schriftliches Argumentieren • Beweisführung abwechseln: These  Beispiel Beispiel  These • als Variante akzeptabel: Zusammenziehen des Ergebnis- und Schlussteils  Sprechen und Schreiben Kl.8: Streitgespräch • Variante: abwechselnde Gegenüber- stellung der Einzelthesen/Antithesen: These 1 – Antithese 1 These 2 – Antithese 2 (…) Synthese/Entscheidung  Sprechen und Schreiben Kl.8  Reflexion über Sprache Kl.7: Wortarten Februar 2007 4 Deutsch, Klassenstufe 9 Sprechen und Schreiben 25 Stunden verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 3 Textinterpretation mit Leitfragen 3.1 Erzählende (epische) Texte erschließen mithilfe von Leitfragen • inhaltliche Analyse: Situation, Handlung, Figuren, Figurenkonstellation, soziales, zeitliches und räumliches Umfeld • formale Analyse: Aufbau, Spannungsverlauf mit Höhepunkt/Wendepunkt, Zusammenhang der Abschnitte, Einschnitte (Zäsuren), Erzähler, Erzählperspektive, Erzähltechnik (z.B. Raffung, Dehnung, Rückblende, Vorausdeutung), Besonderheiten bei Einleitung und Schluss, Rahmen • sprachliche/stilistische Analyse: Syntax, Semantik, rhetorische Figuren, Sprachebene, Sprachstil • Entstehungszusammenhang (z.B. historisch, literaturhistorisch, Biographie des Autors) • Interpretation der Analyseergebnisse: Fragen nach funktionalen Zusammen- hängen, Feststellen möglicher Textintention(en), Nennen und Erläutern der Wirkungsmöglichkeit(en) • persönliche Auseinandersetzung mit dem Text bzw. der Leitfrage 3.2 Szenische (dramatische) Texte erschließen mithilfe von Leitfragen (vgl. Vorgehensweise unter 3.1 unter Berücksichtigung gattungsspezifischer Merkmale) • inhaltliche Analyse: Handlung, Konflikt, Konfliktlösung, Figuren • formale Analyse: Bauform nach klassischem Muster/Abweichungen, Regieanweisungen • sprachliche Analyse: Monolog, Dialog, Verssprache, Prosa, Stilebene  Umgang mit Texten und Medien: Texterschließung/erzählende Texte/ szenische Texte/lyrische Texte  Sprechen und Schreiben Kl.7/8: Inhaltsangabe Kl.7/Charakteristik Kl.8 Beispiele für Leitfragen bzw. Arbeitsaufträge: • Zeige an einer geeigneten Textstelle, wie es dem Autor gelingt, eine besonders enge Verbindung zwischen Inhalt und Sprache herzustellen. • Besitzt der Text einen offenen Schluss? Begründe deine Ansicht. • Welche Erzählperspektive verwendet der Autor in dieser Kurzgeschichte? Erkläre, was er damit bei seinen Lesern erreicht.  Reflexion über Sprache: Sprachebenen/Stilebenen • Beispiel für Leitfrage: Warum wird im Text an dieser Stelle mit Zeitraffung gearbeitet? • Beispiel für Leitfragen: Bevor Tell Geßler ermordet, kommt es zu der Begegnung der Bäuerin Armgard mit dem Landvogt (IV,3: vv.2691-2785). Welches Anliegen bringt Armgard vor? Welche Reaktion zeigt Geßler? Warum hat Schiller die Szene an dieser Stelle eingebaut? • Entstehungszusammenhang (z.B. historisch, literaturhistorisch, Biographie des Autors) • Interpretation der Analyseergebnisse (vgl. 3.1) • persönliche Auseinandersetzung mit dem Text bzw. mit der Leitfrage Februar 2007 5 Deutsch, Klassenstufe 9 Sprechen und Schreiben 25 Stunden verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 3.3 Lyrische Texte erschließen mithilfe von Leitfragen (vgl. Vorgehensweise unter 3.1 unter Berücksichtung gattungsspezifischer Merkmale) • inhaltliche Analyse: Geschehen, Erlebnis, Gedanken/Gedankengang, Gefühle/Stimmung, lyrisches Ich, Problem, Motiv • formale Analyse: Teile und ihre Anordnung, Strophik, Metrum, Sprechrhythmus, Gedichtform • sprachliche Analyse: Bildlichkeit, Abweichung von der Alltagssprache • Entstehungszusammenhang (z.B. historisch, literaturhistorisch, Biographie des Autors) • Interpretation der Analyseergebnisse (vgl. 3.1) • persönliche Auseinandersetzung mit dem Gedicht oder der Leitfrage Fachbegriffe/Fachwissen: vgl. Angaben bei 3.1 - 3.3 • Beispiel für Leitfrage: Welche sprachlichen Bilder verwendet der Autor in der ersten Strophe? Welche Bedeutung haben sie für die Gesamtaussage des Gedichtes?  Reflexion über Sprache: Sprachebenen Februar 2007 6 Deutsch, Klassenstufe 9 Umgang mit Texten und Medien 25 Stunden Verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 1 Allgemeines 1.1 Lesekompetenz • Strategien zum Leseverstehen kennen und anwenden • Interesse an Literatur (Belletristik, Sachliteratur) aufrecht erhalten und weiter entwickeln • Lesen als Freizeitbeschäftigung (zur Information und zur Unterhaltung) pflegen • aktuelle und persönliche Bezüge zur Lektüre herstellen • literarisches/ästhetisches Urteil entwickeln 1.2 Texterschließung: literarische Texte • nach Textart (Textsorte)/Gattung einordnen • Thema/Kerngeschehen/Textproblem erkennen • Figurenkonzeption und Figurenkonstellation erkennen • Aufbau/Handlungsstruktur erkennen • sprachliche/formale Merkmale in ihrem Wirkungszusammenhang erkennen • Intention(en) des Textes erkennen • Zusammenspiel von Inhalt und Form erkennen • Zusammenhang zwischen Text, Entstehungszeit und Leben des Autors herstellen 1.3 Texterschließung: Sach- und Gebrauchstexte • nach Textfunktion und Textsorte einordnen • Informationen entnehmen, ordnen, prüfen, ergänzen, ggf. vergleichen • sprachliche/formale Merkmale in ihrem Wirkungszusammenhang erkennen • nichtlineare Texte auswerten (z.B. Schaubilder) • Intention(en)/Zielgruppe bestimmen • Information und Wertung unterscheiden 1.4 Medienkompetenz • die Informationsangebote unterschiedlicher Medien nutzen (Recherche) • Medien nutzen zur Präsentation und Produktion • den eigenen Umgang mit Medien reflektieren • z.B. Wortbedeutungen klären, Text strukturieren (durch Zwischenüberschriften), Text grafisch veranschaulichen  Sprechen und Schreiben: • Buchvorstellung (Jugendroman, Novelle, Kurzgeschichte) • Autorenporträt als Kurzreferat  vertiefende Wiederholung von Kl. 8  Sprechen und Schreiben: • Textinterpretation mit Leitfragen • gestaltende Interpretation Februar 2007 7 Deutsch, Klassenstufe 9 Umgang mit Texten und Medien 25 Stunden Verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 2 Erzählende (epische)Texte 2.1 Allgemeines zu erzählenden Texten • Verhältnis von Realität und Fiktion • Handlungsverlauf und -struktur • Ort und Zeit der Handlung • Handlungsmotive der Figuren • sprachliche Merkmale • Erzählperspektive • Erzähler (in Abgrenzung vom Autor) • Erzähltempus • Erzählzeit/erzählte Zeit (Dehnung/Raffung) • Intention • Entstehungszusammenhang (z.B. historisch, literaturhistorisch, Biographie des Autors) 2.2 Kurzgeschichten (zur Stoffverteilung s. Vorbemerkung und Lehrplan Kl.8) • bevorzugte Stoffe (Lebensausschnitt, „Schicksalsbruch“ [Doderer]) • (zeit-)geschichtlicher Hintergrund • bevorzugte Figuren (Alltagsmenschen) • erzählerische Komprimierung und Reduktion des Personals • offene Form (unvermittelter Erzähleinsatz, offener Schluss, Tendenz zur Aussparung) • lakonische, andeutend-symbolische Sprache 2.3 Novelle (zur Stoffverteilung s. Vorbemerkung und Lehrplan Kl.8) • bevorzugte Stoffe („unerhörte Begebenheit“ [Goethe]; vgl. it. novella „Neuigkeit“) • geschlossene Form • Erzählrahmen/Rahmenerzählung • „dramatischer“ Aufbau (Wendepunkt) • (oft) Dingsymbol als Leitmotiv Fachbegriffe / Fachwissen: Erzähler, Erzählperspektive; Behandlung der Zeit und Erzähltempus; Erzählstruktur (offene und geschlossene Form, Rahmen, Anfang und Schluss, Wendepunkt)  Texterschließung unter Punkt 1  vertiefende Wiederholung von Kl. 7 und 8  Sprechen und Schreiben: • Textinterpretation mit Leitfragen • gestaltende Interpretation (nach dem Erzählmuster einer Kurzgeschichte einen eigenen Text schreiben oder ‚Leerstellen’ in Texten ausgestalten: z.B. als zusätzlichen Dialog, Erzählteil, Schluss) • epische Elemente im Spielfilm, in einer TV- Serie analysieren  Anhang 2: Lektüreliste Literaturhinweise: Urs Meyer: Kurz- und Kürzestgeschichte, in: Kleine literarische Formen in Einzeldarstellungen, Stuttgart (Reclam) 2002 (UB 18187) Interpretationen. Klassische deutsche Kurzgeschichten, Stuttgart (Reclam) 2004 (UB 17525)  Anhang 2: Lektüreliste Literaturhinweis: Hugo Aust: Novelle, Stuttgart/ Weimar, 3. Auflage, 1999 (= Sammlung Metzler 256) Weitere Fachbegriffe (abhängig von den behandelten Texten): Dingsymbol/„Falke“; Ich-Erzähler, allwissender Erzähler, neutraler Erzähler, personales Erzählen Februar 2007 8 Deutsch, Klassenstufe 9 Umgang mit Texten und Medien 25 Stunden Verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 3 Szenische (dramatische) Texte 3.1 Allgemeines zu szenischen Texten • Handlungsführung und dramatischer Aufbau • Gliederung (Szene, Akt) • sprachliche Gestaltung (Dialog, Monolog, gebundene Sprache oder Prosa) • Figurengestaltung • Entstehungszusammenhang 3.2 Klassisches Drama (zur Stoffverteilung in Kl.9/10 s. Vorbemerkung) • Bauform: 5 Akte, Exposition, Entfaltung des Konflikts, Wendepunkt/Peripetie, Katastrophe/Lösung • Figuren: Held (Idealisierung), Gegenspieler, Hauptfiguren, Nebenfiguren • Sprache: Vers (Blankvers), Sprachbilder, Sentenz, Sprachpathos/hoher Ton 3.3 Modernes Drama (zur Stoffverteilung in Kl.9/10 s. Vorbemerkung) • Bauform: lockere Szenenfolge, Reihung von „Bildern“ • Integration von epischen und weiteren nicht- dramatischen Elementen (z.B. Song, Moritat, Zitat, Textcollage) • entidealisierter Figurentyp • Sprache: Prosa, (stilisierte) Alltagssprache • Zerstörung der Illusion (Verfremdung) • Lehrcharakter 3.4 Inszenierung • Einsatz von außersprachlichen Mitteln (z.B. Pantomime, Kostüm, Maske, Licht, Bühnenbild, Musik) • Bearbeitung des Textes (Strichfassung) Fachbegriffe / Fachwissen: zu szenischen Texten s. oben unter 3.1 – 3.3  vertiefende Wiederholung von Kl. 8  Anhang 3: Lektüreliste  Sprechen und Schreiben: Textinterpretation (einer Dramenszene) mit Leitfragen • gestaltende Interpretation: z.B. nach dem Muster der Vorlage eine neue Szene schreiben • weitere produktive Auseinandersetzung mit dem Dramentext: Standbilder stellen, einzelne Szenen mit verteilten Rollen lesen und spielen, Theaterkritik schreiben • „Hinter den Kulissen“: Gespräch mit Schauspielern, Dramaturgen etc. • Besuch einer Vorstellung des Saarländischen Staatstheaters: Beratung durch das Theaterpädagogische Zentrum, Tel.: 0681/ 855401, e-mail: tpz-sbr@t-online.de • (ersatzweise) TV-Aufzeichnung einer Theater- Aufführung • Vermittlung einer Strichfassung durch das TPZ, Vergleich mit dem Original Februar 2007 9 Deutsch, Klassenstufe 9 Umgang mit Texten und Medien 25 Stunden Verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 4 Lyrische Texte: Gedichte 4.1 Allgemeines zur Lyrik • Sprecher (lyrisches Ich) und Adressat • Thema/inhaltlicher Aufbau • formaler Aufbau (Strophe, Vers, Versmaß, Reim, Rhythmus, Refrain, Textsorte) • sprachliche Gestaltung (Bild, Vergleich, Metapher, Personifikation, Inversion, Wiederholung, Anapher) • Zusammenwirken von Form/Sprache und Inhalt • Entstehungszusammenhang 4.2 Lyriksequenz zu einem Leitthema oder Leitmotiv (mindestens 4 Gedichte) 4.3 Vortrag • Gedicht auswendig lernen • vortragen Fachbegriffe/Fachwissen: s. oben unter 4.1  vertiefende Wiederholung von Kl. 8 • Rollengedicht  Sprechen und Schreiben: Textinterpretation mit Leitfragen • Vergleich von Gedichten, Fassungen • Texterschließung als produktive Aufgabe: z.B. Versfolge rekonstruieren oder neu ordnen oder ergänzen • eigene Gedichte schreiben • Reihe „Liebesgedichte“ oder • Reihe „Stadtgedichte“ oder • Reihe „Politische Lyrik“ Februar 2007 10 Deutsch, Klassenstufe 9 Reflexion über Sprache: Semantik / Pragmatik 10 Stunden Angesichts des vorgegebenen knappen Stundenansatzes empfiehlt es sich, die Unterschiede der Sprachebenen so weit wie möglich an geeigneten Textbeispielen exemplarisch zu erarbeiten. (Das Angebot der Vorschläge und Hinweise kann ohnehin in freier Entscheidung und selektiv genutzt werden.) verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 1 Sprachebenen/Stilebenen 1.1 Hochsprache/Standardsprache (öffentlichkeitsbezogene Schriftsprache) Typische Merkmale: - strukturierter bis komplexer Satzbau - Verwendung von Konjunktiv I bei der indirekten Rede - Verwendung von Konjunktiv-II-Formen - Verwendung von Präteritum - Vermeidung von Vulgärformulierungen 1.2 Umgangssprache (vorwiegend gesprochene, hochsprachlich geprägte Alltagssprache) Typische Merkmale: - Neigung zu Kurzsätzen und fragmentarischen Formen (Einzelwörter, Satzbruchstücke) - Bevorzugung des Indikativs bei indirekter Rede - Ersatzform mit „würde“ bei Konjunktiv II - Verwendung von Perfekt statt Präteritum - Vermeidung des Genitivs - Tendenz zu – teilweise derben – Redewendungen und Metaphern („Schieß los!“, „Spinnst du?“, „sauer“ sein) - Floskeln, Füllwörter, Pausenlaute zur Überbrückung einer Unsicherheit - regionale Färbungen der Umgangssprache: bisweilen Wortverkürzungen („Ich hab’“) und dialektale Anklänge („nich“/ „nee“): 1.3 Dialekt am Beispiel des „Saarländischen“ (Rheinfränkisch - Moselfränkisch) - Dialekt als Mundart (keine geregelte schriftliche Fixierung) • Ermittlung der Unterschiede von Standardsprache und (mit- bzw. niedergeschriebener) Umgangssprache durch Textvergleich • Lesen eines hochsprachlichen Textes – Kontrastieren mit mündlicher Inhaltswiedergabe  Umgang mit Texten und Medien /  Sprechen und Schreiben • Umgangssprache in literarischen Texten, z.B. Tucholsky: „Herr Wendriner erzieht seine Kinder“ • Umgangssprache in Pressetexten • Kurzüberblick über deutsche Dialektlandschaften • Dialekt als alte Sprachschicht, Rückgriff auf erarbeitete Aspekte der Sprachgeschichte (Kl.7/8) • Dialekt und Heimatbegriff • literarische Mundarttexte • Dialekt und Volksstück (z.B. Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick)  Umgang mit Texten und Medien • Textumwandlung: Mundarttext in hochsprachlichen Text und umgekehrt; Überprüfung der Wirkungen  Sprechen und Schreiben Literaturhinweis: Günter Scholdt/Dirk Walter: Saarländische Autoren – saarländische Themen, Saarbrücken 1995 (= Saarländische Beiträge zur pädagogischen Praxis 24) Februar 2007 11 Deutsch, Klassenstufe 9 Reflexion über Sprache: Semantik / Pragmatik 10 Stunden Angesichts des vorgegebenen knappen Stundenansatzes empfiehlt es sich, die Unterschiede der Sprachebenen so weit wie möglich an geeigneten Textbeispielen exemplarisch zu erarbeiten. (Das Angebot der Vorschläge und Hinweise kann ohnehin in freier Entscheidung und selektiv genutzt werden.) verbindliche Inhalte Vorschläge und Hinweise 1.4 Gruppensprachen - Fachsprache(n): definiert durch Fachvokabular - Jargons: Jugendsprache (Vertiefung von Kl. 7), Szenensprache(n), Umgangssprache von Zuwanderern: definiert durch Vokabular (z.B. Anglizismen), spezifische Redewendungen und Normabweichungen im grammatischen Bereich 2 Die kommunikative Funktion der Sprachebenen - - konnotative Funktion der Wortwahl (z.B. - „Haupt“, „Kopf“, „Rübe“ / „Antlitz“, „Gesicht“, - „Visage“, „Fresse“) - - situationsspezifische Sprachverwendung - - Sprache als soziales Signal - (Gruppenzugehörigkeit, gesellschaftlicher - Stand, Abgrenzungsbedürfnisse und - -tendenzen) 2.1 Kommunikationsmodell nach Bühler - (außersprachlicher) Gegenstand bzw. Sachverhalt: Darstellungsfunktion - Sender: Ausdrucksfunktion - Empfänger: Appellfunktion - Ergänzung: Begriff des Kodes Fachbegriffe: Sprachebene/Stilebene, Hochsprache, Standardsprache, Dialekt, Rheinfränkisch, Moselfränkisch, Jargon, Gruppensprache, Anglizismen, Kommunikationsmodell, Ausdruck, Darstellung, Appell, Konnotat • juristischen oder medizinischen Text lesen und verstehen • Schwierigkeit der Textumwandlungen in „Normaldeutsch“ (z.B. Verlust von Eindeutigkeiten) • Rollenspiel (z.B. über Alltagserscheinungen als „Wissenschaftler“ reden) • Textumwandlung: Jugendsprachentext in hochsprachlichen Text und umgekehrt; Überprüfung der Wirkungen  Sprechen und Schreiben • Ethno-Comedy als neuer Kabarettzweig: Untersuchung eines Beispiels (z.B. Videoaufnahme) Literaturhinweise: PONS Wörterbuch der Jugendsprache, Stuttgart (Klett) 2002; Peter Schlobinski: Von abdrücken bis zutexten (DU 6/2002) • Formulierungsübungen nach Sprachebenen und Überprüfung der kommunikativen Wirkung • Gespräch und Diskussion: - über Bedeutung der Hochsprache: „affiges Hochdeutsch“ contra überregionale Funktion; - über Anbiederung durch Übernahme von gruppenspezifischem Vokabular (Erwachsene reden in Jugendsprache u.ä.)  Sprechen und Schreiben • Beispiele für Kommunikationsstörungen auf der Darstellungsebene: Notwendigkeit des gemeinsamen Sprachkodes • (im Vorgriff auf Kl.10:) Analyse und Interpretation von Sachtexten Februar 2007 12 Deutsch, Klassenstufe 9 Anhang 1: Klassenarbeiten Der „Erlass betreffend Klassen- und Kursarbeiten“ in der Fassung vom 6. August 2004 schreibt im Fach Deutsch für die Klassenstufe 9 fünf Klassenarbeiten vor (vgl. dazu Amtsblatt des Saarlandes vom 19.08.2004, S.1745). In der Klassenstufe 9 sollen mindestens eine Erörterung und eine Textinterpretation mit Leitfragen geschrieben werden ( Sprechen und Schreiben, Punkt 3 und 4). Weitere mögliche Formen sind - die Inhaltsangabe mit interpretatorischen Zusatzfragen - die literarische Charakteristik (auch als Vergleich zweier Charaktere) - die gestaltende Interpretation Folgende Grundsätze sind zu beachten: • Die Arbeitsaufträge müssen einen sinnvollen Zusammenhang mit dem vorangegangenen Unterricht haben. • Die Kriterien zur Anfertigung der Arbeiten müssen den Schülerinnen und Schülern bekannt sein. • Die Kriterien der Bewertung müssen sich danach richten. • Verstöße gegen die Schreibnorm dürfen mit höchstens einer Notenstufe ins Gewicht fallen. Die Zeit für Klassenarbeiten sollte in der Klassenstufe 9 drei Unterrichtsstunden nicht überschreiten. Tabellarische Übersicht: 5 Klassenarbeiten literarische Charakteristik Erörterung Inhaltsangabe mit interpretator. Zusatzfragen Textinterpretation (Leitfragen) gestaltende Interpretation möglich x möglich x möglich • x: verbindlich 13 Deutsch, Klassenstufen 8 und 9 Anhang 2: Lektüreliste Novellen und Kurzgeschichten NOVELLEN Im Interesse der Leseförderung sollte der Deutschunterricht zunächst vorwiegend moderne, gegenwartsnahe Texte präsentieren, in denen die Schülerinnen und Schüler auf ihre vertraute Lebenswelt und eine bekannte Sprachform treffen. Anderseits sollten die Schüler aber auch frühzeitig Texte aus vergangenen Epochen kennen lernen, sich aus der historischen Distanz mit diesen Zeugnissen auseinandersetzen. Die Lektüre einer Novelle in der Klassenstufe 8 oder 9 lässt sich bewusst als erste Annäherung an die Literaturgeschichte nutzen, zumal der Schwerpunkt des Genres (in Deutschland) im 19. Jahrhundert liegt. Die Auswahlliste zur Novelle enthält durchweg Titel aus dem bekannten (und vielfach erprobten) Kanon. Es sind Werke, die ihrerseits in der literarischen Tradition weitergewirkt haben oder deren Thematik sich durchaus mit heutigen Lebenssituationen in Beziehung setzen lässt. Beispielsweise hat das Hochstaplerthema aus „Kleider machen Leute“ nichts von seiner Aktualität verloren und steht motivisch in einem breit gespannten Beziehungsgeflecht mit jüngeren Werken („Der Marquis von Keith“ / „Der Hauptmann von Köpenick“ / „Felix Krull“ / Identitätsfragen bei Frisch u.a.m.). Die Aufgabe des Deutschunterrichts wird also darin bestehen, durch akzentuierte Methodik die Barriere der „alten“ Poetensprache zu überwinden und Texte wie Kellers Novelle lebendig zu halten. Daneben finden sich unter den Vorschlägen auch einige Texte aus dem 20. Jahrhundert, die die novellistische Form fortführen und für die Altersstufe geeignet scheinen (Wassermann, Bergengruen, Lenz, Dürrenmatt). Sofern die Auswahl aus dieser Gruppe getroffen wird, empfiehlt sich ein orientierend-informierender Rückgriff auf die im 19. Jahrhundert etablierte Gattungstradition ( Umgang mit Texten und Medien, Punkt 2.3). (Zahlen hinter den Titeln geben die Klassenstufe an, für die der Titel empfohlen wird.) Bergengruen, Werner: Die Feuerprobe Brentano, Clemens von: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche Dürrenmatt, Friedrich: Der Richter und sein Henker (9) Eichendorff, Joseph von: Aus dem Leben eines Taugenichts (9) Fontane, Theodor: Grete Minde (9) Unterm Birnbaum (9) Hoffmann, E.T.A.: Das Fräulein von Scuderi Der Sandmann (9) Keller, Gottfried: Kleider machen Leute Kleist, Heinrich von: Das Erdbeben in Chili (9) Lenz, Siegfried: Das Feuerschiff (9) Meyer, Conrad Ferdinand: Das Amulett (9) Storm, Theodor: Die Söhne des Senators Der Schimmelreiter (9) Wassermann, Jakob: Das Gold von Caxamalca KURZGESCHICHTEN Die Kurzgeschichte kann - mit gewisser Vereinfachung - als typische und beliebte Textsorte der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts definiert werden. Deshalb sollte in dieser Unterrichtssequenz auch der literaturgeschichtliche Aspekt berücksichtigt werden. Die individuelle Textauswahl kann sich an dem Angebot des eingeführten Lesebuchs orientieren, besonders empfohlen werden Kurzgeschichten von Ilse Aichinger, Hans Bender, Peter Bichsel, Georg Britting, Heinrich Böll, Wolfgang Borchert, Marie Luise Kaschnitz, Elisabeth Langgässer, Siegfried Lenz, Josef Reding, Wolfdietrich Schnurre. 14 Deutsch, Klassenstufen 9 und 10 Anhang 3: Lektüreliste Dramen Die Lektüreliste führt eine Reihe von erprobten und für die Klassenstufen 9 und 10 geeigneten Titeln auf. Die „modernen“ Stücke der Liste stammen in der Mehrzahl aus den 50er und frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die von Literaturdidaktikern vorgeschlagenen neueren Stücke (z.B. von Heiner Müller oder Botho Strauß) sind überwiegend für die Klassenstufen 9 und 10 nicht geeignet. Der Fachlehrer/die Fachlehrerin kann im fakultativen Bereich auch eigene Schwerpunkte setzen. Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl sollte der aktuelle Spielplan des Saarländischen Staatstheaters sein, denn nach Möglichkeit sollten die Schülerinnen und Schüler eine Aufführung des von ihnen gelesenen Dramas besuchen. Borchert, Wolfgang: Draußen vor der Tür Brecht, Bertolt: Der gute Mensch von Sezuan Der kaukasische Kreidekreis Mutter Courage und ihre Kinder Dürrenmatt, Friedrich: Der Besuch der alten Dame (10) Die Physiker (10) Romulus der Große (10) Frisch, Max: Andorra Biedermann und die Brandstifter Goethe, Johann Wolfgang: Götz von Berlichingen Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz Die Weber (10) Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug (10) Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm (10) Schiller, Friedrich: Die Räuber Maria Stuart (10) Wilhelm Tell Zuckmayer, Carl: Der Hauptmann von Köpenick Des Teufels General Literaturhinweise: Clemens Kammler: „Das kommt nach Frisch und Dürrenmatt“, in: Der Deutschunterricht 2/2001, S.84-87; Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 3/2001 (Themenheft „Zeitgenössisches Theater und Unterricht“) Ergänzende (fakultative) Vorschläge: Ibsen, Henrik: Die Wildente (10) Ein Volksfeind (10) Kroetz, Franz Xaver: Maria Magdalena (10) Loher, Dea: Tätowierung (10) Mayenburg, Marius von: Feuergesicht (10) Molière: Tartuffe Patrick Süskind: Der Kontrabass